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Aus dem Alltagsleben im 1. Weltkrieg 1914 - 18

[Online seit 24.09.2018]

Aus dem Alltagsleben im 1. Weltkrieg 1914 - 18
Bereits schon im September 1914, also kurze Zeit nach Ausbruch des Krieges, gab der Landwirtschaftliche Bezirksverein Schwetzingen ein „Merkblatt für den bäuerlichen Betrieb während des Krieges heraus. Da heißt es :  Bei der voraussichtlich langen Dauer des Krieges wird gegen das Frühjahr ein Mangel an Brotfrüchten, besonders an Weizen erwarten zu sein….. es fehlt die nötige überseeische Einfuhr von 20 Mill. Doppelzentner von Weizen!
Besonders wird auf die nötige Kartoffelernte hingewiesen. Es dürfen nur „kleine, verletzte oder kranke Kartoffeln“ verfüttert werden .Man verfüttere unter keinen Umständen Mehl. Die Bauern sollen mehr Vieh halten als sonst. Dickrüben seien reichlich vorhanden. Wer alte Kleeäcker habe, solle sie  noch ein Jahr weiter stehen lassen und mit „Pfuhl und Kalisuperphosphat düngen“. Man säe Futterroggen mit Reps aus. Das Vieh solle möglichst lange auf den Wiesen bleiben. Das Kraftfutter werde sehr teuer werden. Sehr teuer sind jetzt schon Mais, Kleie, Futtermehl und Malzkeime. Als Schweinefutter verwende man Abfallkartoffeln, Rüben, grünen Klee, Cadaver-, Fleisch- und Fischmehl.
Man solle unnötige Ausgaben für alkoholische Getränke vermeiden.  Die Menschen sollten sich einfach kleiden, und daran denken, welche Entbehrungen das deutsche todesmutige Heer auf sich nehmen müsse. Man müsse bedenken, wie bitter und ernst diese Zeit für die Menschen ist. Sie sollten aber auf unseren treuen Gott vertrauen, der mit der gerechten deutschen Sache sein wird.   

Dieses Merkblatt ist mit „Ladenburg, 26. September 1914“ unterzeichnet. Es war auf Karton aufgezogen, leicht vergilbt und war zum Aufhängen gedacht. (Ich selber konnte es auf dem Flohmarkt in Brühl für  4 € für unser Heimatmuseum erwerben.)
Schwer war das Leben für unsere Soldaten im Feld und für die Alleingebliebenen zu Hause. Es gab ja kein Telefon, kaum eine aktuelle Fotografie und die Feldpostkarten waren oft verschollen oder brauchten sehr lange. Von der Familie Richard und Liesel Eichhorn erhielten wir Karten, welche 1917  von dem Großvater von Richard Eichhorn verschickt wurden. Sie kamen aus Russland. Da lesen wir: „Sanitätsunteroffizier Müller, Feldpostnummer 278, den 20. Februar 1917: Meine Lieben! Mir geht es gut, was ich von Euch auch hoffe. Bei uns hat es sehr viel Schnee und ist sehr kalt. Hoffentlich ist es bei Euch wärmer als wie hier in Galizien. Sonst hätt ich nichts zu klagen. Möchte nur mal unverhofft nach Hause kommen und sehen, wie es dort aussieht. Lebt Wohl! Auf baldiges Wiedersehen! Johann“        In einer anderen Karte heißt es: „Habe euer Paket gesund und mit Dank erhalten. Ihr braucht mir nichts zu essen zu schicken! Die Zigarren haben mich sehr gefreut. Wir haben hier schon Schnee. Ich wünsche Euch alle gute Gesundheit. Lebt wohl! Auf Wiedersehen!“
Philipp Bickle

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