[Online seit 06.12.2018]
Es war so um 1950 bis 1953, als ich für meinen Großvater Christian ( 1881-1960 ) bei Friseur Erhard Frey ( Hauptstraße) oder bei „Kiefe-Bäckers“ ( Ecke Alte Friedhof-/Kirchenstraße) einen „ Schick“ kaufen musste. Außer meinem Großvater „schickten“ nur noch wenige alte Männer. Es gab nur noch wenige in rotem Papier verpackte Exemplare, welche in einem Tontopf aufbewahrt wurden und dann in die kleine Blechbüchse für die Hosentasche kamen. Dort biss Großvater dann ein Stückchen ab, kaute den Tabak, bis ihm das Wasser im Munde zusammenlief. Auf der Straße spuckte man dann die überschüssige Brühe aus. Zuhause traf er zielgenau in den Kohlenkasten! Ich höre heute noch Großmutter rufen: „So ä Sauerei!“ Es soll in Reilingen einen Maurer gegeben haben, der keine Wasserwaage benötigte! Er benützte die Spucke beim Tabakkauen, um die Wände senkrecht nach oben zu ziehen.
Im Heimatmuseum Wiesental hat Bernd Machauer die Geschichte des Kautabaks kurz dargestellt. Dort lesen wir: „Seit hunderten von Jahren wurde in Europa gespuckt. Die Lage verschärfte sich, als Kautabak bei der Landbevölkerung in Mode kam. Ursprünglich wurde bei der Marine „gekaut“, da das Rauchen auf den Holzschiffen zu gefährlich war. Im späten 19. Jahrhundert waren Spucknäpfe ein weit verbreiteter Gegenstand, um das bis dahin übliche Ausspucken auf Straßen und Bürgersteigen einzudämmen .Meistens wurden einfache Schüsseln verwendet .Wenige hatten einen Deckel. Es gab aber auch wertvoll hergestellte Spucknäpfe aus Metall mit Glas-,Keramik- oder emaillierten Einsätzen.“ Im Reilinger Heimatmuseum können verschiedene Modelle angesehen werden. Die berühmtesten Kautabake waren „Grimm und Triepel“, „Hannewacker“ . „Landfried“(Heidelberg). Nur in Museen finden wir heute noch Erinnerungen. Die Kautabakfabrikation in Deutschland ist erloschen.
Philipp Bickle