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Fronleichnam 1953: Haus Hockenheimer Straße 59

[Online seit 04.06.2018]

Die „Fawwafrigg“ - ein Miteinander der Nationen
Im Jahre 1946 fanden in Reilingen  zwangsweise rund 150 Vertriebene Menschen eine neue Unterkunft. Die Stifterin des heutigen Bildes, Anni Amann geb. Kiefert, Jahrgang 1940 , aus dem Sudetenland, lebte mit ihrer Familie bei Kreuzbäckers in der kleinsten oberen Stube. Sie fühlten sich gut aufgehoben und Anni rief „Tante Felix und Tante Anna!“, wenn sie die Wohnungsbesitzerinnen Fräulein Anna und Felix Zahn meinte. In der Schule wurde sie gehänselt und man sagte eifersüchtig, das seien gar keine „richtigen“ Tanten.  
Nun aber zu dem Fronleichnamsbild von 1953. Es entstand in der ehemaligen Zigarrenfabrik in der Hockenheimer Straße 59. Wenn die Reilinger das „Assylantenheim“, so würden wir es heute nennen,ob seiner zusammengewürfelten Bewohner etwas herabwürdigen wollten, so hieß es :“Der wohnt in der Fawwarick!“ Dort gab es Familien aus Sudetenland, Ungarn und anderen Vertreibungsgebieten.
Im Haus selbst gab es zwei Zimmer für die meist kinderreichen Familien. Bei einigen war der Küchen- und Wohnbereich durch einen allgemein zugänglichen Gang getrennt, so dass man sich sorgsam am Morgen verhüllen musste, wenn man vom Schlafzimmer zur Küche ging. Aber auch der Weg zu den 13  (!!) im Außenbereich liegenden Plumpstoiletten bei Nacht- und Nebel, bei Tag und Nacht musste gut geplant sein. Hinter der Hand wurde getuschelt, wenn der Vater und die Mutter ohne Kinder, allein mit einer Decke versehen, mit dem Fahrrad „in den Wald zum Pilze sammeln“ fuhren. 
Obwohl vertrieben, fühlte man sich mit der Kirche verbunden. Man trug seine wenigen Heiligenbilder zusammen und schmückte den Eingang des Hauses. Ein wunderbarer Blumenteppich ergänzte die Feierlichkeit des Festes. Im Bild  von 1953 finden wir (von links): Theresia Michelberger; Marie Ponzer in Tracht, Sepp und Alois Michelberger, welcher später nach Amerika auswanderte, Katharina und Karl Herzog sowie Liesel Ponzer als Kind. Sie wohnte nicht in Reilingen, sondern reiste extra zum Fronleichnamstag aus Brünnn (Mähren) an. Die Familie Herzog hatte im Haus Nr. 59 sogar ein Friseurgeschäft.
Im Laufe der Zeit könnten wir eine ellenlange Liste mit den Bewohnern des Hauses aufstellen. Einige Namen seien hier genannt: Familie Apfelbacher mit vielen Kindern, Fam. Raab, Luntz, Deininger, Groß, Graf und andere. Text, Bild  und Info Anni Amann geb. Kiefert

Philipp Bickle
Zum Vergleich: Fronleichnam 2018
Zum Vergleich: Fronleichnam 2018

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