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Wie alle Frauen für den täglichen Haushalt sorgten! (1904) ( Teil 1 )

[Online seit 05.09.2022]

Viele Hausfrauen behelfen sich heutzutage mit möglichst wenig Dienstboten. Manche Hausfrau greift zu dem Aushilfsmittel, ein Mädchen ohne gegenseitige Vergütung ins Haus zu nehmen. Manches junge Mädchen benutzt gern die Gelegenheit, um sich eine praktische Ausbildung fürs Leben zu verschaffen. Trifft es sich gut, so kann daraus beiden Teilen viel Segen erwachsen, andernfalls kann man auch in der Sache, wie man zu sagen pflegt, ein Haar finden. Manche Hausfrauen sind zu eigennützig, sie vergessen, dass sie die jungen Mädchen etwas lehren sollen und sind nur darauf bedacht, dass die Arbeit erledigt wird. Manche Mädchen wiederum denken, sie können, wenn sie kein Gehalt beziehen, recht auf ihre Schonung bedacht sein und bedenken nicht, dass sie die Hausfrau Tag für Tag Geld kosten und dafür auch etwas leisten müssen. Man wird nun auch, wenn man in Stellung geht um etwas zu lernen, man also doch nichts Ordentliches kann, nicht verlangen können, dass man auch in besseren Arbeiten wie Kochen, Plätten Wäschelegen usw. beschäftigt wird. Zu solchen Arbeiten  braucht man fortwährend Aufsicht und man verdirbt auch leicht etwas. Man wird  also zufrieden sein müssen, wenn man auch Stubenwischen, Fensterputzen, Abscheuern und dergleichen Arbeiten verrichten muss. Denn durch diese kann man sich zuerst am schnellsten und sichersten nützlich machen. 

Ich selbst war ein Jahr lang ohne gegenseitige Vergütung in Stellung. Ich war so glücklich, eine Hausfrau zu treffen, die sehr gewissenhaft und umsichtig war; dass ich ihr nützlich war, bewies mein gutes Zeugnis, das ich beim Abschied erhielt und das Bedauern mit dem sie mich scheiden ließ.  Was sie für mich getan hat, kann ich ihr niemals vergelten. Sie hat mich zu einem wirtschaftlich tüchtigen, flinken Mädchen herangebildet, und das ist mir schon tausendfach zu Gute gekommen.

Ich war im achtzehnten Jahr, als ich meine Stellung antrat, war willig und bescheiden, konnte aber noch herzlich wenig. Zu Hause hatte ich es sehr streng gehabt. Ich kam in einem Pastorenhaushalt  mit fünf Kindern, von denen das jüngste zwei Jahr alt war. Meine Herrschaft wohnte auf dem Lande. Bei meinem Antritt entließ die Hausfrau ihr erwachsenstes Dienstmädchen und behielt nur ein kaum aus der Schule entlassenes Dienstmädchen, für die Kinder und die gröbsten Arbeiten. Mich so weit zu bringen, dass ich die Stelle des großen Dienstmädchens ersetzen konnte, war das Ziel jeder Hausfrau.

In der Früh musste ich zeitig aufstehen. Vor dem Frühstück, das pünktlich um sieben Uhr eingenommen wurde, hatte ich das Esszimmer und das Zimmer des Hausherrn aufzuräumen, den Kaffeetisch zu decken, auch den Kaffee zu kochen. Das Dienstmädchen fütterte die Hühner, zündete den Herd an, kehrte die Küche, Hausflur sowie den Hof und putzte die Stiefel. Nach dem Frühstück ging es zur Morgenandacht in das Hausherrn-Zimmer, wo wir alle beisammen waren. Nachher hatte ich noch das Wohnzimmer aufzuräumen und eine Reinigungsarbeit vorzunehmen. Dann ging es an die Zubereitung des Mittagessens, wo ich der Hausfrau bei allem half, auch durfte ich selbständig so manches erledigen. Vor dem Mittagsbrot zog ich mit um, erledigte das Tischdecken sowie das Auftragen und aß mit bei Tisch.

Quelle: „Für´s Haus“, Sonntag, den 20. November 1904, als Clara von Studnitz, Berlin Nr. 23. Jahrgang Nr. 8  ---- Fotos: Fotogräfin als  Grete Krull (links) von Selbstportrait mit Frau Bernd.

Die Namen der Kaffeegesellschaft. Dieses Bild hat uns Adolf Vögele zugesendet und mit den entsprechenden Namen gekennzeichnet. Anna Adolf (Schwester des „Löwenwirtes“ Wilhelm), Susanne Klose geb. Eichhorn, Sannchen Vögele verh. Hocker,  Anna Adolf geb. Zimmermann (Frau des Löwenwirtes), Magdalena Vögele geb. Eichhorn (von Mutter Adolf Vögele),  Marie Flick verh. Römpert/Sturm, Elise Hoffmann geb. Eichhorn (Hebamme).

Philipp Bickle/Fotos: le

 

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