Wir berichten
1929 war der Rhein im Februar zugefroren
[Online seit 06.03.2018]
Am 25. März feiern dieses Jahr die Reilinger Kinder das Ende des Winters. Mit Freuden wird dann der papierene „Winter“ verbrannt und alle freuen sich und wünschen sich, dass der Frühling bald kommen möge.
Dieses Jahr hat es kaum Schnee gegeben und es gab keine strengeren Fröste. Jetzt aber Ende Februar kam eisige Kälte aus dem Norden und unser Thermometer zeigte Temperaturen unter minus 10 Grad Celsius an. So war es auch im Jahre 1929 gewesen. Der Wasserstand des Rheines war nicht allzu hoch, sodass der Fluss Mitte Februar zufror. Bis zum 26. Februar konnte man den Rhein zu Fuß überqueren. Die Schiffsbrücke bei Speyer war natürlich außer Betrieb und die Eisenbahn musste ihren Dienst einstellen. Tagtäglich besuchten Menschen von Speyer und auch von der anderen Rheinseite das Jahrhunderteis. Am Wochenende pilgerte die ganze Umgebung nach Speyer. „Fliegende Fotografen“ waren mit dem Stativ auf dem Eis und boten ihre Bilder als Erinnerung an. Heute werden die Fotos noch aufbewahrt und die Enkel und Urenkel staunen über das vergangene Naturereignis. Auf dem Rhein gab es Verkaufsbuden und sogar ein Karussell soll es gegeben haben. Ein Bild hiervon habe ich noch nie gesehen. Küfermeister Valentin Jester aus Speyer fertigte auf dem Eis sogar zwei Fässer mit offenem Feuer an. Aber auch beim Auftauen des Flusses im März gab es große Schadensfälle. Etliche Brücken und Schiffslandestellen wurden beschädigt.
Unser heutiges, bisher noch nicht veröffentlichtes historisches Bild stammt von Frau Gisela Hoffmann (Neulußheim, Hockenheimer Str. 14) und zeigt Martha und Friedrich Astor (Friedrichstraße, Vater und Mutter von Elfriede und Walter Astor). Gerne stellen sie sich dem Fotografen. Im Hintergrund sieht man weitere Neugierige, welche das seltsame Naturereignis bestaunen.
Philipp Bickle