Wir berichten
Warum steht am Reilinger Rathauseingang "Rath-Haus"
[Online seit 24.06.2019]
Im Laufe der Jahrhunderte, sogar vor recht kurzer Zeit, wurde die „Deutsche Rechtschreibung“ erneuert oder korrigiert. Wenn wir in alten Büchern vor 1903 lesen, dann entdecken wir oft noch ungewohnte deutsche Wörter.
„Brod“ statt „Brot“, „gieb“ statt „gib“, „thun“ und „Noth“ und eben „Rath“ statt „Rat“. Also lernen wir, dass unser Rathaus vor 1903 erbaut wurde. Seit 1871 gab es erst ein „Deutschland“ und so mussten sich die Bundesstaaten neben den gemeinsamen Maßen für die Länge, den Hohlmaßen und Gewichten auch für eine gemeinsame einheitliche Schreibweise entscheiden. Österreich und die Schweiz, also alle deutschsprachigen Länder, sollten auch dabei sein. Als Anordnung ist hier die „Bekanntmachung des königlichen Hauses und des Äußeren und des K. Kriegsministeriums Bayern“ abgedruckt.
Ganz kurz ( in Auszügen) zusammengefasst waren die Änderungen folgende:
„th“ wird in deutschen Wörtern nicht mehr geschrieben! (Wohl aber in dem griech. „Theater“ oder in Athlet!)
„Schifffahrt“ kann auch „Schiffahrt“ geschrieben werden.
Trennung: Hak=ke , krat=zen, , Fin=ger, aber „st“ blieb ungetrennt, also La=sten und Fen=ster !! Aber „Diens-tag“.
„Matratze“ nicht Matraze, „Türe“ und nicht mehr Thüre! Aber „Brezel“ bleibt!
Aus „gieb“ wird „gib“! Zeitwörter mit „iren“ sind „ieren zu schreiben! Also „regieren“ statt „regiren“.
Wie viele Übungsstunden hat es für Schüler und Gemeindeschreiber gedauert, bis die „neue Rechtschreibung“ gelernt und angewendet wurde!
Quelle: Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis, Bayr. Staatsministerium für Unterricht und Kultus, neue Bearbeitung, 24. unveränderte Auflage, München, Verlag Oldenbourg 1903
Philipp Bickle
Fotos: Ph. Bickle