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Als es noch keine ( elektrische) Waschmaschinen gab

[Online seit 21.01.2019]

In  den frühen fünfziger Jahren gab es in Reilingen in den normalen Haushalten keine Waschmaschinen.  In der „Waschküche“ wurde am Abend die Wäsche eingeweicht ( mit „Sil“),  dann am anderen Tag im Zuber mit Seifenflocken oder Schmierseife , Bürste oder Waschbrett bearbeitet. Manchmal verwendete man auch den „Wäschestampfer“. Nachdem wurden die Sachen im  holzbeheizten Kessel gekocht, dann gespült und auf der Wäscheleine getrocknet. Das dauerte besonders im Winter recht lange.  Da war die Wäsche knochenhart gefroren. Es gab  teilweise für Zuhause  schon einfachere, handbetriebene Waschmaschinen (wie wir sie im Reilinger Heimatmuseum sehen können); aber es war halt trotzdem  eine Knochenarbeit  für die Hausfrau. Deswegen hieß ein Werbespruch der Firma Miele: „Wenn Vater waschen müßte….kaufte er noch heute eine Miele Elektrowaschmaschine!“

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Kriege, konnte man sich dann wenigstens eine elektrische Schleuder leisten. In unserer Familie bekam meine Mutter eine Waschmaschine der Firma „Miele“.  Das war 1950! Man musste die  heiße Wäsche  ( die Maschine hatte keine eigene Heizung!) mit Hilfe einer Wäschezange oder eines „Wäscheprügels“ vom Kessel in den Bottich der Maschine geben. Ein sich hin- und her drehendes Wäschekreuz in der Mitte übernahm die Handarbeit. Das Wasser konnte man an der Seite mit einem Hahn ablassen. So wurde die Wäsche dann noch mit Wasser gespült, von den Seifen- oder Waschmittelresten gesäubert und nun mit einer motorgetriebenen Gummiquetschwalze (Wringmaschine) vom Restwasser befreit. Wir kauften die Maschine bei der Firma Willy Eichhorn (damals Hauptstraße 101, Elektrofachgeschäft, Fahrräder und Esso-Tankstelle; heute abgerissen, Rewe-Parkplatz;  ich besitze leider kein Bild davon!). Gekauft und bezahlt wurde die Maschine, als es im Oktober bei der Schlussabrechnung der Spargelsammelstelle in der Schulstraße noch eine Restauszahlung für die im Frühjahr abgegeben Spargel gab. Man nannte das „Spargelgeld“ und manch Reilinger Nebenerwerbslandwirt konnte sich da im Bereich der „Kerwe“ noch einen Sonderwunsch erfüllen.

Im Ort gab es aber auch zwei „Mietwäschereien“. Die lagen örtlich sehr nah beisammen. Die erste war in der Zeppelinstraße 14 bei der Familie Theodor und Stefanie Mitsch. Da meldete man sich  einige Tage vorher an und kam dann am Waschtage mit dem Handwägelchen und der am Abend zuvor eingeweichten (Bett-) Wäsche an.  Dort gab es heißes Wasser und  elektrisch (!) angetriebene Waschmaschinen.  Der Boden der Wäscherei war betoniert, mit einer Wasserabflussrinne versehen und mit Holzrösten ausgelegt, so dass man nicht nasse oder kalte Füße bekam. Nun wurde die Wäsche noch geschleudert oder mit der Walze ausgequetscht  („ auswringen“) und wurde  dann im halbnassen Zustande nach Hause verfrachtet und dort zum Trocknen aufgehängt. Eine schwierige Arbeit. Für das Benützen wurde dann  von der Familie Mitsch ein gewisser Geldbetrag verrechnet.
Eine zweite  Miet-Waschanlage war in der Alten Friedhofstraße  8  bei der „Schneider Irene“ (Bernhard, Schlott). Dort konnte man auch die Gardinen zum Waschen und Spannen hinbringen. Die Baumwollstores verzogen sich beim Waschen und mussten nun wieder parallel gezogen werden.
Im Laufe der Zeit wurde dann die vollautomatische Waschmaschine entwickelt. In großen Städten wie in Berlin oder Paris gibt es heute noch Mietwaschanlagen. Dort kann man durch Einwerfen von Münzen seine Textilien waschen und trocknen. Viele Menschen haben dort nur eine kleine Wohnung oder kein Geld für eine Waschmaschine.  
Quellen: „Miele Reklame“  aus St. Michaels Kalender 1933 u. Bilderduden 1935
Philipp Bickle

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