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Aktuelles aus der Kirche

Zum Ruhme und Lobe des Herrn

[Online seit 13.09.2019]

Wolfgang Müller gibt beim
Wolfgang Müller gibt beim "Tag des offenen Denkmals 2017" eine musikalische Kostprobe des vielseitigen Kircheninstruments.
Foto: C. Bickle

Vor 55 Jahren Orgelweihe in der evangelischen Weinbrennerkirche

Mit vielen Aktionen und Angeboten feiert die evangelische Kirchengemeinde das 2020 anstehende 200 jährige Kirchenjubiläum. Seit 55 Jahren verrichtet in dem neuklassizistischen Kirchenbau die Orgel ihren Dienst zum Ruhme und zum Lobe des Herrn. Das 249. Werk der Marktbreiter Orgelbauer „Gebrüder Mann“ bei Würzburg erklang erstmals zur Orgelweihe am Sonntag, 13. September 1964. Die alte Orgel aus dem Jahre 1846 war altersschwach und „asthmatisch“ geworden. Holzteile waren undicht und zunehmend hatten sich immer wieder falsche Töne in das Orgelspiel gemischt. Deshalb hatte der damalige Pfarrer Dr. R. Rieger im Verlauf seiner 14-jährigen Amtszeit in Reilingen den Austausch des Instrumentes vorangetrieben.

Vorgängerinstrument versieht nahezu 120 Jahre seinen Dienst

Viele Reilinger hatten einem Bericht der „Schwetzinger Zeitung“ zufolge seit Wochen mit Interesse den Aufbau der neuen Orgel verfolgt. Sie wurden immer wieder enttäuscht, denn stets war der Fertigstellungstermin verschoben worden. Das hing in erster Linie mit der nur ein einziges Mal um die Jahrhundertwende überholten alten Orgel zusammen, die nach langwierigen Vorarbeiten im Frühjahr unter Leitung des Denkmalschutzamtes nach 118 Betriebsjahren ausgebaut wurde und sich heute noch in einer Lahrer Kirche befindet.

Das aus dem Gotteshaus 1846 entfernte Instrument war Übrigens ebenfalls von einer gebrauchten Orgel abgelöst worden, die seit der Erbauung der Kirche in den Jahren 1816/19 bespielt wurde. Dass das Instrument gebraucht war, ergibt sich aus einem alten Bericht des damaligen Pfarrers Jakob Weyer, der schon kurz nach der Einweihung bereits beim Großherzoglichen Bezirksamt nachfragte, ob das „Klingelbeutelalmosen“ zum Erwerb einer neuen Orgel verwendet werden dürfe. Es dauerte aber noch bis 1846, bis die neue Orgel von Orgelbaumeister Klöbinger aus Mergentheim erbaut war und für 2.900 Florentiner Gulden ihren Dienst auf Dauer von nahezu 120 Jahren aufnahm.
 

Die alte, im Jahr 1964 ersetzte "Empire-Orgel", die sich heute noch in einer Kirche im Schwarzwald befindet.
Reprp: le
Die alte, im Jahr 1964 ersetzte "Empire-Orgel", die sich heute noch in einer Kirche im Schwarzwald befindet.
Reprp: le

Mechanische „Schleifladenorgel“ mit mehr als 1500 Pfeifen

Die heutige Orgel der Martkbreiter Orgelbauer ist eine mechanische Schleifladenorgel und besitzt zwei Manuale und Pedal, verteilt auf 22 Register. Diese 22 Register bringen rund 1.500 Pfeifen zum Erklingen. Vom System her gleicht der Orgeltyp den früheren Barockorgeln.

Ein Blick in das Innere der Orgel vermittelt einen Eindruck von der komplizierten Mechanik, die sie zu einem handwerklichen Kunstwerk macht. Der Spieltisch ist die Steuerzentrale der Orgel. Links und rechts neben den Manualen sind die Registerzüge angebracht, mit denen die einzelnen Pfeifenreihen (Klangfarben) ausgewählt werden. Die Übertragung von den Tasten der Manuale und des Pedals zu den Ventilen der einzelnen Orgelpfeifen geschieht durch die so genannte mechanische Traktur. Drückt man eine Taste, wird die Bewegung mit Hilfe von Leisten und Winkeln in eine Schiebebewegung umgesetzt. Diese öffnet ein Ventil zum Windkanal, so dass die Luft in die Pfeife strömen und diese zum Klingen bringen kann. Auf diese Weise ist jeder einzelnen Taste ein ganzes Sortiment an Pfeifen zugeordnet.

Die Länge der Metallpfeifen der Reilinger Orgel reicht von wenigen Zentimetern bis zu 2,40 Meter. Dementsprechend groß ist die Klangbandbreite des Instruments. Bieten die großen Prinzipalpfeifen einen satten Bass, gibt es auch schrille Flötentöne.

„Die Kunst des Orgelspiels liegt im Kombinieren“, so Kirchenorganist Wolfgang Müller. Er hat nur beste Erfahrungen mit diesem Instrument gemacht. „Eine mechanische Orgel kann im Ton persönlicher, individueller gespielt werden“, weiß er aus langjähriger Erfahrung.
 

Die mechanische Schleifladenorgel bringt 1.558 Pfeifen zum Erklingen.
Foto: K. Dietrich
Die mechanische Schleifladenorgel bringt 1.558 Pfeifen zum Erklingen.
Foto: K. Dietrich

In Form – und Klangschönheit vereint

Die „Gebr. Mann-Orgel“ musste 1994/95 von Orgelbauer Joachim Popp aus Walldürn generalsaniert werden. Holzteile waren undicht, die komplette Luft- und Windversorgung des oberen Manuals zusammengebrochen. Deshalb wurde die komplette Orgeltechnik überarbeitet. In diesem Zusammenhang wurde auch ein unschön klingendes Register durch das wohlklingende Register Sesquialter 2‘ ersetzt. Außerdem hat Popp eine komplette Neuintonation der Pfeifenregister vorgenommen. Mit Intonation bezeichnet man das genaue Abstimmen von Klangfarbe und Lautstärke auf den Kirchenraum durch den Orgelbauer.

Form- und Klangschönheit vereinen heute die erneuerte Orgel. Sie passt sich harmonisch in den neuklassizistischen Kirchenraum ein. Trotz ihrer Größe wirkt sie keinesfalls wuchtig oder störend, sondern rundet an ihrem Standort auf der gegenüberliegenden Seite des Altars das innere Bild des Gotteshauses wohltuend ab. Noch erwähnenswert ist, dass ab Mitte der dreißiger Jahre der Blasebalg elektrisch betrieben wurde. Der letzte „professionelle“ Blasebalgtreter war Franz Lohr. Es kam jedoch während der Kriegsjahre auch manchmal vor, dass der Strom ausfiel. Dann mussten die „Läutebuben“ noch zusätzlich den Blasebalg treten. (jd)

(Quellen: Schwetzinger Zeitung und Chronik 700 Jahre Reilingen).
 

Form - und Klangschönheit vereint das sakrale Instrument, das sich harmonisch in den neuklassizistischen Kirchenraum einfügt. Im Vordergrund ist der Posaunenchor zu erkennen.
Foto: Träger
Form - und Klangschönheit vereint das sakrale Instrument, das sich harmonisch in den neuklassizistischen Kirchenraum einfügt. Im Vordergrund ist der Posaunenchor zu erkennen.
Foto: Träger

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