Wir berichten
Wundermittel und Wunderpillen zur Gesundung
[Online seit 19.10.2017]
Zeitschriften und allerlei Prospekte bieten und versprechen auch heutzutage mit allerlei Werbesprüchen beste Gesundung und Wohlergehen. Das war und wird immer wieder so sein. In der Monatszeitschrift „Grüß Gott, Illustriertes Familienblatt für das christliche Haus“, Jahrgang XXV, Stuttgart, Verlag Greiner&Pfeifer, 1908), Seite 60) finden wir eine interessante Werbeanzeige einer Schweizer Firma., aber nur mit einer Postfachnummer. Während andere Firmen auch in weiteren heften ihre Werbeanzeigen wiederholen, gibt es diese Werbeanzeige nie wieder! Ob es Schwindel oder Betrugsversuch war? Wir wissen es nicht.
Die Anzeige richtet sich an alkoholkranke Leser, die es damals schon gab. Großmutter war Mitglied im „Blauen Kreuz“. Das war ein christlich orientierter Suchthilfeverband, den es heute noch gibt. Schmitts Meedle, Elise und Gretchen Schmitt, die im Speyerer Weg Nr. 11 wohnten, trugen eine Zeitschrift gegen einen kleinen Geldbetrag aus und versammelten auch Jugendliche und Erwachsene zu Vorträgen gegen Alkoholsucht in ihrem kleinen Häuschen) .Großmutter Lina erzählte oft von traurigen Fällen. Es fielen Ausdrücke wie: „Der hott sisch die Krutz (Kehle)abg´soffe“ „Der hott s´Heis´l versoffe!“ Die solle äm Großvadda ä Fäss´l Schnaps gewwe, dassa sich schneller die Krutz absäuft!“Es gab Fälle, wo Männer oft ihren ganzen Lohn vertranken.
So ist es eben verständlich, dass dieser Artikel Aufmerksamkeit erreichte, weil er leicht erreichbaren Alkoholentzug versprach. Ein geschmack- und geruchloses Mittel, welches man auch „insgeheim“ in Kaffee, Tee, Branntwein usw. geben könne. Das Mittel sei unschädlich und könne einfach und gefahrlos den Trinker retten. Es störe weder die Verdauung, noch die Gesundheit, sondern schaffe neue Lebenskraft, Selbstvertrauen und Energie in den Körper und Geist. Es fördere den Appetit nach festen Speisen und mache allem Verlangen nach geistigen Getränken ein Ende.
Die Firma nannte sich ANTIKOLA ASSOCIATION und gab als Adresse „Basel Postfach 4484“ an. Eine Postkarte war mit 10 Pfennig und ein Brief mit 20 Pfennig zu frankieren.
Philipp Bickle