Gemeinde Reilingen

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Die "Kerwe" beerdigen (eigentlich "die Kerweschlumpel" verbrennen) war früher in Reilingen ein lange gepflegter Brauch

[Online seit 26.10.2018]

In diesem Jahre will der Kleintierzuchtverein wieder einmal „Kerwe“ wie früher feiern. Deswegen haben wir heute einige alte Bilder herausgesucht. Noch in den 60er Jahren und später hatten die Reilinger Wirtschaften ihre eigenen „Kerweschlumpeln“. Das war eine ausgestopfte, lebensgroße weibliche Puppe,  welche in mehr oder weniger modischen Kleidern auf dem Dach oder an der Fahnenstange des Gasthauses für die nächsten Tage ihren Platz fand. Zum Schutz vor dem Regen trug die „Schlumpel“ manchmal auch einen Regenschirm. An Kerwe kamen die Verwandten von außerhalb zu Besuch und in den Häusern gab es ein festliches Essen. Der Stolz ein jeder Hausfrau war natürlich der Kerwekuchen, der mit besonderer Sorgfalt den Verwandten angeboten wurde. Berühmt war der Reilinger Käsekuchen, und jede Hausmutter glaubte, dass nur sie das originale Rezept beherrsche und war stolz auf ihr Produkt. Aber auch alle Gastwirte hatten sich auf Gäste vorbereitet.  Es  wurde im  „Löwen“, „Engel“,  beim  „Osmund“, im  „Hirsch“ oder in der „Krone“ zum Kerwetanz im großen Saal eingeladen. Zum Essen war besonders  bei den Hockenheimern der “Grüne Baum“  beliebt und sie kehrten dort in Scharen ein, um sich an Bratwürsten, „ Rumsteck“, „Biffdeck“ oder „Rippchen mit Kraut“ zu erfreuen. Berühmt war die aus Hockenheim stammende Wirtin Elsa Hocker geb. Schränkler. Sie und ihre  Kochkunst waren bekannt und so kamen zu ihr eben zahlreiche Menschen aus der Nachbargemeinde. Aber auch alle anderen Gaststätten hatten sich mit reichlich „Kottlet“ und anderen Fleisch- und Wurstspezialitäten auf die Gäste eingestellt.
Besonders der „Frühschoppen“ am Montagmorgen wurde von vielen Vereinsmitgliedern gepflegt. So pilgerte man am Morgen in das Gasthaus, um dort bei „Knielinn“, „Rippchen mit Kraut“  oder einer  „Portion“ (Fleischwurst) das während der Woche nicht so üppige Mittagsessen mit voller Freude zu geniessen. 

Am Dienstagabend wurde nun das kurze Leben der „Kerweschlumpel“ beendet. Man versammelte sich mit Musik vor dem Gasthaus. Die Kerweschlumpel wurde von ihrem Sitz heruntergeholt und mit Tränen zog die „Trauergesellschaft“, angeführt vom „Kerwepfarrer“ mit weißen Betttüchern als „Ministranten“ verkleidete Begleiter brachten die „Schlumpel“ nun zur Verbrennungsstätte. Oft diente eine blecherne Brühmulde als Sarg. Unter einer oft den kirchlichen Worten angepassten Rede des „Kerwepfarrers“ u. a. von „Bratwurst zu „Bratwurst“ führte dann zur Verbrennung. ( Ich darf hinzufügen, dass die örtlichen Pfarrer von diesem Sakrileg nicht begeistert waren! Und auch gegen diesen Brauch wetterten!) Am Verbrennungsplatz streute man die Asche aus und bei der Rückkehr ins Gasthaus wurde die „Kerwe“ ordentlich begossen. 

Unsere heutigen Bilder stammen von Fritz Römpert und entstanden in den 60erJahren. Sie wurden in der alten „ Krone“ aufgenommen. Kerwepfarrer ist  Werner Hoffmann  (Müller der Schlossmühle). Der Musikus ist Eberhard Winge. Auch der damaligen Kronenwirt  Hermann Bretschneider ist dabei. Manch anderer Reilinger  ( u. a. Fritz Römpert, Rolf Bickle und Heinz Kief) sind noch gut im Bild zu erkennen.    Philipp Bickle

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