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Vom (oftmals als "gesund" bezeichneten ) Kirchenschlaf

[Online seit 07.05.2018]

Konfirmanden und Konfirmandinnen (um 1932) mit Pfarrer Dr. August Erckenbrecht und dem aus Neulußheim stammenden  evangelischen Kirchendiener Georg Jakob Zahs (1858 bis 1939). Er wohnte in der Kirchenstraße 36 und soll sehr streng gewesen sein ("Buwwe Zowwler").
Konfirmanden und Konfirmandinnen (um 1932) mit Pfarrer Dr. August Erckenbrecht und dem aus Neulußheim stammenden evangelischen Kirchendiener Georg Jakob Zahs (1858 bis 1939). Er wohnte in der Kirchenstraße 36 und soll sehr streng gewesen sein ("Buwwe Zowwler").


Bereits schon  in der Apostelgeschichte (Apg. 20, Vers 9) wird uns von einem Hörer der Predigt des Apostel Paulus berichtet, dass dieser eingeschlafen sei. In einer Ausgabe des evangelisch-protestantischen Sonntagblattes vom 9. Mai 1909, (Evangelischer Verlag Heidelberg) fand ich einen Beitrag, aus dem ich gerne berichten würde. Einzelne Teile aus dieser Ausführung möchte ich hier zitieren:
„Über eine Erfahrung mit einem hartnäckigen Kirchenschläfer  am Ende der zwanziger Jahre  des vorigen Jahrhunderts berichtet in seinem Buche  „Erinnerungen aus dem Leben eines Landgeistlichen“ Karl Büchsel folgendes: Er fragte den Schläfer, der durch lautes Schnarchen störte, und dem Schulknaben vom Pastor erhaltenen einen Groschens zwei gelobt hatte, warum er eigentlich  zur Kirche komme; darauf erwiderte dieser: „Im Hause setzen einem die Fliegen so zu, dass man nicht zur Ruhe kommt, aber in der Kirche ist es so schön kühl. Im Winter gehe ich auch nicht zur Kirche!“
In dem Kirchenbuche einer Dorfgemeinde in Magdenburg  ( 1679 und später) befindet sich folgende RubriK: „Einem Schulknaben, welcher in diesem Sommer die schlafenden in der Kirche aufgeweckt hat, zu ein Paar Schuhen 12 Groschen“. In England und Schottland ging einer der Kirchenältesten mit einer langen Stange herum und rüttelte die Kirchenschläfer auf……. Auch Fuchsschwänze brauchte man in England, um schlafende Frauen wach zu kitzeln.
Dass zumal früher manche Kirchgänger nicht selten vom Kirchenschlaft übermannt wurden, nimmt bei den damals oft ebenso langen, wie langweiligen Predigten nicht sehr wunder. Gegen „langes, verdrießliches, zu nichts dienendes, sondern vielmehr die Andacht hemmendes und folglich weniger Erbauung schaffendes Predigen“ wandte sich ein Edikt des Königs Friedrich Wilhelm I. vom 18. Dezember 1714. Danach sollen, wenn die Predigt länger als eine Stunde dauerte, jedesmal unwiderruflich, zwei Taler Strafe an die betreffende Kirche gezahlt werden. Auf den Kanzeln befanden sich früher vielfach Sanduhren, welche dem Prediger die Dauer seines Vortrages bestimmen sollten. Sie bestanden oft aus Viertelstundengläsern.“
Übrigens in Reilingen gibt man dem neuen Pfarrer oder der neuen Pfarrerin folgenden Tipp: „ In Reilingen können sie über alles predigen, nur nicht über 20 Minuten!“
Philipp Bickle

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