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Diphtheritis (Anno 1888) (Teil 1) - Zu Beginn des 20 Jahrhunderts noch "Würgeengel der Kinder" genannt.

[Online seit 31.03.2020]


Diphterie ist seit dem Altertum bekannt. 1826 führte Pierre Fidéle Bretonneau die Bezeichnung in den medizinischen Sprachgebrauch ein. Während des Zweiten Weltkrieges grassierte in Europa die letzte große Epidemie mit 3 Millionen (!!) Erkrankten.
Diphthereritis nach Auszügen aus Spemanns  „Schatzkästlein des guten Rats“ (1888):


„Diese Krankheit ist ansteckend. Die Ansteckung erfolgt durch die Ausatmungsluft der Patienten, ihren ausgehusteten oder ausgeräusperten Schleim, ihre Kleidung, ihre Betten, ihre Leichen, selbst durch Nahrungsmittel, welche in dem Zimmer des Diphtheritischen aufbewahrt wurden.  Auch Diphtheritis der Hühner, der sogenannte Pips derselben, und Diphtheritis der Kälber können den Menschen anstecken. Das K r a n k h e i t s g i f t  ist sehr zähe, d. h. bleibt lange wirksam, und wird am leichtesten durch direkte Berührung, z.B. beim Küssen übertragen. Vielfach entwickelt sich diese Krankheit ohne Ansteckung; dann liegt die Ursache in Feuchtigkeit und Unsauberkeit der Wohnungen oder Anhäufung von Unrat in ihrer Nähe. 
Vorboten der Krankheit  allgemeine Mattigkeit, Frösteln, Erbrechen. Dann folgt Fieberhitze und Halsschmerz; letzterer kann aber auch gering sein oder ganz fehlen.
Ist die Diphtheritis entwickelt ,so sieht man, wenn man den Patienten seinen Mund öffnen lässt und ihm mit einem Löffelstiele die Zunge abwärts drückt, den Gaumen nebst den Mandeln mehr oder weniger stark gerötet und geschwollen. ( …) Außerdem findet man regelmäßig am Halse unterhalb des Unterkiefers, auf einer oder beiden Seiten rundliche, harte, bei Druck schmerzhafte Drüsen. Das Schlucken ist etwas behindert, im Halse bildet sich viel zäher Schleim, der die Kranken sehr belästigt. Die Fieberhitze pflegt sich zu steigern, der Atem wird übel riechend.

Der Verlauf der Krankheit:

Der Verlauf  ist sehr verschieden, aber immer gefährlich.
Die erste Bedingung der raschen Heilung ist frühzeitiges Erkennen. Deswegen muss jedem Fiebernden, egal ob jung oder alt, der Hals innerlich und äußerlich untersucht werden. Hierauf kann sich jeder Laie recht einüben! (In dieser Zeit gab es in Reilingen keinen Arzt!) Ein Versäumnis von einem halben Tage oder noch weniger,, kann die Veranlassung  zum unglücklichen Ablauf der Krankheit sein.                                                                                               

Allgemeine Verhaltensregeln:

Die ärztliche Behandlung ist hier nicht zu besprechen! Tritt in irgendeiner Familie Diphtheritis auf, so ist zu allererst der Kranke ohne Zögern von den Gesunden zu trennen. Man bringe ihn in ein sehr geräumiges, hohes, reines, leicht zu lüftendes Krankenzimmer,  entferne aus demselben alle etwa vorhandenen unnötigen Möbel, Vorhänge, Kleidungsstücke und Nahrungsmittel. Öffne die Fenster recht fleißig, halte in der warmen Jahreszeit eins derselben stets offen und sorge dafür, dass im Winter die Temperatur des Zimmers zwischen zwölf und dreizehneinhalb Grad R(eamur)  ( 15 bis 16,8 Grad Celsius) beträgt. (Teil 2 folgt!)

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