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Suffizienz

[Online seit 27.07.2020]

Verzicht erwägen & üben

Sind 31 000 verbrauchte Plastikflaschen, 11 000 weggeworfene Becher und 3 700 genutzte Kunststofftütchen eigentlich viel angesichts von 83 Millionen in Deutschland lebenden Menschen? Und ob. Diese Zahlen gelten nämlich nicht für einen Monat oder einen Tag. Nein. Jede Minute nutzen wir so viele dieser Einwegartikel! Würden alle so leben wie die Deutschen, bräuchten wir drei Erden. Wir leben über unsere Verhältnisse und die einzige Lösung, unseren Ressourcenverbrauch auf ein nachhaltiges Maß zu reduzieren, liegt nun mal im Verzicht. Dass wir immer mehr auf Pump leben, sickert mittlerweile mehr und mehr ins Bewusstsein. „Nachhaltigkeit und die Sehnsucht danach hat enorm zugenommen“, sagt Nicole Hanisch vom Kölner Marktforschungsinstitut Rheingold. Mittlerweile sei der Begriff in aller Munde, gerade auch in der jüngeren Generation. Die jungen Leute merkten, „dass es brenzlig wird“, sagt sie. Doch mit Weltuntergangsrhetorik und Schreckensszenarien könne niemand etwas anfangen. „Das führt eher zur Ohnmacht“, meint Hanisch. Askese und reinen Verzicht wollten Verbraucher nicht. Vielmehr strebe die sogenannte Generation Z danach, ihre eigene Wirksamkeit auch wahrzunehmen, so die Marktforscherin. Ihren Worten zufolge geht es den Menschen um das „Pars pro toto“. Also in einem Bereich etwas tun, in anderen aber eher nicht. Auf das eigene Auto verzichten, statt dessen Bus und Bahn nutzen: ja. Aber zugleich auch die jährliche Flugreise in den Urlaub ad acta legen? Nein. Regionale Kost „von umme Ecke“: ja. Aber auch auf Fleisch verzichten? Nein. Oder vice versa. Schon „die kleinen Schritte müssen spürbar“ werden, empfiehlt Psychologin Hanisch.

 Für den Verbraucher selbst wird ein Verzicht auf Autofahrten, Urlaubsflüge und Cheeseburger sicherlich sofort spürbar – schließlich fühlt sich das Radfahren wunderbar anders an, genauso wie entspanntes Zugfahren in die Sommerfrische. Nur einen Effekt hat es erst, wenn sich Millionen Menschen genauso verhielten. Dazu aber bräuchte es Gesetze, Verbote und Reglementierungen. Die Stärke des Einzelnen läge dann wohl eher darin, sich etwas verbieten zu lassen.

Ökoroutine als soziale Norm

 Anders argumentiert der Direktor des Briq-Instituts für Verhalten und Ungleichheit, Armin Falk. Der Bonner Volkswirtschaftsprofessor hält übermäßigen Ressourcenverbrauch schlicht für moralisch falsch. „Ein SUV zu fahren, ist wie in einen Bach zu pinkeln, aus dem flussabwärts getrunken wird“, schreibt Falk in einem Beitrag für die Zeit. Es gehe nämlich nicht nur um Kosten und Nutzen, sondern auch um richtig und falsch.

 Falk stellt folgende Gretchenfrage: „Wie kann ich einen Konsumpfad wählen, von dem ich wollen kann, dass ihn 7,5 Milliarden Menschen auch wählen“ Wäre auf diesem Pfad noch Platz für einen SUV oder für Flugreisen? Also „wann beginnen sich Menschen zu schämen oder werden sozial sanktioniert, wenn sie nicht Tabakrauch, sondern klimaschädliche Gase emittieren“ Falk befürchtet, dass „die sozialen Normen der Umweltkooperation“ sich möglicherweise zu langsam herausbilden, um die Welt zu retten. Hoffentlich ist das ein Irrtum.

> https://utopia.de/ratgeber/

So geht nachhaltiger und ethischer Konsum:

1.  Nichts kaufen. Verwenden Sie Ihr altes Handy einfach weiter, kramen Sie alte Kleider aus dem Schrank, anstatt neue zu kaufen. Kurzum: Kaufen Sie öfter einfach mal nichts. Wirklich nichts.
2.  Selber machen.  Basteln, backen, reparieren, stricken, häkeln, einkochen, säen und ernten: Nehmen Sie die Dinge wieder selbst in die Hand. Sie konsumieren dadurch weniger und sparen Geld. Was Sie brauchen: Zeit. Die müssen Sie sich nehmen.
3.  Gebrauchtes nutzen. Ob Kleider, Möbel, Bücher oder Elektrogeräte: Secondhand-Shopping ist Nachhaltigkeit pur. Sie vermeiden den Ressourcen- und Energieaufwand für die Neuproduktion und verhindern, dass ein Produkt, das noch brauchbar ist, zu Abfall wird und im Müll landet.
4.   Faire Kleidung tragen.  Befreien Sie sich sich vom Modediktat. Wer Fast Fashion kauft, nimmt hin, dass dafür Menschen in der Textil -und Baumwollindustrie ausgebeutet werden. Achten Sie auf nachhaltige Labels wie Grüne Erde, Hessnatur oder Grüner Knopf. Doch die wirklich umweltfreundlichste Kleidung bleibt halt immer die, die gar nicht erst produziert wird.
5.  Regionale Lebensmittel essen. Wer auf Bauern- und Wochenmärkten, Hof- und Bioläden (statt Biosupermärkte) einkauft, vermeidet die langen Transportwege des Imports und unterstützt Hersteller aus der eigenen Umgebung.
6.  Trinkflaschen und Becher zum Wiederbefüllen nutzen.  Wasser in Einweg-Plastikflaschen ist vollkommen unnötig, da man hierzulande fast überall Leitungswasser bedenkenlos konsumieren kann. Die Flaschen sollten möglichst leicht sein und sich gut reinigen lassen.
7.   Zu Ökostrom wechseln.  Möglichst zu einem Anbieter, der hohe Anteile seines Stroms aus neuen Anlagen bezieht und in neue Ökostromkraftwerke investiert. Daher sollte man sich vorm Wechsel genau informieren, wie nachhaltig der Ökostrom ist.
8.   Fahrrad statt Auto. Der Autoverkehr zählt zu den größten Umweltproblemen in der Stadt. Daher Fitness statt Zeitdruck wählen und klimaneutral unterwegs sein.

Suffizienz
• Mit dem Terminus Suffizienz (von lat. sufficere: genügen, ausreichen) meinen Experten, im richtigen Maß zu konsumieren.
• Suffizienz steht dafür, so heißt es bei Utopia.de, sich begrenzter Ressourcen, dem Klimawandel sowie dem Aussterben vieler Arten bewusst zu sein. Also jene Faktoren, die heute zur realen Gefahr werden, weil Menschen zu viel verbrauchen.
• Diese Strategie der Nachhaltigkeit soll für die Belastungsgrenzen unseres Ökosystems sensibilisieren und Ressourcen schonen. Das geht nur, indem weniger Güter und Dienstleistungen konsumiert werden.
• Wichtig dabei ist, dass man trotz (oder eben wegen) des Maßhaltens zu einem zufriedenstellenden Leben kommt; dass also Lebensqualität auch ohne materiellen Reichtum möglich ist.
von Tim Bartels / Umweltbriefe Kommunal

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