Wir berichten
Wenn ein alter Kinderteller erzählen könnte!
[Online seit 25.11.2019]
Im Reilinger Heimatmuseum gibt es nur wenige alte Kinderteller mit kindlichen Motiven. Seit jeher gibt es einen Kampf am Mittagstisch, wie uns die Geschichte vom „Suppenkaspar“ erzählt: „Nein, meine Suppe ess` ich nicht!“
Meist drehen und drehten sich die Geschichten und elterlichen Streitgespräche, um das „Nicht-essen-wollen!“ “ Dein Teller wird leergegessen, sonst gibt es kein schönes Wetter!“ lautet das gestrenge Wort der Mutter. Oder wenn die Kinder das Essen ablehnten und etwas andere wollten, dann hieß es: „S´wird gegesse, was auf den Tisch kommt!“ Einen besonderen Anreiz boten hierzu die hübsch aufgemachten Kinderteller wie unsere heutigen Beispiele zeigen. Es lässt sich zeitlich nicht einordnen, aber es sind zwei nette Beispiele. Einer ist ein wertvoller Keramikteller der schon im Jahre 1748 bestehenden Firma Villerroy & Boch. Der Teller mit der „Geschichte vom Hans im Glück“ muss von einer reichen Familie stammen, denn nur wenige Reilinger Bürger konnten sich ein solch edles Beispiel der Keramik leisten. In den Abbildungen erfahren wir, wie in dem Märchen der Gebrüder Grimm Hans für sieben Jahre fleißige Arbeit einen Goldklumpen als Lohn erhält. Diesen tauscht er gegen Pferd, Kuh, Schwein und Gans am Ende gegen einen Schleifstein und einen einfachen Feldstein. Als er am Brunnen trinken will, fallen auch diese beiden Steine noch hinein. Aber er ist glücklich, die beiden Steine nicht mehr tragen zu müssen und wandert glücklich zu seiner Mutter zurück!
Ein zweiter einfacher Kinderteller ist „nur“ aus Blech. Es ziert ihn ein Bild von zwei Kindern, welche einen Hasen füttern. Was mögen die Mütter, Väter, Großmütter und Großväterwohl beim Essen erzählt haben? Waren es lustige Geschichten? Waren es böse Drohungen: „ Wenn Du nicht sofort ….!“
Heute hat sich die Meinung vieler Eltern gedreht. US-Forscher (Wer denn sonst??) hätten, festgestellt, dass Kinder welche zum Aufessen gezwungen wurden, später dauerhaft tendierten, zu viel zu sich zu nehmen und dadurch übergewichtig zu werden.
In den Jahren während des Ersten und nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg mussten viele Kinder hungern. Es gab öffentliche Suppenküchen oder nach dem Zweiten Weltkrieg die „Hoover-Schülerspeisung“ im Keller der Rieglerschule. Da gab es nur einfache Teller oder gar eine gebrauchtes „Essenkännchen“ aus Militärbestand. Ich weiß noch heute, wie gut 1948 die Muschelsuppe mit Fleischstückchen schmeckte. Freitags gab es meist „Offe-Nudeln“ mit Milchkakao, welche mir heute noch gut in Erinnerung sind. Ich war damals ein Erstklässler.
Ph. Bickle/Foto: Ph. Bickle