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Kartoffelknappheit erfordert staatliche Hilfen (Teil 3)
[Online seit 13.11.2017]
Zwischen 1845 und 1852 brach durch einige hintereinander folgende Missernten in Irland eine Hungersnot aus. Die Kartoffeln, das damalige Haupternährungsmittel, wurden durch eine neuartige Krankheit, die Kartoffelfäule, vernichtet. Eine Million Iren verhungerten.
In Deutschland wurde in Kriegs- oder Notzeiten der Bedarf an Kartoffeln durch Lebensmittelmarken geregelt. Wer als Landwirt Kartoffel anbaute, , musste davon einen Teil abliefern; er durfte welche für den Eigenbedarf behalten, erhielt dann aber keine Marken.
Mein Großvater erzählte, im 1. Weltkrieg hätten sie ein paar Kartoffeln im Heu versteckt. Infolge der großen Kälte erfroren die Kartoffeln und waren ungenießbar. Kinderaus Reilingen gingen damals nach St. Leon zum Betteln und Väter und Mütter fuhren mit dem Zug ins Bauland, um dort durch Tauschgeschäfte („Hamstern“) zusätzliche Lebensmittel zu haben. Wenn sie Pech hatten, kamen sie auf dem Heimweg in eine Polizeikontrolle und bekamen das „Hamstergut“ abgenommen.
In einem vom Rezeptdienst vom „Reichsauschuß für Volkswirtschaftliche Aufklärung, Berlin o. J.“ herausgegeben Heftchens „ Kinder der Kartoffel“ lesen wir: Im Rahmen der Erzeugungsschlacht (1934 proklamiert, um eine Steigerung der Selbstversorgung mit deutschen Produkten zu erreichen) ist es deutschen Bauern gelungen, die Kartoffelernte wesentlich zu erhöhen. Die Kartoffel ist aber nicht nur als Speisekartoffel die Trägerin unserer Ernährung, sondern darüber hinaus ein wichtiger Rohstoff für verschiedene Erzeugnisse, die wir in der täglichen Ernährung unbedingt brauchen. Es sind dies vor allen Dingen das Kartoffelstärkemehl, der Sago und das Puddingpulver (siehe Bild).
Aber die Hausfrau sollte auch sparen. Am 24, November 1942 (Nach der Arbeit, Illustriertes Wochenblatt „Für Garten, Siedlung und Kleintierhaltung“ Wien, S. 556) lesen wir: „Da beim Schälen der gedämpften Erdäpfel auch bei noch so vorsichtigem Kochen die Abfälle immerhin beachtlich sein werden, empfiehlt es sich für die Erdäpfelschalen Abnehmer unter seinen Bekannten zu suchen. Als solche kommen die Kleintierhalter besonders in Betracht. Auf diese Weise kann wertvolles Volksgut bewahrt und an vorhandene Kleintiere zusätzlich verfüttert werden.
Unser Reilinger Kartoffelbild stammt von Hilde Kief geb. Astor. Es ist vermutlich um 1943 entstanden und zeigt (von links) Anna und Wilhelm Astor, die Eltern von Hilde Kief, dann Wilhelm und Hans Schuppel. Hans Schuppel wurde später noch als Soldat in den Krieg eingezogen . Der greise Wilhelm Astor musste noch kurz vor Kriegsende als Volksturmmann in das Elsass.
Philipp Bickle