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Auf der Landstraße

[Online seit 08.01.2021]

Philipp Bickle/Fotos: le
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Quelle: Lesebuch für österreichische Volksschulen (Teil 2), Wien kaiserlich-königlicher Schulbuchverlag 1908
Auf der Landstraße
Von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt führen Wege, auf welchen auch Wagen fahren können. Solche Wege nennt man Straßen. Sie sind breit und zu dem Zwecke angelegt um weit auseinander liegende und viele Orte zu verbinden, so heißen sie auch L a n d s t r a ß e n.
Zu beiden Seiten der Landstraße sind Gräben gezogen, welche das Wasser ableiten und Baumreihen gepflanzt, welche dem Wanderer im Sommer kühlen Schatten bieten; im Winter, wenn tiefer Schnee liegt, kann man sich nach ihnen richten, damit man nicht von der Straße abweiche und dann irre gehe,
Die Landstraße muss in Ordnung gehalten werden; das besorgt der Straßenaufseher (Chaussee-wart, in Reilingen „Schossewart“ oder „Stroose-Wart“ genannt). Wenn sich bei nassem Wetter Lachen bilden, muss er Rinnen ziehen, damit das Wasser in den Straßengraben ablaufen kann. Wenn Gruben oder Vertiefungen entstehen, muss er sie mit Schotter ausfüllen.
Auf den meisten Landstraßen trifft man jederzeit Leute an. Da gibt es solche, die zu Fuß reisen. So ein rechter Fußgänger ist der Handwerksbursche. Er hat sein ganzes Hab und Gut im Ränzl, ein tüchtiger Knotenstock dient ihm zur Stütze, und wenn er müde ist, streckt er sich im Schatten eines Baumes ins Gras und ruht aus. Auf der Landstraße begegnet man auch dem Hausierer; er trägt seine Ware als Bürde auf dem Rücken oder hat sie auf einem Karren geladen, den er auf der staubigen Straße mühsam fortschiebt.
Auf der Landstraße verkehrt ferner mancherlei  F u h r w e r k . Da kommt der Wagen langsam daher, er ist mit Ochsen bespannt; ein Ochsengespann hat niemals große Eile. Ein leichter Wagen, von Pferden gezogen, das ist was ganz anderes. Drinnen in der Kutsche sitzen bequem vornehme Leute; sie machen gewiss eine Vergnügungsreise, denn sie zeigen fröhliche Gesichter. Lange kann man sie nicht beschauen, denn bald ist die flinke Kutsche den Augen entschwunden.
Nun aber kommt ein großer, hochbepackter Wagen um die Biegung der Straße. Er wird von vier Pferden gezogen und doch geht es nur langsam vorwärts; das ist ein F r a c h t w a g e n . Man kann nicht sehen, womit er beladen ist; denn der Fuhrmann hat ihn mit einem großen Tuche überspannt, damit die Ladung bei Regenwetter nicht nass werde. Der Fuhrmann schreitet bedächtig neben den Pferden her. Er setzt sich nicht auf den Wagen, denn die Pferde haben ohnehin eine große Last zu ziehen. Zuweilen schnalzt er mit der Peitsche. Mir gefällt das Schnalzen nicht; aber ihm macht´s Vergnügen und  die Pferde ziehen wieder kräftiger an.
Zu einer bestimmten Zeit des Tages sieht man auf der Landstraße einen gelben Wagen daherrollen. Das ist der Postwagen. Der Kutscher des Postwagens heißt P o s t i l l o n. Er trägt ein Horn an einer schwarzgelben Schnur, das Posthorn; auf dem bläst er lustige Weisen. Wenn die Leute das Posthorn hören, so schauen sie gern zum Fenster hinaus und sagen:   „Die Post ist da!“ Die Kinder aber haben die Post besonders lieb und mancher kleine Junge möchte gern Postillon sein.  (nach Niedergesäß) 
Bilder( um 1920):  Hauptstraße und Landstraße bei Reilingen von Walter Lilie ( 1876 – 1924 ). Er wohnte ab 1920 in Schwetzingen. Dort entstanden zahlreiche Bilder vom Schlossgarten. Seine  Frau war Lehrerin. Sie war u.a. an der Reilinger Schule.  So kam der Künstler und Ehemann auch nach Reilingen zum Zeichnen. Wenn mein Vater und andere Mitschüler ihm beim Malen über die Schulter zusehen wollten, sagte er: „Kinder geht weiter! Ihr wisst gar nicht, wie schwierig Zeichnen ist!“  Es gibt von ihm auch das Portrait einer einzelnen Schülerin. Dieses Bild ist  heute noch im Original in Familienbesitz vorhanden. 

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