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Erziehung der Jugend um 1861 (Teil 2)

[Online seit 25.05.2021]

Früheste bekannte Darstellung eines Reifrockes (1470-80), Pedro García de Benabarre
Früheste bekannte Darstellung eines Reifrockes (1470-80), Pedro García de Benabarre
Milchmädchen mit Krinoline. Karikatur im Punch (1858)
Milchmädchen mit Krinoline. Karikatur im Punch (1858)


(aus „Kosemetikon oder der erfahrene Ratgeber über die Geheimnisse der körperlichen Schönheit“, Pest, Wien und Leipzig 1861)

„In diesem (Schul-) Alter muss man auch die körperliche Haltung der Mädchen genau überwachen, damit sich keine schiefen Körper heranbilden. Die Behandlung der Mutter sei bei ihren Töchtern nur die einer liebenden, aber achtungsgebietenden Freundin – es ist von Wichtigkeit sich das Vertrauen der Kinder zu erhalten. --- Namentlich vermeide man eine launenhafte Behandlung; in diesem Alter verstehen die Kinder das sehr wohl, und ungerechte Strafe und unverdiente Nachsicht schaden in gleicher Weise.

Bei Knaben und Mädchen ist in diesem Alter die Onanie sehr schädlich. Nie erlaube man, dass Mädchen sich einschließen, oder zusammen auf die „Retirade“ (Toilette) gehen.

Knaben auf öffentlichen Schulen pflegen oft Zusammenkünfte zu haben, bei denen verbotener Weise Tabak geraucht, getrunken und anderes getrieben wird. Man überwache daher den Umgang der Knaben, und kontrolliere ihre Zeit.

Das Jünglings- und Jungfrauenalter

Bei Knaben beginnt diese Zeit im 15. – 16. Jahre und dauert bis zum 24. Jahre; bei Mädchen im 12. – 14. Jahre und dauert bis zum 20. Jahre. Diese Zahlen sind nicht willkürlich angenommen, sondern das Alter beginnt mit der eintretenden Mannbarkeit und dauert bis zum vollendeten Wachstum des Körpers.

Wolle man darum schöne, gesunde Kinder erziehen, so müssen Sie durch einfache, nicht reizende Kost, durch Bewegung, Leibesübungen, Baden, nützliche Zerstreuung, zweckmäßigen Unterricht, jene schädliche Frühreife zu umgehen suchen. Auch im Jungfrauenalter setze man die einfache und reizlose, aber nahrhafte und leichtverdauliche Nahrung fort; auch jetzt dürfen keine erhitzenden, aufregenden Getränke genommen werden. Frische, reine Luft, Bewegung, öfteres Baden, sind zur Entwicklung der Schönheit und Gesundheit ebenso notwendig wie im früheren Alter.

Die Jungfrauen sollten Hals, Brust und Füße wärmer kleiden, um sich manche Krankheiten zu ersparen, da das feste Schnüren wohl eine unnatürlich schlanke Taille erzwingen kann, dadurch aber Gesundheit und Schönheit untergraben werden und der Teint alle Frische verliert. Ich weiß, dass die Kleidung unserer Damenwelt sich nicht nach Vernunftgründen, nicht nach Gesundheit --- sondern nach der Mode richtet!

Wenn ich bedenke, wie viele Damen schon durch ihre „Krinolinen“ (Reifrock, gespreizt durch Holz, Draht oder Fischbein) rettungslos lebendig verbrannt sind; wie viele gestürzt sind und sich furchtbar verstümmelt haben, wie manche mit den Kleidern an Rädern oder Maschinenbestandteilen hängen blieben und getötet wurden. Denn seit Jahren bieten Krinoline Unfälle einen stehenden Artikel in alle Zeitungen, dann muss ich den Heldenmut und die Todesverachtung der Damen bewundern, welche ein so gefährliches Kleidungsstück täglich anziehen!!  Und töricht wäre es, nur ein Wort weiter über diese Kleidung zu reden!“
 
Fotos: Wikipedia

Quellenhinweise: 
(Retable of St. John the Baptist - detail of Salome and ladies wearing early verdugados (farthingales) or hoop skirts, between 1470 and 1480)
http://jessamynscloset.com/15thgallery.html
A milkmaid is shown wearing a cage crinoline which she has transformed into a yoke to carry milk pails, 18 December 1858
Cartoon published in Punch between 1858 and 1864

 
 

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