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Das "Spiritusbügeleisen" war nur selten bekannt!

[Online seit 24.01.2023]

Die in den meisten Familien gebräuchlichen Bolzen- oder Kasten -Bügeleisen mit Stahlbolzen waren für das Glätten nicht sehr empfehlenswert. Weniger wegen ihrer Leistungsfähigkeit, als wegen des zeitraubenden und unhandlichen Wechselns des Bolzens. Der im Feuer erhitzte Bolzen kühlte meist schnell aus und ging wegen der hohen Temperaturbelastung auch schnell kaputt.
Um 1910 wurde von Spiritusfabrikanten in Berlin ein Vortrag darüber gehalten, wie man Alkohol vergällt und Spiritus daraus machen kann. Vergällung bedeutet, dass dem Alkohol bestimmte Stoffe (Vergällungsmittel) beigegeben werden, um ihn für den Verzehr unbrauchbar zu machen und dadurch eine zweckwidrige Verwendung praktisch auszuschließen.
Ohne die Alkoholsteuer konnte der Spiritus billiger verkauft werden, als herkömmlicher Alkohol.
1850 tauchten erstmals Spiritusbügeleisen für den Hausgebrauch auf. Bei diesen wurde über einen kleinen Behälter der Brennstoff zu einem Heizkörper geleitet, dort verdampft und durch kleine Brennlöcher im Inneren des Bügelkörpers verbrannt. Trotz der vielgerühmten Vorzüge in Punkto Sauberkeit (keine Kohlenasche, oder gar schlechte Luft, wie bei den Kohlebügeleisen) und der praktischen Handhabung setzte sich diese Technik nicht durch.
Als Reisebügeleisen erfreute es sich allerdings einer gewissen Beliebtheit, da Spiritus leicht zu beschaffen war.
Ein Nachteil jedoch war, dass bei längerem Gebrauch die meist kleinen Brennlöcher verstopfen konnten, und man diese dann mit feiner Nadel wieder reinigen musste. Außerdem war das Nachtanken des brennenden Spiritus während des Betriebes, nicht möglich.
In der Berliner Zeitung wurde um 1904 von der Firma Karl Kaltschmid in Oberriexingen (a./ Enz) bei Stuttgart inseriert, dass man das Brennspiritusbügeleisen in Deutschland und Österreich anbieten würde. Eines dieser Modelle hat auch seinen Platz in unserem Heimatmuseum. 1802 wurde die Firma Kaltschmid gegründet („Älteste Bügeleisenfabrik“). Zusätzlich wurde damit geworben, dass der „Docht unverbrennbar sei und die Konstruktion verblüffend einfach und durchaus zuverlässig ist“

Quellen:
Text aus „Strobel Marianne: Alte Bügelgeräte: Eine Kulturgeschichte des Bügelns, München, Strobel & Söhne GmbH & Co, 1987
1904 Inserat der Berliner Zeitung

Fotos: Philipp Bickle

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