Gemeinde Reilingen

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Wir berichten

Von "Flüchtlingen"und "Heimatvertriebenen"

[Online seit 26.02.2018]

Während und nach dem Zweiten Weltkriege trat das ein, was man  von Seiten der Alliierten 1945  auf der Insel Jalta ausgemacht hatte, dass man am Ende des Krieges die Deutschen aus der Tschechoslowakei, Polen, Ungarn und den deutschen Ostgebieten nach dem Rumpfdeutschland ausweisen werde. Im Februar 1945 laufen in Polen die ersten Aktionen gegen die deutschen Bewohner an: Vermögensentzug, Unterbringung in Arbeitslagern mit darauf folgender Ausweisung. Am 9. Mai 1945 kündigt Präsident Benesch die Beschlagnahme des gesamten deutschen Eigentums in der Tschechei an und im Juni beginnen die Ausweisungen.
Obwohl nun seit der deutschen Kapitulation am 8. Mai die Waffen schwiegen, kam es noch zu einer furchtbaren Leidenszeit. Es kam zu Plünderungen, zu Mord und Totschlag von wilden Horden und auch neu ernannten „Machthabern“, welche nun an den Deutschen „Rache“ nehmen wollten. Teilweise waren auch zurückströmende  Fremd- und Ostarbeiter dabei.
Der evangelische Berliner Probst Grüber richtet im August 1945 einen offenen Brief an den Lordbischof von Chichester, England:
Gott schenke den Christen in aller Welt offene Ohren, die Notschreie der deutschen Menschen zu hören, die auf den Landstraßen sterben und verkommen.- Tausende von Leichen spülen  die Oder und Elbe ins Meer….Tausende von Leichen hängen in den Wäldern um Berlin … Tausende und Zehntausende sterben auf den Landstraßen vor Hunger und Entkräftung. … Kinder irren umher, die Eltern erschossen, gestorben, abhanden gekommen.“             ( Quelle: 700 Jahre Reilingen, Bericht von Ludwig Müller, S. 356- 360 ).
1947 waren 9 160 338  Menschen aus den Ostgebieten ausgewiesen („vertrieben“) worden. In der „DDR“ gab es offiziell keine „Vertriebenen“; sie wurden als „Umgesiedelte“ bezeichnet, weil man ja mit den Oststaaten befreundet war!!
In den Jahren 1945 bis1948 fanden in Reilingen rund 600 Menschen eine „neue Heimat“. Am 1.10. 1945 wohnten in Reilingen 44 Flüchtlinge. Am 2.Februar 1946 kamen 100 Personen aus dem Lager Hockenheim dazu. Am 7. Februar 1946 kamen weitere 64 Vertriebene aus Ungarn. In der Statistik der Gemeinde Reilingen sind am 2. Juli 1946  255 Flüchtlinge und 132 Evakuierte gemeldet. Evakuierte waren Personen, die wegen des Bombenkrieges aus den Städten, vornehmlich Mannheim, in die Landgemeinden gezogen waren. Als ich 1948 in die erste Klasse kam, gab es Klaus Sponagel in meiner Klasse. Er war von  dem zerstörten Mannheim nach Reilingen evakuiert und zog bald wieder nach Mannheim, als man dort wieder wohnen konnte. Auch meine Frau Hildegard war im Odenwald evakuiert, weil seit 1943 bei einem Fliegerangriff ihr Haus bis auf die Grundmauern zerstört worden war. 
 Seit 1945 führte die Gemeindeverwaltung Reilingen eine Wohnungs- und Zimmer- Bestandsaufnahme durch. Dann wurde dort eine Familie eingewiesen, und die alten Bewohner mussten ihre eigene Wohnung verkleinern und Zimmer abgeben. Oft lebten drei Generationen unter einem Dach. Dabei gab es nur eine(!) Küche und ein (!) wasserloses Plumpsklo im Hof. Aber in den meisten Fällen arrangierten sich die eingesessenen Reilinger mit den  Neuankömmlingen und richteten hier oder dort noch eine Ecke oder ein  weiteres Zimmer für die Wohnungslosen ein.
Philipp Bickle
 

 


 

Auf langen Wegen von Tschenkowitz nach Reilingen                                                                                                      

Helmut und Anneliese Janisch berichten als Zeitzeugen über ihre Vertreibung
Am Sonntag werden Anneliese und Helmut Janisch  ab 14.15 Uhr bis etwa 17 Uhr  im Großen Saal des Heimatmuseums über ihre verschiedenen Fluchterlebnisse während der  Vertreibung aus der Gegend von Landskron ( Sudeten, heute Tschechoslowakei) berichten. Der Verein Freunde Reilinger Geschichte lädt alle Interessierten zu der Schilderung der beiden Zeitzeugen  herzlich ein. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist wie immer frei!

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