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Aktuelles aus der Kirche

Bei ihm menschelt der Papst

[Online seit 18.06.2018]


Vatikankorrespondent Andreas Englisch beim Katholischen Bildungswerk / Über 300 Zuhörer begeistert
 
Dass Gott manche Menschen mit ganz besonderen Plänen und Aufgaben betraut, zeigt uns die berufliche Laufbahn und die vielen Erlebnisse des bekannten Vatikankorrespondenten Andreas Englisch, der am Donnerstagabend über 300 Besucher mit seinen Erzählungen aus dem Kirchenstaat völlig in seinen Bann zog. „Als ich 1987 nach Italien kam interessierte ich mich nicht für die Kirche, ich wollte nur vernünftig italienisch lernen“, erzählte Englisch. Als seine 4000 D-Mark aufgebraucht und die Sprache immer noch nicht richtig erlernt war, meldete er sich auf ein Stellenangebot, in dem ein Vatikanfachmann gesucht wurde. Als er die alles entscheidende Frage „Waren Sie mal Messdiener“ mit "ja" beantworten konnte, hatte er den Job. So lernte er Papst Johannes Paul II. kennen, der ihn damals auf Italienisch begrüßte. „Da mein italienisch noch nicht so gut war und ich mich erinnerte, dass Johannes Paul II. deutsch spricht, antwortete ich ihm einfach auf Deutsch und erklärte, dass ich weder italienisch kann und auch nichts von der Kirche verstehe“. Mit diesem Satz hatte Andreas Englisch, der auf Einladung des katholischen Bildungswerkes nach Reilingen kam, nicht nur die Besucher der Sankt Wendelin Kirche mit seiner ehrlichen und lockeren Art zum Schmunzeln gebracht, sondern vor 30 Jahren auch das Oberhaupt der katholischen Kirche. Mit der damaligen Einladung schaffte es Karol Wojtyla, dass Englisch den Entschluss fasste seine Zeit im Vatikan zu verlängern, nun italienisch kann und schließlich bis heute blieb. So lernte er nicht nur Papst Johannes Paul II, sonder auch Papst Benedikt XVI, den deutschen Joseph Ratzinger, und den heutigen Papst Franziskus kennen. Und es scheint so, als wenn Gott auch für den Argentinier aus dem Jesuiten- Orden einen Plan oder eine Aufgabe bereit gestellt hatte. Nach nur wenigen Sätzen von Andreas Englisch zeigte sich, dass Papst Franziskus den Vatikan, und besonders die Kardinäle ordentlich aufmischt. Er weigerte sich ins päpstliche Appartement im Apostolischen Palast einzuziehen und lässt mit den Worten: „In so ein protziges Auto steig ich nicht ein“, seine Nobelkarosse gleich am nächsten Tag verkaufen. Er wohnt weiter im 25 Quadratmeter großen Zimmer im Gästehaus der heiligen Martha und fährt gemeinsam mit den Kardinälen im Bus dorthin. Er lässt sich auch nicht von den Ordensschwestern bekochen, sondern isst in der Mensa des Gästehauses. Er gibt seine schmutzige Wäsche selbst ab zum Waschen und hat somit auch die Kammerdiener rationalisiert.
Mit lässiger Haltung stand Englisch am Pult der Reilinger Kirche und ließ die Gäste ganz weit und auf amüsante Weise, hinter die Mauern des Vatikans schauen. So berichtete er auch davon, dass Franziskus ganz unverblümt seine Kardinäle fragte, was sie den ganzen Tag machen und das auch mal der „Aufzugmann“ oder die „Waschfrau“ mit ihm auf Auslandsreise dürfen und dafür ein Kardinal zu Hause bleibt. Der Papst, mit dem gebürtigen Namen Jorge Mario Bergoglio, sucht den Kontakt zu den „ganz normalen Menschen“ und setzt sich dafür auch über die Etikette weg. Er ließ er sich nach der Doppel-Heiligsprechung von Johannes Paul II. und Johannes XXIII. über die Via della Conciliazione, die große Straße, die bereits in Italien liegt, fahren und war zwei Stunden unterwegs, damit alle Menschen ihn sehen konnte.
Zum Schluss erzählte Andreas Englisch noch von einem ganz persönlichen Erlebnis an der Copacabana, als er beim Schwimmen bestohlen wurde, darunter auch seine Kennkarte, mit der er unkontrolliert in den Papstflieger kam. Als der Dieb aber dachte, dass er einen „Kirchenmann“ beklaut hätte, brachte er alles zurück und lies sich von Englisch segnen. Erst nach 14 Jahren erzählte dieser Papst Johannes Paul II, von dem er sagte, dass er ihn wieder zum Glauben gebracht hat, diese Geschichte vertraulich ins Ohr und erhält später schmunzelnde Seitenhiebe wie „Gehen Sie immer noch baden in Rio“ von Papst Benedikt XVI,  oder zur Vorbereitung des Weltjugendtages in Rio an der Copacabana von Papst Franziskus „Sie kennen sich dort ja aus“. Auch hier brachte Englisch das Publikum zum Lachen und erntete großen Applaus.
Auf Wunsch von Andreas Englisch betete Dekan Jürgen Grabetz mit allen Gästen das „Vater unser“, bevor der Redner und Autor im Anschluss Fragen beantwortete und Bücher signierte. Er betonte auch: „Ich spreche hier für mich und nicht für den Papst“. Auf eine Frage zu seinem Glauben sagte Englisch mit schönem Schlusswort: „Man kann die Präsenz Gottes spüren und ich glaube mit Franziskus ist ein guter Kumpel von Jesus von Nazareth im Vatikan eingezogen“. Unter großem Applaus dankte Annemarie Assmann Andreas Englisch für seine lebendigen Erzählungen und sagte: „Ich habe das Gefühl, dass ich die Päpste nun persönlich kenne“. Zur Erinnerung an Reilingen bekam Englisch, der zu Beginn von Verena Seidelmann begrüßt wurde, einen Spargelschnaps und eingelegten Spargel mit auf seine Reise zurück nach Rom. Die Gäste erfrischten sich zum Ausklang am Stand der Ministranten.
K.D., Fotos: kd
 

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