Gemeinde Reilingen

Seitenbereiche

Volltextsuche

Was suchen Sie?

RSS

Facebook

Kontrast

Schriftgröße:

Seiteninhalt

Wir berichten

Blick zurück: Der November ist ein Trauermonat

[Online seit 27.11.2017]

Foto: le
Foto: le

Nebelung oder Windmonat nannten die Germanen den November. Seinen eigentlichen Namen hat er aber von den Römern erhalten. Dort war er der neunte  ( 9 =„novem“ ) Monat.  Heute gedenken wir im November häufig unserer Toten. Mit „Allerheiligen“  und „Allerseelen“ zu Beginn des Monats, mit dem „Buß- und Bettag“ in der Mitte, dann mit dem „Volkstrauertag“ am dritten und mit dem „Totensonntag“ am vierten Novembersonntag.
Für den Landwirt hält der November viele Bauernregeln bereit: „Allerheiligen- Reif ( 1. Nov.) macht den Winter starr und steif.“-  „ Hängt das Laub bis in den November rein, wird der Winter lange sein!“ --„Wirft herab Andreas (30. Nov.) Schnee, tut´s dem Korn und Weizen weh!“
Bei einem Blick in unser Reilinger Familienbuch, das ja nur bis 1920 geht, stellte ich fest dass es früher eine hohe Säuglingssterblichkeit gab. Aus der Geschichte wissen wir auch, dass  es an guter medizinischer Versorgung mangelte,  und so kamen  oft Mutter und Kind bei der Geburt ums Leben. Aber oftmals gab es auch genügend andere Krankheiten, welche man heute  manchmal zu heilen vermag. So lesen wir im „Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim“ vom 18. Januar 1911):„Im letzten Vierteljahre (1910) starben  (ohne die Zahl der 18 Totgeborenen) insgesamt  277 Personen.
Von den Gestorbenen waren 145 Kinder von 0 bis 1 Jahr, und 26 Kinder von 1 bis 15 Jahren. Es sind 171 Kinder insgesamt, also  61 Prozent.  3 Kinder starben an Masern, 2 Kinder  an Keuchhusten, 1 Kind an Diphterie, 44 Kinder (unter 1 Jahr) starben an Verdauungsstörung, 22 Personen erlagen der Lungenschwindsucht, 2 starben an Influenza und 14 an Krebs.
Als Todesursache beiden Erwachsenen lesen wir noch:  Kindbettfieber, Typhus, Scharlach, Kehlkopf-
Croup und Rachendiphterie. Zur Bestattung der kleinen Kinder trug die Reilinger Totenfrau bis 1920 die kleinen Särge auf dem Kopf zum Friedhof. Danach hatte sie eine schwarze hölzerne „Scheese“,  auf deren metallenen Räderfelgen man Lederriemen genagelt hatte.  An der Seite war ein Kreuz aufgemalt. Später wurde die Kinderleiche mit einer Pferdekutsche, welche im Spritzenhaus untergestellt war, zum Friedhof gefahren. Auf der Kutsche nahmen der Pfarrer, die Eltern und die Paten Platz. Hinter dem Kutschbock stand der kleine Kindersarg.
Zur Erinnerung an die gestorbenen Kinder ließ man manchmal ein Lichtbild machen, welches dann mit einem Spruch versehen wurde. Mit so einem Bild aus dem Reilinger Heimatmuseum möchte ich meinen Bericht schließen.
Philipp Bickle

Foto: le
Foto: le

Weitere Informationen

Archiv - Ortsgeschichte

Hier können Sie ältere Artikel zum Thema Ortsgeschichte nachlesen.

Jahr 2003
Jahr 2004
Jahr 2005
Jahr 2006
Jahr 2007
Jahr 2008