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Wie der "Schwarze Weg" zur "Wilhelmstraße" wurde

[Online seit 20.10.2020]

Nachdem 1897 der neue Friedhof am Heidelberger Weg eingerichtet wurde, entstand die „Alte Friedhofstraße“, nachdem auch nach dem Baubeginn im Jahre 1901 im Jahre 1905 die katholische Kirche eingeweiht wurde, entstand die „Kirchenstraße“, im „Oberdorf“ erfahren wir, dass im Jahre 1911 am 14. März in einer Gemeinderatsitzung unter Bürgermeister Georg Philipp Müller ( Bürgermeister von 1903 bis 1915) in der „Friedrichstraße“ Bauplätze verkauft werden. Es erhält einen Bauplatz Karl Ohnsmann, und Peter Decker erhält zwei Bauplätze mit einem Preis von 1,20 Mark pro Quadratmeter. Interessant sind auch die Namen der damaligen (natürlich nur männlichen) Gemeinderäte. Es sind Josef Bernhard Kneis, Johann Müller IV, Karl Schneider, Peter Müller III., Josef Krämer VI. und Peter Bertsch. Ratsschreiber war seit dem 10. März 1911 Georg Schell, nachdem dem Ratsschreibergehilfen Wilhelm Simshäuser zum 15. April 1911 gekündigt wurde.
In der neuen „Sophie-“ und „Hildastraße“ wurden am 24. März 1911 die Pflasterarbeiten dem Pflastermeister Steinmann in Walldorf übertragen.

Reilinger Ansichtskarte der Bäckerei Karl Vogel um 1935, Ecke Wilhelm-/Kirchenstraße
Reilinger Ansichtskarte der Bäckerei Karl Vogel um 1935, Ecke Wilhelm-/Kirchenstraße

Natürlich wurde der Kaiser Wilhelm II., welcher am 15. Juni 1888, als Kronprinz Wilhelm den Thron bestiegen hatte, sowohl in der Schule als auch von der übrigen Bevölkerung sehr geliebt. So berichteten kaiserfreundliche Schriften schon über seine Jugendzeit: „Schon von frühester Jugend an wurde sein Körper abgehärtet und durch geeignete Leibesübungen gekräftigt und damit für den Eintritt in das Heer befähigt. Prinz Wilhelm kam auf das Gymnasium in Kassel, wo er mit Söhnen des Volkes unterrichtet wurde. In der Anstalt wurde er mit „Sie“ angeredet und mit „Prinz Wilhelm“ aufgerufen… Seinen Lehrern war er gehorsam und im Verkehr mit seinen Mitschülern liebenswürdig. Eine Ausnahme beanspruchte er nie.“ Nach einem Bericht um das Jahr1906)
Besonders über das Leben am Hofe und über das Leben der Familie wurde stets berichtet und überall hingen Kaiserbilder an der Wand. Als wir 1948 in das Haus meiner Großeltern in der Kirchenstraße einzogen, hing das kaiserliche Farbdruckbild noch an der Wand (allerdings ohne Rahmen und ohne Glas!).

Kaiserfamilie von Hofphotograph Baruch, Berlin
Kaiserfamilie von Hofphotograph Baruch, Berlin

Bilder der kaiserlichen Familie mit den sieben Kindern waren sehr beliebt. Kaiser Wilhelm II. hatte mit Auguste Victoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg folgende Nachkommen: Kronprinz Wilhelm, Prinz Eitel Friedrich, Prinz Adalbert, Prinz August Wilhelm, Prinz Oskar, Prinz Joachim (suchte mit 29 Jahren den Freitod) und als einziges Mädchen Prinzessin Victoria Louise.
Beim Neuanlegen der Straßen war im Norden Reilingens der „Schwarze Weg“. An ihm lag u.a. der hinter dem alten Friedhof gelegene ehemalige Dreschplatz. Der „Schwarze Weg“ führte von der Hockenheimer „Gasse“ zur „Ziegelgasse“ und dann weiter in das unbebaute Feld. Am 7. Juli 1911 lesen wir im Gemeinderatsprotokoll: „Der Bürgermeister (Müller) beantragt die neue Ortsstraße bei den Bauplätzen des Josef Krämer VI. hier (er wurde natürlich „Krämer Sepp´l“ gerufen), den sogenannten „Schwarzen Weg“ mit einem entsprechenden Namen zu bezeichnen! “ Als kurze Notiz schreibt Ratschreiber Schell: „Die neue Ortsstraße hat den Namen „Wilhelmstraße“ zu führen.“
Zur gleichen Zeit (1911) erfolgt der Neubau des „neuen Schulhauses“. Nicht anders als heute werden die Aufträge vom Gemeinderat genehmigt. So lesen wir am 24. Juli 1911:
„Vorlage von Angeboten betr. Lieferung von zwei Aborttüren (Der „Abort“ befand sich im Hof !) in das neue Schulhaus“ (heute Rieglerhaus). „Die Schreinerarbeit erhält Jakob Römpert für um 5 ½ Prozent weniger als der Voranschlag. Die Schlosserarbeiten erhält L. Bender, Schlossermeister hier zu 5 Mark und 80 Pfennig pro Thür“.
Quellen: Gemeinderatsprotokolle von 1911 - - Reilinger Ansichtskarte der Bäckerei Karl Vogel um 1935, Ecke Wilhelm-/Kirchenstraße—Kaiserfamilie von Hofphotograph Baruch, Berlin --
Illustrierte Broschüre über Kaiser Wilhelm, wohl um 1906, Umschlag und Titel fehlen.
Philipp Bickle/Fotos: Philipp Bickle

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