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Sattler- ein fast ausgestorbener Beruf ?

[Online seit 02.06.2020]


Fast findet man den Sattlerberuf nur noch in Heimatmuseen in nachgebauten  Werkstätten vor. In Oftersheim ist dies die Werkstatt  von Fritz Gieser ( der Vater von Marliese Bräuninger), im Reilinger Heimatmuseum stammen die meisten Gegenstände von der Sattlerei Ohnsmann  (Telefonbuch von 1931 Karl Ohnsmann) und einige Teile aus der Autosattlerei Schneider aus Mannheim (meinem Schwiegervater), aber auch ein Koffer eines „ambulanten Sattlers“,  von Friedrich Bräuninger ( 1907 - 1991), später wohnhaft in Hockenheim.  Zusätzlich gibt es auch Gegenstände von Günter Wittmer, welcher in Hockenheim bei der Firma Simon arbeitete. Ganz neu von ihm bekamen wir einen „Nähstuhl“  (Nähkloben), wie ihn die Lehrlinge zur leichteren Handhabung beim Ledernähen verwendeten. Namentlich  bekannt ist den älteren Reilingern noch der „Sattler-Konrad“ aus der Hockenheimer Straße ( heute Parkplatz an der Einfahrt zur  kleinen Herten). Es war aber der Beruf seines Vaters Martin (1837 – 1915), der „Landwirth und Sattlermeister“  gewesen war, denn der „Sattler Konrad“ hieß mit Familiennamen Konrad Krämer (1870 – 1948)  und war „Barbier und Leichenschauer“.  Er zog um 1925 auch noch die Zähne (ohne  Spritze, wie mein Vater aus eigenem Erleben  berichtete).      

Sattlerei und später auch Möbelhaus Karl Ohnsmann, Stammhaus in der Hauptstraße 109 um 1930 ( ganz links am Bildrand).
Sattlerei und später auch Möbelhaus Karl Ohnsmann, Stammhaus in der Hauptstraße 109 um 1930 ( ganz links am Bildrand).

Die Arbeit des Sattlers war schwierig. Er brauchte eine Menge Werkzeuge um aus Leder und anderen Stoffen Gegenstände zur Verwendung im Umgang mit Tieren herzustellen. So mögen es wohl Sättel gewesen sein, welche dem Handwerk den Namen gaben. Zaumzeug, „Kummet“, und anderes Fahrgeschirr gehörte zu seiner Aufgabe. Die Schuster und Riemer und Taschenmacher waren verwandte Berufe.
Berufstypische Werkzeuge, wie wir sie auch im Reilinger Heimatmuseum finden, waren Sattlerhammer, “Halbmondmesser“, Rundahle,  Kantenzieher , Näh-und Rundnadel.  Aber auch das „Rössle“ und der Nähkloben werden im Museum ausgestellt.

Ein Auszug aus dem (Vorkriegs-) Bilderduden :
Ein Auszug aus dem (Vorkriegs-) Bilderduden : "Rössle und Kummetstock" (Nr. 24 und 22) und "Halbmondmesser" ( Nr. 31).

Der Beruf des Sattlers hat sich im Laufe der Zeit geändert. Wenn man im Telefonbuch nachsieht, entdeckt man nur noch wenige Sattlereien, obwohl  diese früher in jedem Dorf ansässig waren. Meist übten die Sattler dann noch den Beruf des Polsterers, des Tapezierers oder allgemein der Raumgestaltung aus. Dazu kam auch die Herstellung von Matratzen und allerlei Polstermöbeln.  Mit der fortschreitenden Motorisierung haben sich dann die Autosattler spezialisiert. Auf einsam liegenden Bauerhöfen oder kleinen Ortschaften  kamen auch „ambulante Sattler“, um dort Ausbesserungsarbeiten oder Neuaufträge durchzuführen. Oftmals blieben sie auch mehrere Tage. Einen solchen Koffer von „Fritz Bräuninger“ gibt es auch im Reilinger Heimatmuseum und das dazugehörige Quittungsbüchlein lässt uns von seinem herumziehenden Sattlerleben ahnen.  Diesen Koffer stiftete uns  Gerda  Dorn geb. Bräuninger.                                                                                                                                                                              

Bilder : Sattlerei und später auch Möbelhaus  Karl Ohnsmann,  Stammhaus in der Hauptstraße 109 um 1930 ( ganz links am Bildrand).—Der neue „Nähstuhl“ (Nähkloben) von Günter Wittmer-  Ein Auszug aus dem (Vorkriegs-) Bilderduden : „Rössle und Kummetstock“ (Nr. 24 und 22) und „Halbmondmesser“ ( Nr. 31).
Philipp Bickle/Fotos: Philipp Bickle

Der neue
Der neue "Nähstuhl" (Nähkloben) von Günter Wittmer

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