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Blick zurück: Königliche Persönlichkeiten in Baden und Württemberg um 1806

[Online seit 03.04.2023]

Großherzog Karl Friedrich von Baden.
Großherzog Karl Friedrich von Baden.

 

Unter dem badischen „Großherzog“ Karl Friedrich nahm die ehemalige Markgrafschaft Baden-Durlach eine ungeahnte Entwicklung. Binnen sieben Jahren (1803 bis 1810) vergrößerten sich Staatsgebiet und Zahl der Untertanen um das Vielfache.
Zunächst glich das Land eher einem Flickenteppich. Am 12. Juli 1806 trat „Kurfürst“ Karl Friedrich dem von Kaiser Napoleon I. dominierten Rheinbund bei und nahm den Titel eines „Großherzogs“ und das „Prädikat“ „Königliche Hoheit“ an. Als er 1811 verstarb, hatte das Großherzogtum Baden eine Fläche von 249 Quadratmeilen (rund 15.000 Quadratkilometer) mit etwa einer Million Einwohnern. Somit waren also die Fläche und die Bevölkerungsanzahl Badens innerhalb von sieben Jahren um etwa einen Faktor vier angewachsen. Dem Rheinbund angehörend, mussten hohe Beträge zur Finanzierung der Koalitionskriege aufgebracht werden. Darüber hinaus waren alle Mitglieder der Offensiv- und Defensivallianz verpflichtet, im Kriegsfall Truppenkontingente zu stellen und für Napoleon in den Krieg zu ziehen. So stellte Großherzog Karl, ein Enkel von Großherzog Karl Friedrich, für den Russlandfeldzug über 6.000 Mann, und nur wenige Soldaten kamen zurück. 1810 wurde für das Großherzogtum ein Badisches Landrecht nach dem „Code civil“ eingeführt. Zivile Standesämter übernahmen die Beurkundung von Personenstandsfällen und die Zivilehe wurde möglich.

Der erste König von Württemberg Friedrich I.
Der erste König von Württemberg Friedrich I.

Am 01. Januar 1806 nahm Kurfürst Friedrich die Königswürde an und Württemberg wurde zum Königreich erhoben.

Österreich tat sich im August 1805 auf der Seite der sogenannten dritten Koalition mit Rußland und England zusammen, die sich gegen den übermütigen, ganz Europa bedrohenden Franzosenkaiser Napoleon richtete. Kurfürst Friedrich von Württemberg hatte bis dahin, im Gegensatz zu seinen Landesvertretern, treu zu Österreich gehalten. Jetzt aber musste er fürchten, dass Napoleon gegen diese Krieg führte und Schwaben dabei in Mitleidenschaft gezogen wurde. In der Tat erklärte ihm der französische Gesandte, dass es unter keinen Umständen gestattet würde, neutral zu bleiben. Zugleich eröffnete der österreichische Gesandte in Stuttgart, dass sich die Österreicher in Ulm festsetzen werden. Bald standen 80.000 Franzosen in Württemberg und die Österreicher unter Mack in Ulm. So schrieb Friedrich notgedrungen am 30. September 1805 an Napoleon, dass er bereit sei, mit Bayern und Baden auf seine Seite zu treten. Am folgenden Tag richtete er ein Schreiben an Kaiser Franz, der ihn fortwährend ohne Antwort auf seine Anfragen und Anträge gelassen hatte: Eine Wahl stehe ihm nicht mehr frei. In der Gefahr gehöre er zu seinem Land und müsse suchen, dessen Lasten zu erleichtern. Am nächsten Abend traf Napoleon im Schlosse zu Ludwigsburg ein. Schon am Folgetag erklärte er Österreich den Krieg, ließ aber dem Kurfürsten keinen Zweifel darüber, dass Württemberg, wenn ein Bündnis nicht zustanden komme, als eine eroberte Provinz behandelt werde. Was blieb dem Fürsten übrig, als den Bündnisvertrag zu unterzeichnen? Der Lohn blieb nicht aus. Schon im November wurde dem Kurfürsten eine bedeutende Vergrößerung seines Landes und die Königswürde zugesagt. Nach der Schlacht von Austerlitz musste Kaiser Franz I. im Pressburger Frieden vom 26. Dezember die neue Würde anerkennen. Am Neujahrsmorgen, 1. Januar 1806, erschien zu Stuttgart ein Adjutant Napoleons mit der Nachricht von dieser Anerkennung. Kanonendonner und Glockengeläute verkündeten die Botschaft sogleich der Hauptstadt und ein Herold, von Trompeten begleitet, rief sie in allen Straßen aus.
Ein feierlicher Gottesdienst folgte. Der Hof und das Militär brachten dem neuen König ihre Glückwünsche dar. Und dieser erteilte den Abgeordneten der Reichsritterschaft, der Kollegien und der drei Hauptstädte (Stuttgart, Ludwigsburg und Tübingen) Audienz. Eine Beleuchtung der Stadt, Theater und Redoute (Festung) mit freiem Eintritt beschlossen die Tage. Es war der Anfang eines fast 10jährigen Regiments König Friedrichs, der – nach dem unbefangenen Zeugnis des trefflichen El. Perthes – „obschon er oftmals tyrannisch sich zeigte, in Wahrheit wenigstens auf dem religiösen Gebiet, verwirklicht die Idee der Gleichheit aller vor dem Gesetz mit Beharrlichkeit durchgeführt und im Westen Deutschlands des Deutschen zu einer politischen Wiedergeburt verholfen hat!“
Philipp Bickle
 
Quelle: Württemberger König Friedrich (aus „illustriertes Sonntagsblatt“ in der Schwarzwälder Volksstimme, Haslach i.K. im Jahre 1906). Bild und Text: Württembergs Erhebung mit Friedrich mit „Furchtlos und treu!“. Farbbild aus „Die Großherzöge von Baden“, Uwe A. Oster, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg (2007) mit Bild: Großherzog Karl Friedrich aus dem Todesjahr 1811, Baden-Baden, Neues Schloss S. 129.

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