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Vom Fahrradfahrenlernen für erwachsene Frauen (um 1904)

[Online seit 10.02.2020]

Wer als Frau Radfahren lernen will, beachte die folgenden 10 Regeln.
1. Fahre in den ersten 10 Lehrstunden nie länger als eine viertel bis eine halbe Stunde, mit Einschluss der Erholungspausen.
2. Krummsitzen ist unter allen Umständen zu vermeiden. Darum Sattel nach vorn, Lenkstange hoch.
3. Es ist stets nur so schnell zu fahren, dass die Atmung noch mit geschlossenem Munde erfolgen kann.
4. Die Fahrgeschwindigkeit halte sich daher zunächst in den Grenzen einer Droschke, das heißt durchschnittlich einen Kilometer in fünf bis sechs Minuten (also 10 bis 12 km/h).
5. Nach der Lehrzeit sollten die ersten Fahrten nie länger als eine halbe Stunde dauern.

6. Später soll für die ununterbrochene Fahrt die Dauer von einer Stunde als Maximum gelten.  
7. Sobald man beim Fahren irgendwelche Beschwerden, wie Herzklopfen oder merklich beschleunigte Atmung verspürt, ist sofort langsamer zu fahren. 
8.  Vor allen größeren Steigungen sollte man absitzen.
9. Trinke während einer Tour auf dem Rade niemals Alkohol, dagegen ist der Genuss kühlen Fruchtwassers, sowie von Schokolade („Kakao“) gestattet.
10. Kleide dich für eine Tour stets leicht und luftig. Alle einschnürenden Kleidungsstücke, alle festen Gürtel, alle elastischen Strumpfbänder müssen fortgelassen werden. Man trage stattdessen ein Leibchen ohne Schienen mit Strumpfhalter.

Die Radlerin auf (mehrtägigen) Reisen („ Für´s  Haus vom 30. Juli 1905, Seite 516/17)  , hier nur ein gekürzter Auszug:
Ein Wettermandel mit Kapuze aus Patentstoff, der haltbarer wie Gummi und leichter als Loden ist.… ..mein Radgepäck besteht aus zwei Kombinationen, sechs Taschentüchern, ein Paar dünnen und ein Paar wollenen Strümpfen. … mein Werkzeug besteht aus:  Luftpumpe, Franzosen (Spezial-Mehrfach-Schraubenschlüssel), Zange, Schraubenzieher, Draht, Ölkanne,, Reparaturknöpfe für den Luftschlauch, ein Reparaturband für den Luftmantel, Sicherheitsschloss, Ersatzkarbid ( für die Lampe), Sturmzündhölzer, Kettenbürstchen, Tuch und Putzpomenade).  Ein Anhängetäschchen, das ich entweder am Gürtel oder am Laternenhalter befestige, enthält: Notizbuch,, Bleistift, Nähzeug, einige Knöpfe und Haken, Sicherheitsnadeln, englisches ( Heft-) Pflaster, ein Taschenkamm, ein Büchschen Salmiak, Stahlfedern, Briefmarken, Kordel und Papiertrinkbecher. Man braucht eine gutbrennende Azetylenlampe (Karbid) mit der man unbesorgt auch eine Nachtfahrt wagen kann. So ausgerüstet kann die Radlerin keck den Flug in die Welt wagen. „All Heil!“
(L. Schupp zu München)
Quellen: „Für´s  Haus“ , Praktisches Wochenblatt für alle Hausfrauen, Berlin  20. Nov. 1904, S. 88—Azetylenlampe aus Stukenbrok Einbeck Katalog von 192, Reprint Olms  Presse Hildesheim New  York  1982
Philipp Bickle/Fotos: Philipp Bickle

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