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Der Hofhund als Kettenhund (1885)

[Online seit 04.11.2019]

Willi Würtz mit seinem Hund und Wilhelm Weißbrodt in der Spielmannzugsuniform (etwa 1953 vor dem neuen Schulhaus)
Willi Würtz mit seinem Hund und Wilhelm Weißbrodt in der Spielmannzugsuniform (etwa 1953 vor dem neuen Schulhaus)

Man findet heute kaum noch einen Bauernhof oder eine andere Stelle, wo „Hofhunde“ angekettet für Sicherheit sorgen. Letztmals hat man davon bei der deutsch-deutschen Grenzbefestigung gehört, wo solche „Laufhunde“ zur Vermeidung von Fluchtversuchen eingesetzt waren. Im Buch „ Neues illustriertes Haus=Tierarzneibucheine ausführliche Beschreibung der Zucht und Haltung sämtlicher  Haustiere, der Krankheiten und deren Behandlung , bearbeitet nach dem neuesten Stand der Wissenschaft, populär bearbeitet von V. Strebel, Professor an der land. Akademie Hohenheim und E .Reicherter, Oberamtstierarzt und Lehrer an der landwirtschaftl. Winterschule in Reutlingen, Druck von Enßlin und Laiblin, Reutlingen 1885, S. 669  lesen wir:

Der Hofhund. Ich kenne Ortschaften, wo in jedem Hause ein Hund an der Kette war, die mittelst eines beweglichen Ringes in einer Stange dem Hunde möglict machte, die halbe Seite des Hauses zu begehen und um die Ecke hatte er dann seine Hütte. Kam nun ein Fremder gegen das Haus, so rannte das Tier unter furchtbarem Gebell und Geheul mit seiner Kette, die an der Stange rasselte, hervor, bis in die Mitte der Hausthüre und wütete, haberwürgt vom Halsband, geifernd und schäumend, unterstützt von allen Hunden des ganzen Dorfes, gegen den Fremdling, der gerade noch zur Thüre hineinschlüpfen konnte, ohne dass er vom Hunde zu erreichen war. Heute ist diese Einrichtung fast unbekannt und gerade in den von mir genannten Orten ist vielleicht jetzt noch ein „Rattler“ (ein  Hühnerhund und ein Möpschen) anzutreffen. Zum Schutze will man jetzt eher Hunde in umschlossene Höfe und dergl., aber keine so lärmenden, wie es der alte Hofhund ist. …..Strenge unterschied  der gute Hofhund, wer in das Haus gehörte, wer in dem Dorf zu Hause war, wer in das Haus gehörte, den befreundeten, den anständigen Mann, den Hausierer, den Gensdarm ( „Schandam“), den Fremden und Gauner, für welchen er Bettler und Zigeuner nahm. Nur von letzteren wurde er oft überlistet, weil diese meist kleine Hündinnen mitbrachten, deren Eleganz und studiert kokettes Benehmen, ihm manchmal weichere Gefühle abrangen. Kamen neue Dienstboten in das Haus, so hielt er sie für vorgestellt und ließ sie passieren, wenn sie mit einem gefüllten Futterkorbe an ihm vorüber gingen; aber erst nachdem sie ihn einmal gefüttert hatten,  ließ er sich liebkosen und war erfreut und dankbar dafür.“  

Heute können auch noch „Kettenhunde“ gehalten werden. Im Tierschutzgesetz gibt es aber feste Vorgaben. (Tierschutzverordnung § 7 Anforderungen an die Anbindeordnung: Laufvorrichtung mind. sechs Meter;   seitlich mindestens 5 Meter; ungehindert Schutzhütte aufsuchen; liegen und umdrehen darin, Umgebung frei von Dingen , die zu Verletzungen führen können; nur breite Brustgeschirre und Halsbänder; keine Hunde unter 12 Monaten alt, keine Hündin im letzten Drittel der Tragezeit; keine säugende Hündin; kein kranker Hund.

Philipp Bickle

Fotos: le

In der Hauptstraße beim weiteren Umzugsweg.
In der Hauptstraße beim weiteren Umzugsweg.

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