Wir berichten
Der 1. Mai 1936 (in einem pfälzischen Dorf )
[Online seit 03.05.2021]
(Originaltext aus einem Aufsatzheft einer Schülerin des 7. Schuljahres)
Im Rahmen bei Sammlungen von Originaltexten für den (dieses Jahr leider nicht stattfindenden) Sütterlinlesekurs fand ich diesen Aufsatz einer pfälzischen Schülerin. Den Namen der Schülerin und der Ortschaft habe ich weggelassen. Aber der Maifeiertag wurde bestimmt in Reilingen in ähnlicher Form durchgeführt.
„Unser Führer Adolf Hitler hat den ersten Mai zu einem gesetzlichen und nationalen Feiertag gemacht. Dieser Tag ist ein Tag der Arbeiter und man nennt ihn deshalb „Tag der Arbeit“.
Wir feierten diesen Tag zum 4. Male. Schon am vorhergehenden Tag wurden die Häuser mit Girlanden und Grün geschmückt. Da wurde in der Mainacht ein festlich geschmückter Maibaum zwischen zwei Tannenbäumen gemeinschaftlich aufgesteckt. Damit dies einen schönen Verlauf nahm, sangen der BDM („Bund junger Mädchen“) und der Gesangverein einige Lieder.
Am Morgen des ersten Mai war um 6 Uhr Weckruf. Von 8 – 9 Uhr war ein Festgottesdienst. Nach diesem hörte ich die Jugendkundgebung am Rundfunk von unserem Führer Adolf Hitler. Zuvor sprach auch Baldur von Schirach und Dr. Goebbels zur Jugend. Da hier bei uns kein Umzug war, eilten wir alle schnell nach Kircheimbolanden, um uns den dortigen anzusehen.
An der Spitze des Umzuges ritt die Maienkönigin. Dann folgte ein Zug von Arbeitern, Geschäftsleuten und Beamten. Die Gruppen erkannte man an ihren Schildern, die sie mit sich trugen. Das Lied, das für den ersten Mai bestimmt war, hieß: „Freut euch des Lebens!“
4. Mai 1936, E.S., 7. Schuljahr
Der Text ist in bester Sütterlinschönschrift angefertigt (wie fast immer bei den Mädchen !!) und der Lehrer oder die Lehrerin unterschreibt, wie meisten ihrer anderen Aufsätze auch, mit „Brav und fleißig, wie immer!“
Quellen: Aufsatzheft einer Siebtklässlerin von 1936 ….. Zwei Aufnahmen meines Schwiegervaters eines 1. Maiumzuges in Mannheim (um 1936)
Philipp Bickle/Fotos Philipp Bickle