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Von der Titelsucht:"Euer Wohlgeboren!"
[Online seit 04.09.2017]
In früherer Zeit legte man großen Wert auf die Anrede oder bei der Briefanschrift auf die richtige Schreibweise des Titels.
In früherer Zeit legte man großen Wert auf die Anrede oder bei der Briefanschrift auf die richtige Schreibweise des Titels. Mit Hilfe eines „Praktischen Handbuches für den schriftlichen Verkehr im bürgerlichen Leben, zunächst nach den öffentlichen Verhältnissen im Großherzogthum Baden“( Herdersche Buchhandlung Karlsruhe und Freiburg 1841) konnte man überprüfen, wie man z. B. den Großherzog ansprechen musste. Ein Teil der Seite stellen wir hier im Bild vor.
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sind manche Anreden in der katholischen Kirche aufgegeben worden. Im Alltag wird seitdem immer mehr neben der Anrede mit Amtstitel Herr Bischof auch die bürgerliche Anrede Herr Müller verwendet. Für den Kardinal hieß es früher: „Eure hochwürdigste Eminenz“. Für den Bischof lautete es: „Eure/Euer (Hochwürdigste) Exzellens, (Hochwürdigster) Herr (Erz)Bischof“. In vollem Titel hieß es früher: „Seine Exzellens der hochwürdigste Herr (Erz)Bischof, noch früher „Eure/Euer (Erz)Bischöfliche Gnaden“. ( nach Wikipedia ) In dem oben zitierten Buch( S. 150) soll ein Beispiel aus dem bürgerlichen Leben wiedergegeben werden:
„Hochwohlgeborener, Hochverehrter Herr Oberamtmann!
Ew. Hochwohlgeboren sehe ich mich genöthigt, die gehorsamste Anzeige zu machen, dass Ihr Amtsdiener R. seit einigen Tagen sich in meinem Gasthause in einer Weise aufführt, welche ich Hochdenselben nicht länger verschweigen kann. Jeden Abend ist er betrunken, und keine Ermahnungen vermögen ihn in diesem Zustande von unartigen Lärmen und lästerlichen Äußerungen abzuhalten. Zudem schuldet er mir seit längerer Zeit eine bedeutende Summe, wegen deren Bezahlung ich in Sorge bin. Ehe ich gegen diesen unordentlichen Mann eine gerichtliche Klage erhebe, wollte ich mir die Freiheit nehmen, Ew. Hochwohlgeboren unmittelbar von der Aufführung Ihres Dieners in Kenntniß zu setzen.
Ew. Hochw. gehorsamster Diener Fritz Becker
Ladenburg, den xxxten, „ Gasthaus zur Krone“
Philipp Bickle
Fotos: le