Gemeinde Reilingen

 
Zentraler Tagesordnungspunkt der jüngsten öffentlichen Gemeinderatssitzung war die Ehrung von verdienten Persönlichkeiten, deren Engagement herkömmliche Maßstäbe bei Weitem übertrifft. Hierzu hatten sich knapp 100 Gäste in der Schulaula eingefunden.

Im Ehrenamt Herausragendes geleistet
 
Wie kann jahrzehntelanger ehrenamtlicher Einsatz angemessen unter den Voraussetzungen der Corona-Verordnung honoriert werden? „Wir hätten Sie sehr gerne viel größer gefeiert, mit ganz vielen Gästen und mitten in der ganzen Dorfgesellschaft - Sie hätten es wahrlich verdient gehabt“, betonte Bürgermeister Stefan Weisbrod gegenüber Sabine Petzold, Peter Schell, Peter Herchenhan und Richard Hartmann.
 
Das beispielhafte bürgerschaftliche Engagement, das die Ausgezeichneten erbracht haben, suche seinesgleichen, unterstrich Weisbrod. „Und wir als Träger kommunalpolitischer Verantwortung tun gut daran, das Besondere dieses bürgerschaftlichen Engagements von Menschen aus unserer Mitte für unsere örtliche Gemeinschaft hervorzuheben und uns immer wieder aufs Neue in unser Bewusstsein zu rücken.“ Schließlich gingen die Ehrungen und Auszeichnungen sehr weit über das übliche Maß an Auszeichnung hinaus. Sie seien ein ganz besonderes Symbol der gesellschaftlichen Wertschätzung, wie sie eine Kommune nicht viel eindrucksvoller vergeben könne.

Unterstützt wurde Bürgermeister Stefan Weisbrod bei den Ehrungen von den Lieblichkeiten Karnevalsprinzessin Ann-Kathrin I. aus dem Zauberwald und Erdbeer- und Spargelprinzessin Kim I..

Peter Schell seit 40 Jahren im Gemeinderat
 
Nur drei weitere Kommunalpolitiker in ganz Baden-Württemberg können in diesem Jahr auf eine 40-jährige Gemeinderatstätigkeit wie Peter Schell zurückblicken. Er gehört seit dem 1. Juli 1980 dem Gemeinderat an und hat vier Bürgermeister erlebt.
 
1989 bis 1994 nahm er das Amt des Dritten Bürgermeister-Stellvertreters wahr. Von 2000 bis 2009 und wieder seit 2019 setzte er sich für die Belange des Rhein-Neckar-Kreises und seiner Bürger als Mitglied des Kreistages ein.
 
Auch außerhalb der Ratstätigkeit sei Peter Schell aufgrund einer lodernden Heimatliebe und ausgeprägten Bodenständigkeit in vielfältiger Weise mit dem Gemeindeleben verbunden, so Bürgermeister Stefan Weisbrod - sei es als Landwirtschaftsmeister mit Sonderkulturen, als jahrzehntelanger Vorsitzender des Bauernverbands, als Betreiber einer Schnapsbrennerei oder als einer der ersten mit einer weithin etablierten Besenwirtschaft. Schells Anliegen gelte der Förderung des Tourismus und der Wirtschaftsförderung insgesamt. So war er maßgeblich beteiligt an der Einführung der Badischen Spargelstraße mit Ehrenbürger Bürgermeister i.R. Helmut Müller und Minister Dr. h.c. Gerhard Weiser. Ebenso engagiert war er beim Spargellehrpfad, hat diesen über viele Jahre bis heute gepflegt und bei Führungen zahllosen Gästen die Vorzüge des Königsgemüses, aber auch dessen schwere Ernte nähergebracht. Daneben ist Peter Schell seit vielen Jahrzehnten auch der Beauftragte des Bundes Dt. Kriegsgräberfürsorge und gestaltet die jährlichen Gedenkfeiern am Volkstrauertag mit.
 
Seit 1993 leitet Schell als Vorsitzender den FDP-Ortsverband. „Sie sind sozusagen der Theodor Heuss von Reilingen. Ein Freidemokrat im wahrsten Sinne des Wortes“, betonte Bürgermeister Stefan Weisbrod. Nicht umsonst hänge ein schönes Bild von der „Wiege der Demokratie“ vom Hambacher Fest aus dem Jahr 1832 in seiner Besenwirtschaft mit den politischen Grundwerten von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Einheit.
 
Bürgermeister Stefan Weisbrod zeichnete Peter Schell in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um Bürger und Gemeinde mit der Ehrenstele des Gemeindetags Baden-Württemberg aus und würdigte sein außerordentliches Wirken mit der Bürgermedaille in Gold.
 

Bürgermedaille in Silber für Peter Herchenhan
 
Mit Peter Herchenhan zeichnete Bürgermeister Stefan Weisbrod einen sehr besonnenen, lebensweisen und den Menschen stets zugewandten Sympathieträger mit der Bürgermedaille in Silber aus.
 
Peter Herchenhan war maßgeblicher Mitbegründer des neuen „Bund der Selbstständigen“ im Jahr 1974. Nach zwei Jahren als 2. Vorsitzender war er von 1988 bis 1997 sogar dessen 1. Vorsitzender. „In dieser Zeit haben Sie mit vielfältigen Aktionen den Reilinger Einzelhandel gestärkt, viel Neues etabliert und bewirkt, so dass sich eine lebendige branchenumfassende Einzelhandelsstruktur in Ihrer Heimatgemeinde entwickelte“, betonte der Bürgermeister. Als Beispiele erinnerte er an die aufwändigen Leistungsschauen in den Fritz-Mannherz-Hallen und die Maibaumaufstellung auf dem Rathausplatz. „Wie nötig hätten wir gerade in diesen Monaten dieses damalige, außerordentliche Engagement.“
 
Aber auch beim KVR Die Käskuche sei Peter Herchenhan nicht hinwegzudenken. Dort war er mehr als 11 Jahre Senatspräsident, später Ehrensenatspräsident und viele lange Jahre der Macher bei den Ehrensenatoren. Der Schießsport im Sportschützenverein sei der ganzen Familie Herchenhan in die Wiege gelegt, auch seine Frau Brigitte und seine Tochter Björg haben bei höchsten Meisterschaften sensationelle Titel errungen. Seit vielen Jahrzehnten aktiv war Herchenhan von 2006 bis 2013 Pressewart und 2013 zum dritten Mal Schützenkönig. Bei den Freien Wählern war er sehr viele Jahre im Vorstand und ist zwischenzeitlich auch Ehrenmitglied.
 
Seit 2015 ist Peter Herchenhan 3. Vorsitzender der Verkehrswacht Hockenheim und berät als Seniorenberater in Sachen Verkehrssicherheit und Sicherheitstrainings besonders die schwachen Verkehrsteilnehmer und die gehandicapten Menschen.
 

Sabine Petzold mit Landesehrennadel ausgezeichnet
 
Mit Sabine Petzold erhalte eine einmalige Persönlichkeit die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg, betonte Bürgermeister Stefan Weisbrod. Sie habe bei der Kultur- und Sportgemeinschaft und den Freien Wählern jeweils 25 Jahre beispielloses Engagement an vorderster Front gezeigt. Mit viel ideenreichem Kampfgeist, unwiderstehlichem Überzeugungswillen und stets starken Auftritten ginge Sie mit viel Selbstdisziplin ihren konsequenten Lebensweg für die Gemeinschaft nach vorne. Es sei ihr gelungen, das Vereinsgeschehen mit rund 60 Vereinen neu zu beleben. „Scheinbar unerschöpflich im Tatendrang, einer ungeheuerlichen Motivation, die sich gerade noch bei Schwierigkeiten, Problemen oder Widerständen zu vervielfachen scheint“, so der Bürgermeister.
 
Insbesondere die gemeinsamen Veranstaltungen wie das weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannte Fest der Dorfgemeinschaft fänden den Zuspruch breiter Kreise der Bevölkerung. Maßgeblich sei Sabine Petzold daran beteiligt gewesen, dass die Kultur- und Sportgemeinschaft im Zuspruch sinkende Veranstaltungen wie das Maibaumfest mit Staffellauf oder den Adventsmarkt in der Organisation übernommen und beliebt gemacht hat.
 
„Dort, wo es hoch hergeht, ist sie zu Hause“, sagte Weisbrod über die Hauptorganisatorin des Gemeindejubiläums 725 Jahre Reilingen im Jahr 2011. Auf ihren Ideen basierten zahlreiche Veranstaltungen. „Sie ist ein schlichter großer Glücksfall für unserer Gemeinde“, lautete das Urteil des Bürgermeisters.

Landesehrennadel für Richard Hartmann
 
Richard Hartmann, der ebenfalls die Ehrennadel des Landes erhielt, trat 1960 in den Musikverein ein und spielt seit dieser Zeit Blechblasinstrumente in der Kapelle, vor allem das Es-Horn, aber auch Tenorhorn, Posaune, Trompete, Tuba und Banjo sowie Gitarre. Seit 1970 ist er Ausbilder zahlloser Jungmusiker und Erwachsener. Das Amt des Jugendleiters hatte er von 1970 bis 1988 an inne. Seit 1970 (mit einer kurzen Unterbrechung von 2008 bis 2010) ist er der Instrumentenwart des Vereins, war von 1988 an vier Jahre dessen zweiter Vorsitzender und steht seit 1992 bis heute an dessen Spitze.
 
Hartmann sei besonders wichtig, dass die Kapelle des Musikvereins ein möglichst hohes musikalisches Niveau habe und damit einen wichtigen kulturellen Beitrag in der Gemeinde leisten kann. Sein Bestreben sei, der interessierten Jugend eine gute musikalische Ausbildung zu geben und sie an der Freude, die man beim Musizieren empfindet, teilhaben zu lassen.
 
Ebenso wichtig für ihn sei das Vereinsleben, zu dem unter anderem das Organisieren und Durchführen von Vereinsfesten gehört. „Eines der größten Feste mit jährlich über 1.000 Besuchern, die regelmäßig in Reilingen stattfinden, ist das seit 1972 stattfindende Waldfest des Musikvereins am 1. Mai, das auch den Charakter eines Musikfestes hat“, so Bürgermeister Stefan Weisbrod.

Dankesworte
 
Peter Schells FDP-Ratskollege Jens Pflaum trug die Laudatio im Namen des Gemeinderats vor. Die „liberale Stimme im Ort“ Schell stehe mit seinem Namen für viel Gutes. Als kommunaler Vollblutpolitiker mit einem Erfahrungsschatz von über 40 Jahren hinterfrage er Beschlüsse und bereichere die Sitzungen mit trockenem Humor und spitzen Bemerkungen. Schell hätte sich immer an der sogenannten Graswurzeldemokratie, wie sie einst der erste Ministerpräsident von Baden- Württemberg, Reinhold Meier, beschrieben hat, orientiert. Ein Friedrich-Hecker-Hut war das Geschenk, das Pflaum überreichte.

Als Kreistagskollegin zeigte sich Leimens Bürgermeisterin Claudia Felden beeindruckt vom Engagement aller Geehrter. Sie lobte das Beispiel Peter Schells als „bodenständigen, bürgernahen und zu 100 Prozent verlässlichen“ Kommunalpolitiker. Sein Wirken in Reilingen sei im ganzen Rhein-Neckar-Kreis bekannt.
 

Historisch-augenzwinkernde Dimensionen steuerten Ehrenbürger Philipp Bickle, Amtsbüttel Fritz Anselment sowie Bürgermeister a.D. Walter Klein zum Programm bei. Musikalisch bereicherten Marie-Denise Heinen und Robert Korn an der Violine und Nargiza Alimova am Klavier von der Musikschule Hockenheim den Abend.

GR Peter Schell dankte – auch namens der weiteren Geehrten – für die Auszeichnungen. Er blickte auf einige Schlaglichter der Gemeinderatsarbeit in den letzten 40 Jahren zurück, so beispielsweise den Brand der Fritz-Mannherz-Hallen 1991 und deren Wiederaufbau.
 

Erste Auftragsvergaben für Erweiterung des Oberlin-Kindergartens
 
Für die Erweiterung des Oberlin-Kindergartens Aufträge im Volumen von 726.000 Euro vergeben. Der Gemeinderat folgte dabei den Vergabeempfehlungen des Architekturbüros Vögele.
 
Die Rohbauarbeiten übernimmt die Bauunternehmung Streib aus Mannheim für rund 306.000 Euro. Als ortsansässige Firmen haben die Walter Marquetant GmbH den Holzrahmenbau und die Holzfassade (Auftragsumfang 137.000 Euro) und die S & B GmbH die Lüftungsarbeiten für 50.000 Euro den Zuschlag erhalten. Die Heizung wird von der Firma Auer & Hage GbR Waghäusel für rund 46.000 Euro eingebaut. Die Fensterbauarbeiten übernimmt die Firma Fenestra Fensterbau GmbH, Waldbrunn, (Kosten von 105.000 Euro). Wirtschaftlichster Bieter für die Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten ist die Firma Holl Flachdachbau GmbH & Co. KG, Lingenfeld, für 40.000 Euro. Mit den Sanitärarbeiten wurde die Firma Adam GmbH, Bellheim, für 42.000 Euro beauftragt.

Außenanlagearbeiten für den Schulanbau
 
Die Außenanlagearbeiten zur Erweiterung der Friedrich-von-Schiller-Schule waren vom Architekturbüro Roth, Schwetzingen, geprüft worden. Hierbei müssen nicht nur die Pflasterflächen rund um den Anbau ertüchtigt, sondern auch die Zaunanlage versetzt und der Hangbereich neu bepflanzt werden. Vorgesehen sind eine neue Feuerwehrtoranlage und die Ertüchtigung der Feuerwehrzufahrt. Die Heidelberger Gartenbaufirma Wetzel GmbH & Co. KG wurde als wirtschaftlichster Anbieter für rund 77.0000 Euro beauftragt.
 

Anfragen aus dem Gemeinderat
 
Wie bei jeder Zusammenkunft nutzte das Gremium auch diesmal die Möglichkeit, kommunalpolitische Themen zum Gegenstand einer Anfrage zu machen. Der aktuelle Planungs- und Beteiligungsstand der Windparkanlage Lußhardt wurde ebenso wie der zum Ausbau der Tank- und Rastanlage Hockenheim West angefragt.
Fotos: wk