Ortsgeschichte

Die Geschichte von Wersau und die Anfänge von Reilingen
Ansicht der Ruine Wersau in einer Gemarkungskarte 1782

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Teil 6: Die Schenken von Wersau

Die Schenken von Wersau waren ein Niederadelsgeschlecht Speyerischer Dienstmannen, die sich ab der ersten Hälfte des 13. Jh. nach Wersau benannten. Auf die Herkunft des Namens Wersau sind wir bereits in Teil 2 unserer Reihe über die Burg Wersau eingegangen. Möglich ist, dass die Ministerialen von Wersau ursprünglich aus der Reichsministerialität hervorgegangen sind, zumal sie enge Verbindungen zu dem hohen Reichsministerialen Marquard von Annweiler besaßen.

Aus den bisher vorliegenden Urkunden lassen sich 7 männliche Angehörige der Schenken von Wersau erschließen. Die ersten drei (Dieter I. 1153-1166; Dieter II. 1186-1197? und Eberhard I. 1198-1220) nennen sich noch nicht nach Wersau, sondern zwei Mal nach Hockenheim. Dass damit ein anderer Sitz gemeint ist, dürfte unwahrscheinlich sein; wohl wurde das Gebiet um Wersau damals zu Hockenheim gezählt. Erst Eberhard II. (1237-1241), Dieter III. (1238-1253), Werner (1238-1257) und Eberhard III. (1284-1290) weisen die Herkunftsbezeichnung Wersau auf. Engere verwandtschaftliche Beziehungen bestehen zwischen den Herren von Wersau und dem hohen Reichsministerialen Marquard von Annweiler, der als erster Ministerialer an der Wende vom 12. zum 13. Jh. ein hohes Reichsamt verliehen bekam, nämlich den Markgrafentitel von Ancona. Im Jahr 1236 ist einer der Herren von Wersau (wohl Eberhard II.) zusammen mit dem Speyerer Bischof Konrad von Dahn Vormund der Söhne des verstorbenen Truchsess Dietrich von (Rhein-)Hausen, d. h. der Urenkel des Marquard von Annweiler. Schon im Jahr 1204 hatte Schenk Eberhard I. bei einer Bestimmung über Güter des Marquard von Annweiler gezeugt. Aus einem Ministerialentausch zwischen Speyer und Straßburg im Jahr 1238 geht hervor; dass die Mutter der Brüder Eberhard und Theodor (Dieter) von Wersau aus der Straßburger Ministerialität gestammt hatte; es handelt sich wohl um die Gattin des Eberhard I.

Höchst interessant sind die Beziehungen der Herren von Wersau mit den Herren von Hirschberg, die teilweise wiederum auf die Verwandtschaft mit Marquard von Annweiler hinweisen. Aus Urkunden der Jahre 1284 und 1286 geht hervor, daß Eberhard 111. der Schwiegersohn des Heinrich von Hirschberg war und beide von Pfalzgraf Ludwig arrestiert worden waren. Nach SCHAAB16 wiederum gibt es deutliche Anzeichen, daß die Herren von Hirschberg in einem sehr engen Verwandtschaftsverhältnis zu Marquard von Annweiler gestanden haben.

In den Jahren 1286 verkaufte Eberhard III., der letzte namentlich genannte Vertreter des Geschlechts, zusammen mit seinem Schwiegervater Heinrich von Hirschberg die ihm verbliebene Hälfte der Stammburg Wersau an den Speyerer Bischof und vier Jahre später auch Güter in Oftersheim an den Pfalzgrafen. Schon früher muss die andere Hälfte an die Herren von Krobsberg bzw. von Erligheim gelangt sein. So scheinen in der letzten Generation - wahrscheinlich wegen der Differenzen mit den Pfalzgrafen - finanzielle Engpässe eingetreten zu sein.

Zusammenfassend ist über die Herren von Wersau also zu sagen, dass sie mit höchsten Ministerialengeschlechtern eng verwandt waren. Ob sie ursprünglich aus den Reichsministerialen stammten und auch damals schon zu Wersau saßen, ist nicht zu klären. Fast 150 Jahre lang hatten sie das Schenkenamt in der Speyerischen Ministerialität inne. Daraus ist zu folgern, dass die Burg Wersau spätestens schon in der 2. Hälfte des 12. Jh. bestand und auch eine entsprechende Ausstattung besaß.
Ludwig Hildebrandt

Glossar: Schenk
Ein Schenk, abgeleitet von Mundschenk, war ursprünglich ein germanisches Hofamt und unter anderem mit der Aufsicht über die höfischen Weinkeller und Weinberge verbunden. Seit dem Ende des Mittelalters war dieses Erbamt allerdings mit keiner Funktion verbunden.
( 03.09.2007 - 08:39)

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