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Im Jahre 1964: Spargelanbau - ein lukrativer Nebenverdienst!! (Abendschau des SWR 1964)
[Online seit 12.05.2020]
Moderne Medien machen es möglich, dass man in der Vergangenheit blättern kann. Wer in seinem Computer unter „SWR Retro, Spargel Reilingen“ blättert, der kann sich eine 5minütige Sendung über den früheren Reilinger Spargelanbau ansehen.
Hierbei erfährt man allerlei Interessantes. Unter dem Titel „Spargelanbau, ein lukrativer Nebenverdienst“ hört man, dass damals vor 56 Jahren in Reilingen etwa 3000 Zentner Spargel gestochen wurden. Die Gemeinde hatte 4 400 Einwohner und baute 44 Hektar Spargel an. Von den 300 (!) Spargelproduzenten waren allein 230 (!) Nebenerwerbslandwirte.
Als „Feierabendbauern“ werden Karl und Lenchen Schöner interviewt, welche mit ihrem VW- Käfer zum Spargelstechen fahren. Im Bild sieht man noch runde Spargelhaufen. Herr Schöner sieht seine Arbeit als „Hobby“, während seine Frau meint, dass man das Spargelgeld auch gut für Ansprüche wie „Auto oder Fernseher“ gebrauchen könne.
Als Landwirt berichtet Anton Riedel über seine Arbeit. Er baue neben dem Tabak noch 40 Ar Spargel an, welche etwa 30 Zentner Ertrag brächten. Die ganze Familie müsste beim beim Stechen und Bearbeiten mithelfen. Fremde Personen zur Mithilfe seinen in der Umgebung von Mannheim nur schwer zu gewinnen. Bei ihm werden die Spargel schon in Dämmen, nicht mehr in runden Spargelhaufen angelegt. Seine 30 Ar Spargel brächten in den 12 Wochen der Spargelsaison etwa 6 000 Mark ein.
Der Vorstand des Spargelanbauvereines Otto Weißbrodt in der Spargelannahmestelle in der Schulstraße ( Lagerhaus der Spar- und Darlehenskasse ) betont, dass es in der heutigen Zeit für die Landwirte wichtig sei, dass sie am Ende jeder Woche ihr Spargelgeld erhielten. In der Spargelannahmestelle wurden die täglich 30 bis 40 Zentner Spargel sortiert, in Spankörbe verpackt und kamen so zum Großmarkt nach Heidelberg- Handschuhsheim. Von dort erfolgte der Weiterverkauf. Im Jahre 1963 verdienten die Reilinger Spargelbauern
400 000 Mark. In dem guten Spargeljahr 1964 könnte es sogar eine halbe Million werden, so lautet die Perspektive am Filmende. Ob es eingetroffen ist, wissen wir nicht.
Im Film wird noch gezeigt, dass der Erzeuger 1,50 Mark für die erste Sorte erhielt, dass aber auf dem Marktplatz in Mannheim 3 Mark oder mehr bezahlt werden mussten.
Die Bilder aus 1964 sind in die Sendung "Treffpunkt BW" vom 10.05.2021 eingebaut, sie kann unter https://www.ardmediathek.de/swr/player/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzEyMzg2Nzc/spargelzeit nachgesehen werden.
Philipp Bickle/Fotos: Bickle