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Mythos "Winom" ist aufgeklärt

[Online seit 22.06.2017]

Auf alten Landkarten taucht seit 1555 immer wieder ein Ort "Winom" auf / Wersau-Forschung findet Erklärung


In der regionalen Heimatforschung im südlichen Rhein-Neckar-Raum wurde über Generationen hinweg über den Ort "Winom" bzw. die Kirche "Sante Winom" spekuliert, der seit 1555 immer wieder auf alten Landkarten zwischen Reilingen, St. Leon und Wiesloch auftaucht. Seit Generationen herrschte ein Rätselraten, wo sich wohl der sonst in keiner anderen Quelle beschriebene Ort befinden könnte. Dank der intensiven Umfeldforschung im Rahmen der 2009 gestarteten archäologischen/historischen Erforschung der ehemaligen Burg Wersau bei Reilingen konnte nun der Mythos "Winom" geklärt werden.

Für den Regionalhistoriker und Heimatforscher Otmar A. Geiger und seinem Arbeitskreis "Spurensuche" war - und ist ist - eine Notwendigkeit, die archäologischen Forschungsarbeiten im Bereich der ehemaligen Reilinger Schlossmühle mit intensiven Umfeldforschungen zu begleiten. So wurden in der Zwischenzeit nicht nur zahlreiche Dokumente und verloren geglaubte Archivalien (wieder) entdeckt, sondern auch alle (bisher) bekannten Landkarten, Darstellungen und Beschreibungen genau unter die Lupe genommen.
Nachdem in den letzten Jahren mehr als 150 Karten, die die Burg Wersau direkt betreffen, genau analysiert wurden, wissen wir heute, dass es das Ort "Winom" tatsächlich nie gegeben hat, sondern es sich um eine fehlerhafte Lesweise und Weitergabe des früher üblichen Begriffs "Wersaw", "Wersow" oder auch "Wersawe" handelt. Dies ist gut am Beispiel der obigen Karte der "Unteren Pfalz" von Laurentius Engelhard aus dem Jahre 1621 zu erkennen. Lesen wir heute also auf alten Karten von einem Ort oder eine Kirche "Winom", handelt es sich stets um die ehemalige Burg Wersau bzw. die fehlerhafte Fortschreibung früherer Darstellungen.
Bereits vor Jahren kritisierte der Historiker Jürgen Sydow, es könne in der Geschichtsforschung nicht darum gehen, schon einmal Gedrucktes lediglich in eine neue, zeitgemäßere Form umzuschreiben. Denn nicht selten würden bei der Quellenarbeit Fehler gemacht und dadurch falsche Behauptungen aufgestellt, die sich dann durch andere Autoren, die sich diese ungeprüft zu eigen machten, noch weiter verbreiteten.
Der Historiker Christian Burkhart befasst sich schon seit langem mit den mittelalterlichen Burgen und Klöstern des Rhein-Neckar-Raumes. In einem Vortrag im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg zeigte er auf, dass zwischen der mittelalterlichen Überlieferung und dem, was spätere Geschichtsschreiber daraus ableiteten, oftmals nicht unerhebliche Abweichungen zu beobachten sind. Und dies gilt auch für "Winom"!
Für den Regionalhistoriker und Heimatforscher Otmar Geiger ist gerade die Wersau-Umfeldforschung aber auch ein Beleg für seine seit Jahren aufgestellte Forderung, dass sich die regionalen Heimatforscher, Hobbyarchivare, Sammler und Historiker viel stärker vernetzen müssten, um das umfangreiche Wissen untereinander zu teilen. Nicht selten kommt es immer wieder vor, dass an der Bergstraße, Ladenburg, im Bruhrain oder in der Pfalz die Erkenntnisse fehlen bzw. unbekannt sind, die es beispielsweise im Raum Reilingen/Hockenheim/St. Leon-Rot bereits gibt! "An einem intensiven Wissensaustausch ohne Kirchturmdenken müssen wir unbedingt arbeiten", so Geiger, denn sonst könnten - gerade ob der vielen älteren Heimatforscher - viele mühsam erarbeitete Erkenntnisse wieder verloren gehen.
Eine ausführliche Darstellung der Forschungsarbeiten zu "Winom" wird es in einer Veröffentlichung der Wersau-Forschung "Zehn Jahre auf der Suche nach einem Mythos" geben! (ara, Repro ara)

Landkarte: Untere Pfalz - Engelhard
Landkarte: Untere Pfalz - Engelhard

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