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Der katholische Pfarrer Ludwig Heumann - ein weiterer Volksheiler (1869 bis 1918)

[Online seit 30.07.2020]


Neben Pfarrer Kneipp war früher auch Ludwig Heumann bekannt. Wir müssen uns vorstellen, dass es damals auf den Dörfern keine Ärzte oder Apotheken gab. Hilfe musste in der Stadt geholt werden. Mein Vater Martin (Jahrgang 1908) erzählte, dass er als Kind  bei Bedarf nach Hockenheim in die Apotheke laufen musste, um ein Medikament zu besorgen. Als Belohnung schenkte ihm der Apotheker eine Portion Süßholz.  Es gab aber auch eine Art „Versandapotheke“ von Pfarrer Heumann. Hier wurden in einem  kostenlosen Katalog  Ratschläge gegeben und man konnte sich Medikamente und Hilfsmittel zuschicken lassen. ((Im Reilinger Heimatmuseum kann man ein solches Exemplar nachlesen!)


Zwei Aufnahmen aus dem
Zwei Aufnahmen aus dem "Pfarrer Heumann Kalender 1932"

Die Lebensgeschichte von Ludwig Heumann sei hier kurz dargestellt. Als letztes von sieben Kindern einer Bauernfamilie  besuchte er als Zögling des Bischöflichen Knabenseminars in Eichstätt (Bayern) das Königliche Gymnasium. Später studierte er Theologie und Philosophie und auch Physik, Chemie und Botanik. 1893 wurde er zum Priester geweiht. Nach verschiedenen Dienstorten kam er im Dezember 1897 als Pfarrer in eine etwa 550 zählende Gemeinde nach Elbersroth bei Herrieden. Er gründete dort einen Raiffeisen-Verein und eine Eiervertriebsorganisation und in der Nachbarschaft eine Viehverwertungsgesellschaft. Er zeigte den Bauern Verbesserungsmöglichkeiten im Ackerbau und in der Wiesenkultur durch eine richtige Düngung. Eine Viehwaage und eine Getreideputzmaschine (Windfege) gingen auf seine Initiative zurück.

Spätestens seit 1904 beschäftigte er sich  mit der Herstellung von Heilmitteln. So entwickelte er ein Schutzmittel für Großvieh gegen „Bremsen“ und Fliegen in der Waschküche seines Pfarrhauses. Bald entwickelte er auch eine Heilsalbe zur Behandlung von Beingeschwüren beim Menschen. Danach fand er wegen des guten Heilungserfolges in einem Apotheker einen Partner in einer Apotheke bei Würzburg. Weitere Erfindungen halfen bei Flechten und Krätze. Wegen des großen Erfolges wegen und der immer zahlreicheren Bestellungen übernahm die Nürnberger Löwenapotheke den Vertrieb. Ende 1912 wurde die Firma „Ludwig Heumann& CO“ mit Sitz in Nürnberg gegründet. Das Unternehmen bestand bis 1916 unter der Leitung  von Heumann. 1916 kam es zu einem Vertrag zwischen dem Heumann und dem Arzneimittelgroßhändler  Robert Pfaller. Da stieg der Umsatz des Heilmittelunternehmens rasant.

Zwei Aufnahmen aus dem
Zwei Aufnahmen aus dem "Pfarrer Heumann Kalender 1932"

Bald nahm man daran Anstoß (auch von kirchlicher Seite) ,dass der Direktvertrieb  und  die Firmenreklame immer Pfarrer Heumann in der Soutane zeigte. Aber er verstand sich gut zu verteidigen,  indem er sagte, er würde grundsätzlich niemanden behandeln, also keine Praxis ausübe und keine schriftlichen Anordnungen gäbe.
Den größten Erfolg erzielte er mit dem Büchlein „Pfarrer Neumann´s  neue Heilmethoden“  (1915), das bis 1934  85 Auflagen (!) und zahlreiche Übersetzungen erzielte. Es war eine Mischung aus medizinischer Aufklärung  und Werbung für die Heumannschen Heilmittel. Er fertigte auch viele weitere Druckschriften und schrieb Berichte für deutsche und ausländische Zeitschriften.
Er verstarb in Ansbach nach einer vergeblichen Krebsoperation 1918 nur 49 Jahre alt. Das nach ihm benannte   Arzneimittelwerk  expandierte rasch. Es wandelte sich 1999 zur „Heumann Pharma GmbH & CO“, die 2003 von der Pfizer – Gruppe und 2005 von der indischen Torrent Group übernommen wurde.



Der Reilinger Pfarrkurat Karl Brümmer (in Reilingen 1910 bis 1920, ein Zeitgenosse von Pfr. Heumann)  in Soutane vor dem neuerbauten katholischen Pfarrhaus.
Der Reilinger Pfarrkurat Karl Brümmer (in Reilingen 1910 bis 1920, ein Zeitgenosse von Pfr. Heumann)  in Soutane vor dem neuerbauten katholischen Pfarrhaus.

Quelle: Wikipedia

Philipp Bickle/Fotos: Ph. Bickle

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