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Rede des Großherzoges Friedrich I. vor 125 Jahren an etwa 3000 Kriegsveteranen in Reilingen im Jahre 1895 (Teil 2)

[Online seit 18.01.2021]

Meine Freunde! Ich stelle Ihnen die Frage:“Was ist daraus geworden seit 1870? Stehen wir noch auf dem Standpunkt von 1871, dass wir die Empfindung, dass das Errungene auch weiter entwickelt worden ist? Manches ist wohl geschaffen worden, aber Vieles ist noch übrig zu thun, und das ist es, wovon wir zu reden haben. Keine Kraft und keine Macht ohne Anstrengung, ohne Hingebung ist nur möglich, wenn ein festes Ganzes geschaffen ist, das dazu beiträgt, das Geschaffene zu erhalten. Dafür müssen wir Opfer bringen, denn groß können wir nicht sein, ohne Opfer zu bringen, ohne Alles hinzugeben, wenn es not thut. Ich weiß sehr gut, dass Sie meine Worte richtig verstehen, denn Sie sind Alle Soldaten gewesen und wissen, was es heißt, sich hingeben mit ganzer Liebe, ganzer Treue, Sie wissen, was es heißt, auch Blut herzugeben, wenn es nötig ist, ohne zu fragen, warum. Der Gehorsam ist, wie man zu sagen pflegt, ein blinder, aber ich will lieber sagen, ein bewusster. Wir müssen mit vollem Bewusstsein gehorsam sein, müssen mit vollem Bewusstsein uns unseren Pflichten hingeben. Nur dann vermögen wir Großes zu leisten, und es ist seiner Zeit Großes geleistet worden auf dieser Grundlage. Also erhalten wir diese Grundlage, thun wir Alles, was nötig ist, um sie zu erhalten, und vermeiden wir das, was heutzutage schon so viel verdorben hat. Ich berühre es nur kurz, aber ich kann es nicht umgehen. Das Parteileben hat Vieles verdorben in Deutschland. Das Interesse der Partei geht manchmal viel höher als das Interesse des Reichs. Die rechte Partei ist diejenige, welche sich eine wahrhaft nationale nennen kann, welche Alles hingibt, wenn es not thut und nicht danach fragt, was drum und dran hängt, oder wer dabei ist. Es darf nicht persönlich sein, was wir unternehmen, es muss sachlich sein. Wir müssen das Bewusstsein haben und im Volke pflegen, dass nur mit der nationalen Grösse auch die Grösse und das Wohl des einzelnen Landes zu erhalten ist. Darum, meine Herren, sprach ich vorhin von der Vergangenheit. Sie müssen das erlebt haben, wie ich es erlebt habe, dass es kein großes Vaterland gab, dass man arg arbeiten musste, um sich nur an der Oberfläche des Wassers zu halten. Das ist jetzt Alles vorbei. Wir haben eine gemeinsame Macht, wir haben eine gemeinsame Kraft, aber vergessen wir nicht, dass s anders war und dass es Leute hat, die vielleicht die früheren Verhältnisse wiederherbeizuführen wünschen, um die Schwäche des einzelnen Staates, die Schwäche es Reiches wieder zu schaffen.

Meine Freunde, ich mahne deshalb zur Einigkeit nach allen Richtungen hin. Vermeidet jedwedes Parteiwesen, das nicht auf nationaler Grundlage steht, es heißt: „Erhaltung des Reiches, Unterstützung des Kaisers, Einheitlichkeit des Heeres und damit Erhaltung der Kraft der Nation!“ Damit schließe ich und nehme Abschied von Ihnen, weil ich die Zuversicht habe, dass Sie meiner Mahnung Folge leisten werden. Ich fordere Sie noch auf, mit mir ein dreimaliges Hoch auszubringen, das uns allen am Herzen liegen muss, wenn wir national gesinnt sind. Der Vertreter des Deutschen Reiches ist der Kaiser. Die Zusammenfassung des ganzen deutschen Vaterlandes, der ganzen deutschen Kraft und auf diesen Kaiser, meine Herren, stimmen Sie mit mir ein in ein dreimaliges „Hoch!!!“
Bilder:  historische Biermarke des Reilinger Kriegervereines (Heimatmuseum)  –  aus einem Reservistenbild meines Großvaters Christian Bickle (Rastatt 111er), um 1995 mit Kaiser Wilhelm II. (links) und seinem Schwiegersohn, dem badischen  Großherzog Friedrich I.(rechts) auf der Bildoberseite – Zeitungstext aus der Sammlung Moosbrugger, Schwetzinger  Tagesblatt vom April 1895 „Rede vor dem Reilinger  Rathaus“
Ph. Bickle/Fotos: Ph. Bickle

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