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Vom Myrtenkranz und Hochzeitsglauben

[Online seit 16.03.2015]

Im Reilinger Heimatmuseum kann man hinter "venezianischem Glas" schön gerahmt alte Hochzeitskränze sehen (siehe unser Bild). "Der Brautkranz, dasSymbol der Jungfräulichkeit hat von jeher eine große Rolle gespielt", so lesen wir in "Blätter für die deutsche Hausfrau" aus dem Jahre 1913, "aus der ersten christlichen Zeit ist auf dem Boden eines in den Katakomben gefundenen Goldglases Christus dargestellt, wie er zwei Brautleute bekränzt. .... So wurde im Laufe der Zeit die Bekränzung der Brautleute ein lieber Brauch. Bei den Griechen bestand der Brautkranz bei den Ärmeren aus Olivenzweigen, bei den Reichen aus Gold und Silber..... Die Myrte als Brautkranz, der erst seit der Reformation sich in Deutschland einbürgerte, wird selten erwähnt. Früher waren sehr kostbare Brauthäubchen beliebt, auch der Rosmarin zierte das Haupt mancher Braut, der Rosmarin wurde durch die Myrte im Anfang des 19. Jahrhunderts verdrängt.
Natürlich spielt der Tag der Hochzeit überall eine große Rolle; da der Sonntag der Tag der Sonne ist und von ihr Licht und Wärme und damit auch Leben ausgeht, so wird er besonders bei solchen Völkerstämmen gewählt, bei denen Ackerbau und Viehzucht die Existenz bieten. Da der Montag nach englischer Anschauung reich macht, und nach anderer Auffassung dem Vollmond die Kraft zugesprochen wird, in günstiger Weise auf die Heiratenden zu wirken, damit sie später alles im Vollen haben, so wird die Hochzeitsfeier auf diesen Tag in denjenigen Gegenden verlegt, bei denen der Mond die Geschicke der Menschen leitet. In England gilt der Dienstag als für die Hochzeit glücksbringend, denn dort sagt man "Dienstag macht gesund!" Auch in Bayern wird der Dienstag ausschließlich als der am wenigsten Sorge bringende Hochzeitstag gepriesen, weil dieser Tag dem Gott Zio geweiht und deshalb gegen Zauberei und böse Wünsche gefeit ist. " ( Berlin, 10. Mai 1913, S. 78)

Aus unserem Nachbarort Kirrlach besitzen wir einen Brautkranz, welcher aus verschieden Gewürzarten zusammengesetzt ist. So gab es eben in verschiedenen Gegenden und Ortschaften abweichende Hochzeitsgebräuche. Freilich nach 25 und 50 Jahren wurde und wird auch heute noch der einst grüne Myrtenstrauß ("Grüne Hochzeit" ) in Silber und Gold verwandelt. Unser Reilinger Bild trägt die Inschrift: " Gottes starke Vaterhand schütze unseren Ehestand!" Die Brautleute waren der Cigarrenarbeiter und die Cigarrenarbeiterin Hermann Klein ( 1884 – 1954 ) und Elisabetha geb. Fillinger (1884 – 1960) und geheiratet wurde am 4. Juni 1908. (Die Daten wurden recherchiert aus dem entstehenden Reilinger Familienbuch). Das Bild wurde von dem verstorbenen Bilderrahmenhändler Thomas Sarka vor etwa 25 Jahren in "venezianischem Glas" für das Museum kostenlos gesäubert und restauriert.
Philipp Bickle

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