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Das (Schul-) Lesebuch in früherer Zeit

[Online seit 02.07.2018]

Bei meinen  Großeltern gab es im Hause nur wenige Schulbücher. Eines davon war ein Realienbuch mit vielen Abbildungen aus Natur und Geschichte. Das andere war mit einem Kartonumschlag und marmoriertem Papier. Es enthielt viele Geschichten, Gedichte und Fabeln. In allen Geschichten siegte das Gute , und der Böse wurde bestraft. Namhafte Pädagogen überlegten sich auch immer wieder, welche Aufgaben ein solches Schullesebuch haben sollte. Im Vorwort für ein „Deutsches Lesebuch“ für Vorschulen höherer Lehranstalten,( Grote`sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1898, sechsunddreißigste Auflage (!!), vierte der neuen Bearbeitung)  lesen wir: „Die neuere Pädagogik stellt andere Anforderungen, als in der Vergangenheit geltend waren. Nicht literaturhistorische Gesichtspunkte sollen für das Alter von sieben bis neun Jahren maßgebend sein, sondern die Bedürfnisse des jugendlichen Geistes. Den kleinen Schüler, der eben lesen gelernt hat, lässt es völlig kalt, ob die Überschrift Epos oder Lyrik, Märchen oder Fabel heißt; er will angenehm unterhalten und in einer stetigen Weiterentwicklung gefördert sein… Was das Kind zunächst angeht, ist das Haus mit Eltern, Geschwistern, Verwandten und Freunden…. Das nächste ist die umgebende Natur; Pflanzen und Tiere, Bach, Fluß, Thal, Hügel, Berg, Sonne, Mond und Sterne…. mit einem Wort die Heimat .Es folgt als umfassender Kreis das Vaterland. Hier ist besonders streng darauf zu sehen, daß alles Schwierige ferngehalten wird. Aber von unsern Kaisern, von Soldaten, von Tapferkeit und Mut, von Freiheit und Vaterlandsliebe darf doch dem deutschen Knaben schon einiges mitgeteilt werden, zumal es ganz entsprechende Sachen dieser Art giebt. Den Abschluß bildet naturgemäß der Blick auf die ewige Heimat, die aus dem Glauben an den lebendigen Gott hervorgeht. Es ist ja wahr, das Heilige und Reine soll dem Kinde überall nahegebracht und liebgemacht werden. 
Dabei ist dem pädagogischen Grundsatze, dass von Leichtem zum Schweren fortgeschritten werden soll, so viel als möglich Rechnung zu tragen. ….. Die Herren ( Lehrerinnen gab es damals noch keine) , die das Buch gebrauchen, mögen das neue (Lese-) Buch mit der gehörigen Sachkenntnis und Gewissenhaftigkeit prüfen!“ Das Buch enthielt auch Gedichte und Rätsel; verwendet wurde die „deutsche Druckschrift“ (Fraktur) und die dem lateinischen Schriftbild angepasste normale Druckschrift. Ein Anhang mit Grammatik und Rechtschreibung war auch beigegeben.  

 
Quelle: Lesebuch von 1898 mit zwei Beispielen

 
Text und Bilder: Philipp Bickle


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