Ortsgeschichte

Die Geschichte von Wersau und die Anfänge von Reilingen
Konkretere Darstellung der Burg Wersau 1675

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Wie Wersau und Reilingen zur Kurpfalz kamen

Am 09. August 1462 kam die Burg mit all ihrem Besitz als Siegesbeute nach der "Pfälzer Fehde" an die Linie Pfalz-Mosbach der Wittelsbacher. Friedrich, der spätere Kurfürst Friedrich I., der "Pfälzer Fritz", setzte sich nach dem Ableben seines Bruders, des Kurfürsten Ludwig IV., eigenmächtig den Kurhut aufs Haupt. Dies tat er mit der Zustimmung der Mutter des noch unmündigen Thronfolgers, des Prinzen Philipp, und der meisten deutschen Reichsfürsten. Seinen Neffen nahm er an Kindesstatt an und verzichtete zu seinen Gunsten auf eine standesgemäße Heirat.

Der Kaiser erkannte diese Regelung nicht an und belehnte Friedrich nicht, wie üblich, mit einem Reichslehen. Zum offenen Konflikt kam es bei der Neubesetzung des Mainzer Bischofsstuhles. Friedrich hielt zu dem vom Papst entthronten Erzbischof Diether, wodurch er sich die Reichsacht und den päpstlichen Bannstrahl zuzog.

Der Bischof von Speyer, der Bischof von Metz, dessen Bruder, Markgraf Karl I. von Baden und Graf Ulrich von Württemberg, die alle Friedrich nicht wohlgesinnt waren, übernahmen mit Eifer die Reichsexekution gegen den geächteten Pfälzer. Sie fielen am 26. Juni 1462 von ihren Lagern zwischen Rot und St. Leon aus in das Land ein und richteten in wenigen Tagen eine furchtbare Verwüstung an. Die meisten Dörfer in der Kurpfalz gingen in Flammen auf, Hockenheim und Reilingen als bischöflich-speyerische Orte blieben verschont.

Pfalzgraf Friedrich errang in der Schlacht bei Seckenheim einen entscheidenden Sieg. Er konnte ihn krönen durch die Gefangennahme aller seiner Gegner mit Ausnahme des Bischofs von Speyer, der nicht auf dem Schlachtfeld erschienen war.

Friedrich hielt seine hohen Gefangenen lange Wochen in strengstem Gewahrsam. Erst nach Zahlung angemessener Lösegelder, die Friedrich für den Wiederaufbau seines Landes verwendete, erhielten alle Gefangenen ihre Freiheit wieder.

In dem am 09. August 1462 abgeschlossenen Friedensvertrag ("Rachtung") mussten neben anderen Sühneleistungen Wersau und Reilingen an die Kurpfalz abgetreten werden.


Wersau und die Begründung der Universität Heidelberg

Am 24. Juni 1386 weilte Pfalzgraf Ruprecht I. in Wersau. Dieses Datum ist für die deutsche Kultur- und Geistesgeschichte sehr bedeutsam. An diesem Tag trifft auf Wersau die Bulle des Papstes Urban VI. ein, worin dieser die Errichtung eines Generalstudiums in Heidelberg genehmigt. Pfalzgraf Ruprecht I. begründet darauf hin am 1. Oktober 1386 die Universität Ruperto Carola Heidelberg. Von Prag abgesehen, gegründet 1348 von Karl IV., ist Heidelberg die früheste deutsche Universität.


Wersau als kurpfälzische Kellerei

Die Kurpfälzische Rechenkammer hat wie damals üblich, aus den vorhandenen Schlossgebäuden eine förmliche Meierei (Fronhof) errichtet, der ein besonderer kurpfälzischer Keller ("Rentamtmann") vorsteht. Seine Aufgabe besteht in der Überwachung der herrschaftlichen Güter und Fruchtkasten, in welchen die grundherrlichen Gefälle, die an Grund und Boden haftenden Lasten, die von dem verpflichteten Grundbesitzer an den Grundherrn in Naturalien oder Geld als Zehnten abzutragen sind, aus Stadt und Amt gesammelt werden, und jährlich ist, wie wir berichtet haben, die "Amtsjahr- oder Kellereirechnung" zu erstellen.

Von 1535 bis 1721 ist der Wersauer Hof ein sogenanntes Tafelgut und muss deshalb die Erzeugnisse seiner Meierei zur Hofhaltung nach Heidelberg liefern. Mit der Urkunde vom 15. Dezember 1495 haben wir den Beweis, dass diese Kellerei noch im ausgehenden 15. Jahrhundert eingerichtet worden ist. In ihr wird im Zusammenhang mit der Bestellung des Schultheißen Peter Stark von Kirrlach zum kurpfälzischen Hausarzt gleichzeitig seine Bezahlung festgelegt. So soll ihm für seine Dienstleistungen jedes Jahr am Michaelistag von der Kellerei "Wersaw" 15 Malter Korn "ausgerichtet" und bezahlt werden.

Aus der Rechnungslegung des Jahres 1509 erfahren wir, dass der Sold der kurpfälzischen Schloss- und Burghüter exakt geregelt ist: Der "Torwart" der Burg Wersau erhält im selben Jahr 4 ½ Schilling = 25 Gulden. Da in dieser Urkunde zweifelsfrei von der Burg gesprochen wird, ist die Burg zu diesem Zeitpunkt wohl noch erhalten.

Nachweisbar ist, dass Reilingen und Hockenheim im späten Mittelalter die Kellerei oder das Amt, welches grundlegend seit der Entwicklung in den Territorien im 13. Jh. ist, Wersau bilden. Dieses Amt erwirbt Kurpfalz vom Hochstift Speyer.

Fortsetzung folgt
( 13.08.2007 - 15:03)

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Rißartiger Plan des Burgkomplexes Wersau um 1690Rißartiger Plan des Burgkomplexes Wersau um 1690

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