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Urahne, Mutter, Kind, wissen, wo "Schreiberläden" sind!

[Online seit 15.03.2021]

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Früher gab es in Reilingen in der Hauptstraße auch einen Schreiberladen, an welchen sich nur noch die ältesten Reilinger erinnern können. Otto Schneider war dort übrigens bis zur Pensionierung „Cheffahrer“ Die Geschichte der Mannheimer Firma begann 1850. Da gründete Johann Georg Schreiber am ehemaligen Neckartor, ein Handelsgeschäft mit „Kolonialwaren“, das seit 1881 von seinen drei Söhnen weiter geführt wurde. Sie gründeten darüber hinaus einen umfangreichen Großhandel, der sich bis weit nach Württemberg und Bayern entfaltete. In den Jahren 1880 bis 1890 bauten die Gebrüder Schreiber zahlreiche Filialen in Mannheim, den umliegenden Dörfern und später u.a. in den Nachbargemeinden Ludwigshafen, Speyer, Schwetzingen, Heidelberg, Weinheim, Viernheim und Reilingen auf. Bald reichten die Räumlichkeiten am Neckartor nicht mehr aus, und so wurde Ende 1913 ein Neubau beschlossen, welcher verkehrsgünstig an der Rheinalbahn gelegen sein sollte. Bis zum Kriegsausbruch bestand der Rohbau, mangels Arbeitskräften war das Gebäude erst 1917 bezugsfähig. Es beinhaltete damals modernste Logistik mit Warenaufzügen. Es gab einen direkten Gleisanschluss, der Hof bot Platz für Autos und Pferdefuhrwerke. Die Fabrik hat heute folgenden Adresse: Fabrikationsstraße 18 bis 26 und die Gebäude sind von außen noch gut zu sehen.

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Die Anlage umfasste auch die Verarbeitung von Lebensmitteln: eine Kaffeerösterei für Bohnenkaffee, Malzkaffeeherstellung, eine Sauerkrautfabrik mit Bottichen für je 50 Zentner und eine Apfelweinkelterei. Außerdem wurden Lebensmittel für den Einzelhandel verpackt.

Im Mannheimer Adressbuch von 1937/38 lesen wir:

„Die Hausfrau spricht: Was koch´ ich morgen? Schreiber nimmt Dir alle Sorgen! “

„Jeder Zweifel ist verschwunden, Schreiber leistet Dienst am Kunden!“

Nach dem Kriege expandierte das Unternehmen ständig und blieb bis in die 1970er Jahre in Familienbesitz. Im Zuge der allgemeinen Zentralisierung im Einzelhandel wurde das Unternehmen durch coop (früher: „Konsum“) aufgekauft und ging mit ihm unter. In den 70er Jahren kaufte die Fleischfabrik Müller den Gebäudekomplex. Heute sind Teile der Räumlichkeiten des Lagerhauses und des Verwaltungsbaus an Handel, Gewerbe und Dienstleister vermietet. Die modernen Funktionsgebäude auf dem Hof, ursprünglich teilweise Garagen des Schreiberschen Fuhrparks werden als Fleischfabrik benützt.

Quellen: www. rhein-neckar-industriekultur – Archiv des Heimatmuseums Reilingen: ehemalige zweigeteilte Schreibertüre (um 1938 mit Inschrift „Johann Schreiber“, „Mitglied der Deutschen Arbeitsfront“ . Die DAF wurde 1933 nach Zerschlagung der Freien Gewerkschaften gegründet. Deren Vermögen wurde zugunsten der DAF beschlagnahmt und das Streikrecht abgeschafft. Alle Arbeiter mussten ein „Mitgliedsbuch“ haben, in welchem jeden Monat eine Gebührenmarke geklebt werden musste.  Die DAF unterstand dem Reichsorganisationsleiter der NSDAP Robert Ley. --- Reklame “über 85 Jahre Schreiber – das bewährte Kolonialwarenhaus“ aus dem „Hakenkreuzbanner Schwetzingen/Hockenheim“ vom 13.9.1938  

Philipp Bickle

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