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Vom Rasieren (Teil2): Nassrasieren mit dem Sicherheitsapparat

[Online seit 29.10.2019]


Mein Großvater Christian (1881 – 1960)begab  sich  immer  am Wochenende  zu Friseur Erhard Frey, um sich mit dem scharfgeschliffenen Friseurklappmesser rasieren zu lassen. Im Krankheitsfall kam Friseur Frey auch ins Haus, um den Bettlägerigen dort zu rasieren. Mein Vater  hatte schon immer einen Rasierkasten, in welchem die benötigten Utensilien aufbewahrt wurden. Darin war eine  Packung Rasierklingen ( Marke „Rotbart“),  ein messingfarbiger Selbstrasierapparat, ein Stück Rasierseife, ein Schüsselchen dazu und ein silbergrauer, glänzender Alaunstein, um die Schnittwunden zu stillen. Als Spiegel diente ihm ein Stück von einem geborstenen  Weltkriegs-Flakscheinwerfer.

Der Selbstrasierer („Rasierhobel“) mit  doppelseitiger Sicherheitsrasierklinge wurde schon 1901 von dem Amerikaner Gillette zum Patent angemeldet. So konnte man sich jetzt bequem zu Hause rasieren. Im Ersten Weltkrieg wurden diese Apparate von den Soldaten gerne angewendet.  Das abgebildete Rasierzeug der Firma Engelswerk bei Solingen konnte man auch in Mannheim im Zweiggeschäft  ( P. 5/14  in  der Heidelberger Straße) kaufen, um es dann ins Feld zu den Soldaten zu senden. Es konnte auch „ins Feld“ gesendet werden, musste aber vorher bezahlt werden. Reklametüchtig wird darauf hingewiesen,  dass Messing und Nickel von der Heeresleitung beschlagnahmt würden, und man solle bald bestellen, weil es schnell teurer werden würde! Es enthielt für 5 Mark: Vollständiges Rasierzeug mit Rasiermesser („Ungeübte erhalten auf Wunsch Sicherheitsschutzkamm gratis!“), Streichriemen, Pasta,  Rasierseife, Schale und Pinsel). So verbreiteten sich die Selbstrasiergeräte schnell und wurden bald weltweit benützt. Heute verwendet man bereits Wegwerfrasierer.

Um 1960  kamen  elektrische Trockenrasierer  in Deutschland verstärkt auf den Markt. Während meiner Bundeswehrzeit (1962/63) hatte ich ein solches Gerät. Es war sehr laut und ruckelte und zwickte ordentlich. Im Manöver musste man sehen, wo man den Strom her bekam. Heute haben die Geräte Akkus und es gibt bereits moderne wasserfeste Elektrorasierer, welche auch für die Nassrasur geeignet sind und erheblich mehr Komfort bieten als die Geräte der Frühzeit.  Dennoch stehen viele Männer noch immer auf eine Nassrasur. Vielfältige Cremes, Seifen und Wässerchen ergänzen heute das hygienische Angebot.
Quelle:“ Die Freude …“, Reklame aus „Die Wochenschau vom 6. November 1915“, Verlag W. Giradet, Essen, Düsseldorf, Berlin ; andere Geräte aus „Hauptkatalog Stukenbrok 1931“, Nachdruck Olms Presse
Ph Bickle/Fotos: Ph. Bickle

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