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Ein Helfer in der Cholera-Epidemie: Pfarrer Sebastian Kneipp ( 1821 - 1897)

[Online seit 14.07.2020]


Sebastian Kneipp stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Als Sohn eines  katholischen Webers im bayerisch-schwäbischen Stephansried 1821 geboren, musste er schon als Elfjähriger beim Vater am Webstuhl helfen oder gar als Viehhirte arbeiten. Nachdem auch noch sein Elternhaus abgebrannt war, fand er eine Anstellung als Knecht. Ein verwandter Kaplan unterrichtete ihn in Latein und ein reformierter Ortspfarrer führte ihn in die Pflanzenkunde ein. 1848 konnte er mit dem Theologiestudium beginnen.
Spätestens 1846 litt er vermutlich an Lungenschwindsucht. In einem Buch („ Unterricht von Krafft und Würkung des frischen Wassers in die Leiber der  Menschen“,  von Siegmund Hahn) entdeckte er Hinweise auf die Wasserbehandlung.

So  badete Kneipp wöchentlich zwei bis dreimal  einige Augenblicke in der eiskalten Donau bei Dillingen und nahm zu Hause Heilbäder, übergoss sich mit Wasser und wurde nach eigenen Angaben wieder gesund.
1850 erhielt er  einen Freiplatz zum Theologiestudium in München und behandelte heimlich Kommilitonen, welche an Tuberkulose erkrankt waren. Er las weitere Bücher über Wasseranwendungen und wurde 1852 zum Priester geweiht.
Bereits 1853 kam es zur Anzeige wegen Kurpfuscherei (Er hatte eine  cholerakranke Magd mit heißen Wickeln behandelt!)  1854 klagte ein Apotheker gegen ihn und er musste unterschreiben, „ fürder auch solchen Unglücklichen nicht mehr zu helfen, die angeblich keine ärztliche Hilfe mehr fänden“.  Als später eine Choleraepidemie ausbrach, war Kneipps Vater eines der ersten Opfer. Er handelte gegen seine Unterlassungserklärung und ihm wurde später die Heilung von 42  erkrankten Personen zugeschrieben. In der Bevölkerung nannte man ihn den „Cholerakaplan“.

Im Jahre 1855 kam er nach Wörishofen in das Kloster der Dominikanerinnen. Dort führte er neue Dinge in der Landwirtschaft ein (neue Kleesorten und Entwässerungssystem) und unterwies die Schwestern im Veredeln der Obstbäume und in der Imkerei.
Bald gab es in Wörishofen immer mehr Kurgäste und Kneipp führte mit einem Arzt zusammen gemeinsame Sprechstunden durch.  Im Sommer 1890 waren 6000 Gäste in Wörishofen. Kneipp schrieb auch ein Buch „ Meine Wasser-Kur“. Im Laufe der Zeit wurde Kneipp europaweit bekannt und erhielt eine Audienz bei Papst Leo III. und der Papst ließ sich von ihm behandeln.

Trotz aller Erfolge hörten die Anfeindungen gegen ihn nie auf.  Es kam sogar zu Brandstiftungen in Wörishofen. 1897 war seine Gesundheit angegriffen, dass er seine Wassergüsse nicht  mehr selbst vornehmen konnte. Er starb 1897 trotz zahlreicher Wasserbehandlungen an einem wachsenden Tumor im Unterleib. Eine Operation hatte er abgelehnt. Er wurde 76 Jahre alt.
Sein Wissen wurde weitergegeben und 2015 wurde  „Kneippen“  als traditionales Wissen und Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps“ in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen UNESCO Kulturerbes aufgenommen.
Quellen:  Wikipedia „Sebastian Kneipp, bayerischer Priester und Hydrotherapeut
Bilder aus: Sebastian Kneipp: „Meine Wasser-Kur durch mehr als 35 Jahre erprobt zur Heilung der Krankheiten und Erhaltung der Gesundheit“, 39. Auflage Kempten Jos. Kösel 1892)
Fotos: Ph. Bickle

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