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Mädchen- und Knabenerziehung um 1861 (Teil 1)

[Online seit 17.05.2021]

Knaben- und Mädchenalter

Dieses Alter umfasst die Schuljahre; sie gehen bis zum Eintritte der Pubertät (Mannbarkeit), welche bei Mädchen im zwölften bis vierzehnten Jahre beginnt bei Knaben im sechzehnten. Mädchen sind viel schneller entwickelt in jeder Beziehung als Knaben. Darum kann man Mädchen im sechsten Lebensjahre in die Schule schicken, damit sie bis zur Mannbarkeit die Schule verlassen.   Jede gute Mutter soll ihre Tochter in dieser Zeit unter eigener Aufsicht haben. Knaben dagegen können bis zum siebenten Jahre warten, bevor sie die Schule besuchen.

In diesem Alter sehe man, dass die Kinder reichliche Nahrung haben; obwohl diese nicht zu gewürzt und üppig sein darf! Schwachen Thee, schwarzen Kaffee dürfen sie ebenfalls nehmen.

Auf die Kleidung achte man; sie soll den Jahreszeiten angemessen und nie den Körper drückend, beengend sein. Namentlich dürfen Mädchen keine Corsetten tragen. Dagegen gebe man ihnen Hosen, was bei der Lebendigkeit in diesem Alter anständiger ist, vor vielen Erkältungen schützt und auch die Geschlechtsorgane vor frühzeitigen Aufreizungen bewahrt!

Auch in diesem Alter lasse man alle vierzehn Tage wenigstens ein warmes Bad nehmen und sehe überhaupt auf strenge Reinlichkeit.

Bei dem Zahnwechsel lasse man den Mund zuweilen vom Zahnarzte besichtigen, damit die alten Zähne rechtzeitig  entfernt werden und die neuen nicht schief oder vorstehend wachsen!

In der Erziehung der Mädchen ist vieles auszusetzen. Man soll sie nicht so viel ins Zimmer verbannen. Zur Entwicklung und Verschönerung des Körpers ist viele Bewegung in freier Luft nöthig. Zur Winterzeit lasse man die Mädchen mit Mädchen (nicht mit Knaben zusammen!) Tanzunterricht nehmen. Zur Sommerzeit sollen sie leichte Gymnastik treiben, und in Flusswasser baden oder Schwimmen lernen!  ---- Woher kommen die kränkelnden Naturen in der Stadt   Allein von der naturwidrigen Erziehung der Mädchen. Wie kann ein Mädchen, deren Körper in der Jugend systematisch geschwächt wurde, als Frau gesunde, starke Kinder zur Welt bringen?

In diesem Alter erfreuen sich die Kinder einer vorzüglichen Gesundheit --- von hundert stirbt jährlich nur eines. ---

Neben der Ausbildung des Körpers geht auch die des Geistes. Jede Mutter kann die Erziehung ihrer Töchter leicht überwachen.    Man hüte sich vor Schulen, in denen nur memoriert wird; die bloße Gedächtnisbüfflerei ist eine Geistestödtung,   ---- Dagegen suche die Mutter für ihre Töchter eine solche Schule aus, von der sie weiß, dass die Schülerinnen zu  s e l b s t ä n d i g e n   schriftlichen Aussätzen angehalten werden; in der man fleißig Kopfrechnen treibt; in den freie Vorträge über Naturkunde, dem Alter des Kindes angemessen, gehalten werden, in welcher man durch Anschauung belehrt --- damit ihre Töchter auch denken lernen und sich die Vernunft ausbildet!“

Quelle: „Kosmetikon oder der erfahrene Rathgeber über die Geheimnisse der körperlichen Schönheit. Eine gründliche Anweisung den ganzen Körper, so wie alle Theile desselben zu pflegen, auf den höchsten Grad der Schönheit zu bringen und bis ins vorgerückte Alter darauf zu erhalten begleitet von physiognomischen Belehrungen. Dazu 226 kosmetische Rezepte, von welchen viele bisher geheim gehalten wurden, sowie die allerneuesten Schönheitsmittel, durchgehends aus der Gesundheit vollkommen unschädlichen Ingredienzien bereitet.  Von J. Beyse, Techniker“ Pest, Wien und Leipzig 1861, Hartleben´s Verlags-Expedition, Neudruck, Köln 1979, Druckerei Robert Pütz) --- Bild „Hausgymnastik für Mädchen“ aus Spemans Schatzkästlein des guten Rats, Union Deutsche Verlagsgesellschaft 1892, Stuttgart, Berlin, Leipzig

Ph. Bickle/Fotos: Ph.Bickle

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