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Wie mein Vater mit seinem" Lanz Bulldog" nach Lothringen kam (von Gerda Dorn)

[Online seit 02.09.2013]

"Bulldog " hieß eigentlich nur der Motor. Bald konnte man ihn für den Ersatz eines "Lokomobiles", einen gezogenen Dampfmotor ersetzen. Als man erkannte, dass man den Bulldog sich selbst fahrend und mit Ackergeräten verwenden konnte, entstanden um 1921/23 die Lanz-Ackerschlepper mit dem robusten Glühkopfmotor. Der Kühlerbulldog von 1928 hatte auch einen Rückwärtsgang. Zuvor musste mit viel Geschick die Drehzahl soweit gesenkt werden, damit die Kurbelwelle dann in umgekehrter Richtung lief. Gerda Dorn, geb. Bräuninger, obwohl sie schon lange in Weinheim lebt, ist eine echte Reilingerin geblieben. Beim Ausflug der "Freunde Reilinger Geschichte" nach der Lothringer Stadt Bitche erzählte sie, wie ihr Vater Georg Bräuninger während des Zweiten Weltkrieges oftmals mit dem Lanz-Bulldog in ein Dorf in der Nähe von Bitche fahren musste.
Ab dem Juni 1940 besetzte die Wehrmacht Elsass/Lothringen. Dabei wurde die Bevölkerung Richtung Rest-Frankreich ("Vichy-Regierung") umgesiedelt. Es war jetzt "Niemandsland". Betroffen waren hauptsächlich Franzosen, die keine deutschsprachigen Wurzeln hatten. Die Dörfer waren menschenleer. Nur ein Haus war bewohnt. Dort wohnte ein Onkel von Bräuningers, der mit einer Elsässerin verheiratet war. Er sollte das dortige "Niemandsland" bewirtschaften. Er hatte dazu auch ein Ochsenpaar zum Pflügen. Nun wurde aus Reilingen Hilfe angefordert. Nach langer Anfahrt gelangte der Lanz-Bulldog mit Anhänger dort an und wurde zum Arbeiten eingesetzt. Bei den dortigen steilen Bergstraßen waren die Fahrten mit dem langsamen Gespann nicht ungefährlich. Beim Anfahren am Berg musste besonnen gelenkt werden und bei der steilen Abfahrt wurden die Bremsen kräftig gefordert. Bei der Rückfahrt, es wurde hauptsächlich Kraut angepflanzt, wurde das Gemüse nun in den Mannheimer Raum gebracht und diente der dortigen Bevölkerung als willkommene Nahrung. Weil diese Aufgabe sehr wichtig war, wurde Georg Bräuninger nicht zur Wehrmacht einberufen.
Da es in der dortigen, nun menschenarmen Gegend, sehr ruhig war gab es bald viele Wildschweine. Da kam es schon einmal vor, dass unter dem Gemüse auch einige tote Wildschweine nach Reilingen gelangten, und hier "markenfrei" wie Gerda Dorn erzählte , verzehrt wurden. "Schwarzkittel –schwarz geschlachtet!" Auch der verstorbene Paul Hoffmann, der damals bei Tüchnermeister Jakob Decker als Lehrling arbeitete, kam mit dem Traktor nach Bitche, um dort Malerarbeiten durchzuführen und das dortige Haus zu streichen.
Vor dem Kriegsende kam das Ochsengespann auf wunderliche Weise nach Reilingen, wo die Tiere noch lange bei der Feldarbeit hier eingesetzt waren. Der Traktor blieb nun auch noch lange Jahre als verlässliche Arbeitskraft auf den Reilinger Feldern und half beim "Zackern" und bei anderen landwirtschaftlichen Arbeiten. Unser heutiges Bild zeigt den "Bräuningerschen Lanz-Bulldog ", welcher 1938 gekauft wurde. Die Personen sind ( von links):Elly Hoffmann geb. Frey, Lydia Ruby, Anna Schell, Adolf Bräuninger (im Krieg gefallen), Mutter Sophie und einen polnischen Erntehelfer. Das Bild entstand etwa um 1942.
Philipp Bickle
Gerda Dorn
Gerda Dorn

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