Gemeinde Reilingen

Seitenbereiche

Volltextsuche

Was suchen Sie?

RSS

Facebook

Kontrast

Schriftgröße:

Seiteninhalt

Wir berichten

Der "Lahrer Hinkende Bote" - aus der Geschichte eines badischen Volkskalenders

[Online seit 29.07.2019]

Im Jahre 1800 erschien erstmals ein Kalender mit einem Kriegsversehrten mit Holzbein auf dem Titelblatt. Die heute abgebildete Vorderseite (aus dem Jahre 1947, mit französischer Genehmigung durfte der Kalender veröffentlicht werden) stammt von dem Graphiker Philipp Jakob Kauffmann und wurde 1825 erstmals veröffentlicht. Im Jahre 1850 wurde die „neue“  Eisenbahn hinzugefügt und außerdem wurde das Segelschiff durch ein Dampfschiff ersetzt. Auf einem Grabstein in der linken Ecke hinterließ der Künstler seinen Familiennamen.

Der Inhalt bestand aus einem Kalender mit Bauernregeln, Informationen zu Gedenktagen, Pflanz- und Saatterminen,   badisch-landesbezogenen Beiträgen, Gedichte in alemannischer Mundart und Geschichten. Im Titel wurden die erwünschten Leser angesprochen, nämlich „Bürger und Landmann“.
Im Kalenderinnern war im Kalendarium genug Platz, um wichtige Daten aufzuschreiben. In einigen Exemplaren des Reilinger Heimatmuseums sind meist mit Tinten-Bleistift eingetragene Daten heute noch zu lesen. Da ist es der Geburtstag der Tante, da der Preis und Datum für ein neu gekauftes Pferd, dort ein Deckungstermin für die Kuh oder bezahlte Schulden bei einem Reilinger Handwerker zu entdecken.
Im Dritten Reich war der Kalender mit einem Verbot belegt. Seit dem Jahre 2013 beträgt der Kalender den Untertitel „Der badische Kalender“. Der Kalender erschien bis 2000 im Verlag Moritz Schauenburg (Lahr),  2001 bis 210 im Verlag Ernst Kaufmann (Lahr), seit 2011 zeichnet der Silberburg-Verlag aus Tübingen und Baden - Baden für die Verantwortung.  Nur noch klein steht oben  „Lahrer hinkender Bote“. De Haupttitel  nennt sich jetzt „Der Badische Kalender“.  Die Zeiten für Sonnen- und Mondaufgang orientieren sich an Freiburg/Breisgau und nicht, wie sonst üblich an Kassel.

Das redaktionelle Konzept orientiert an badischen Themen, etwa die Vorstellung bekannter badischer Orte, ehemaligen badischen Persönlichkeiten oder alten Bräuchen.

In der Entstehungszeit des Lahrer Hinkenden Boten hatten Invalide oft nur die Möglichkeit als Boten oder Zeitungsverkäufer ein Auskommen zu finden. Es gab vor 1800 schon andere Publikationen auf deren Titelbild mit Stelzfuß und oft mit Uniformjacke  ((Kriegsinvalider)  abgebildet war. In der e3inen Hand hielt er einen langen Stab als Stütze in der anderen Hand einen Kalender oder Brief. So gab es bereits in Basel einen „Hinkenden Bott“ ab 1676.  Interessant ist auch, dass in der Reilinger Mundart der Briefträger mit „Brief-Bott“ bezeichnet wurde.
Meine letzten „Hinkenden Boten“ konnte ich in der Bäckerei Schieck kaufen. (Quelle: Wikipedia)
Philipp Bickle

Fotos: Ph. Bickle

Weitere Informationen

Archiv - Ortsgeschichte

Hier können Sie ältere Artikel zum Thema Ortsgeschichte nachlesen.

Jahr 2003
Jahr 2004
Jahr 2005
Jahr 2006
Jahr 2007
Jahr 2008