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Sparsamkeit im Haushalt ( 1909 )
[Online seit 10.05.2021]
„Die richtige Sparsamkeit besteht darin, nicht nur unnütze Geldausgaben zu vermeiden, sondern auch die zur Verfügung stehenden Geldmittel vernünftig einzuteilen. Eine Hausfrau, die monatlich 150 Mark Wirtschaftsgeld hat, kann natürlich anders einkaufen, als eine, der nur 50 oder 60 Mark zu Gebote stehen. Es gilt also, einen genauen Plan aufzustellen. Das “im Kopf überschlagen“, wie es manche schreibfaule Frauen tun, ist ganz zwecklos. Aufschreiben muss man´s! Sie kauft so manches ein, was unnötig ist, nur weil sie durch Zufall angeregt wurde und gerade genug Geld hatte, hernach aber fehlt ihr das Geld zu viel nötigeren Ausgaben.
Es ist unbedingt nötig, dass die Hausfrau sich regelmäßig ein „Budget“ schriftlich ausarbeitet. Hat sie z.B. 100 Mark Wirtschaftsgeld monatlich, so muss sie sich berechnen:
1. wie viel sie auf die absolut notwendigen regelmäßig wiederkehrenden Ausgaben verwenden muss, etwa Feuerung im Arbeitsraum, Wohnzimmer, Küche; Licht (Gas, Petroleum), Essen, trinken, Wirtschaftsbedarf ( Seife, Besen, Putz-Sand, usw.), Schuhwerk, Instandhaltung der Kleider und dergl.
2. wie viel auf die nicht regelmäßig wiederkehrenden, aber doch notwendigen Ausgaben jeden Monat zurückzulegen ist. Wer gewöhnt ist, Kohlen, Holz oder sonstige Dinge in größeren Mengen zu beziehen, muss diese Ausgaben eben auf eine größere Zeit zu verteilen versuchen.
3. welche nicht gerade unbedingt notwendigen, aber doch sehr nützlichen und wünschenswerten Anschaffungen zu machen sind. Da wünscht sich vielleicht die Hausfrau schon lange einen Schrank, oder einen Teppich, oder sie möchte das eine oder andere Zimmer tapezieren lassen Wenn sie schon kleine Monatsbeträge hierfür zurück gelegt hat, so hat sie mehr Freude daran, als wenn sie die Extra-Ausgabe beim gestrengen Hausherrn durchgesetzt hätte!!
Werden alle Ausgaben zusammengezählt, so wird stets ein höherer Betrag als 100 Mark rauskommen. Nun muss eben genau gerechnet werden, an welchem Posten gespart werden kann. So ist festzustellen, wie viel für Kaffee, Milch, Butter, Brot, Fleisch, Gemüse, Bier usw. verwendet werden darf.
Wer das Wirtschaftsgeld monatlich in runder Summe erhält, legt am besten gleich in kleinen Päckchen die Beträge für die verschiedenen Ausgaben weg, so dass sie schon äußerlich gezeichnet sind. Ohne Einteilung hilft auch das Knickern und Sparen nichts, das manche Frauenlieben und üben, ohne doch den rechten Nutzen davon zu haben.
Die Hausfrau muss unterscheiden können, ob sie Schund oder reelle Ware kauft. Was man für reelle Ware ausgibt, ist niemals unnütz. Schund ist, auch wenn weniger Geld ausgegeben wird, allemal teurer als reelle Ware, denn Schund ist unbrauchbar!!!
Natürlich muss man auch die Preise vergleichen. Es lohnt sich aber nicht wegen 20 Pfennig zu sparen und deswegen zwei Stunden unterwegs zu sein müssen! Ein Groschenlicht zu verbrennen lohnt sich nicht, wenn man nur 1 Pfennig suchen will!!
Beim Essen darf nichts verderben. Die Verwendung von Resten z. B. von übriggebliebener Bratensoße ist eine Kunst .Auch die Wäsche ist sorglich zu behandeln. Wird ein Löchlein nicht gleich gestopft, wird daraus ein Loch!
Wenn die Hausfrau dies alles beachtet, wird sie erstaunt sein, wie sie von dem Geld, das früher nicht ausreichte, jetzt sogar noch einen Betrag für unvorhergesehene Ausgaben übrig hat!“
Quelle: „Monika, Zeitschrift für kath. Mütter und Hausfrauen“ Donauwörth 4. August 1909
Freundschaftsbild (aus dem Unterdorf) von 1927: (vlnr:) Lenchen Vögele (geb. Eichhorn), ihr Mann Philipp Vögele (geb.1902) und Elsa Schneider (geb. Weißbrodt), Susanne Hocker (geb.Vögele) und ihr Mann Karl, Susanne Klose (geb. Eichhorn) Marie Römpert (geb. Flick) und ihr Mann Wilhelm (im 2. Weltkrieg gefallen). Das Bild wurde uns von Margret Schuppel geb. Schneider zur Verfügung gestellt
Haushaltsplanentwurf von 1888 (aus dem Buch „Wegweiser zum häuslichen Glück für Mädchen, 15. Aufl. M-Gladbach u. Leipzig o. J. )
Philipp Bickle/Fotos: Ph. Bickle