Gemeinde Reilingen

Seitenbereiche

Volltextsuche

Was suchen Sie?

RSS

Facebook

Kontrast

Schriftgröße:

Seiteninhalt

Wir berichten

Leben um 1850 : Als es in Reilingen noch keine Autos und Traktoren gab (Teil 1)

[Online seit 25.02.2019]


Früher war unsere Ortschaft fast ein reines Bauerdorf. 1855 gab es 130 Pferde und 699 Stück Rindvieh. Dazu 364 Schweine  und 1001 Schafe, 12 Ziegen und 18 Bienenvölker. (Quelle: 700 Jahre Reilingen, S. 303).   1860 wird eine erste Zweigniederlassung der Zigarrenfirma Weber und Ritzhaupt aus Heidelberg auf dem Reilinger Wersauer Hof untergebracht. (a. a .Ort S. 305). Um1870 kommen mehr Zigarrenfabriken auf. 1869 wird schon die bestehende Zigarrenfabrik Ritzhaupt erweitert. 90 Beschäftigte hat sie 1881, neu hinzu kommt die Fabrik Straßburger, die 100 Beschäftigten Arbeit gibt. Es gab auf den Dörfern genug  billige Arbeitskräfte, aber dennoch lebten die meisten Reilinger von der Landwirtschaft. Hierzu gehörte auch der Tabak- und Hopfenanbau. 1891 gab es 2213 Einwohner von denen 877 katholisch waren. Dazu kamen 95 jüdische Einwohner.

 Hockenheimer Gasse  vor der Renovierung (!) um 1890 , wohl älteste Reilinger Fotografie (Bild von Frau Sofie Krämer)
Hockenheimer Gasse vor der Renovierung (!) um 1890 , wohl älteste Reilinger Fotografie (Bild von Frau Sofie Krämer)

Die Zug- und Arbeitstiere waren das Pferd oder die Kuh. In  vielen Fällen stand den Landwirten aber nur ein Kuhgespann zur Verfügung .Die Kühe, die als Arbeitstiere gehalten wurden gaben natürlich weniger Milch. Um beste Ergebnisse zu erzielen, kümmerte sich der badische Großherzog  in Karlsruhe um seine Bauern. In Ladenburg war ein Landwirtschaftsamt , und die besten Empfehlungen gab das“Großherzog.-Badisches Landwirthschaftliche Wochenblatt“ (Karlsruhe) für Tier- und Pflanzenzucht.
So lesen wir aus dem Oberamt Heidelberg von dem Thierarzt Widmann: „Noch vor wenigen Jahren wurden außer der Haut den am meisten mit Sehnen durchwachsenen Fleischparthien und dem etwa vorhandenen Fette der gefallenen („gestorbenen“) Thiere, alle übrigen Theile als Cadaver auf den dazu bestimmten Wasenplätzen verlocht. (Das war in Hockenheim die Stelle an der“ Schinderhütte“ und in Reilingen am Waldeingang des Heidelberger Weges rechts. Das erzählte mir mein Vater.)  „In Zukunft“ so schreibt der Arzt weiter,  „lasse ich 10 bis 12 Fuß tiefe Gruben  von 8 bis 10 Fuß Länge und Breite graben. In diese Gruben werden dann sämmtliche Abfälle der Cadaver, als Fleisch, Blut, Eingeweide und Darminhalte, schichtenweise mit Erde oder leichtem Sande bis auf 4 Schuhe gegen die Oberfläche aufgefüllt, dann mit fester Erde zugedeckt. Nach einem halben, besser nach ¾ Jahren ist die Verwesung so weit vor sich gegangen, daß man den Inhalt mit dem Spaten oder der Schaufel als eine feste speckichte Masse herausnehmen kann. Daß dieser Dünger jeden anderen an Güte übertrifft, bedarf keiner Erwähnung.“
1842 lesen wir:  Rindviehzucht. „ Vor Allem erwähnen wir abermals, daß durch die höchste Gnade Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogsauch in dem Jahre 1842 wieder mehrere Bullenkälber von vorzüglicher Race („Rasse“) an verschiedene Gemeinden und Landwirthe als Geschenk abgegeben worden sind.“

Philipp Bickle

Weitere Informationen

Archiv - Ortsgeschichte

Hier können Sie ältere Artikel zum Thema Ortsgeschichte nachlesen.

Jahr 2003
Jahr 2004
Jahr 2005
Jahr 2006
Jahr 2007
Jahr 2008