Aus dem Rathaus

Für solides Fundament trübes Bad in fünf Metern Tiefe
Für solides Fundament trübes Bad in fünf Metern Tiefe

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Aus der dreckig-braunen Brühe steigen immer wieder leise blubbernd kleine und größere Blasen auf. Obwohl nicht mehr zu sehen ist, stehen zahlreiche Männer gebannt in die Tiefe schauend an den Absperrungen einer Baugrube an der Lärmschutzwand zur Bahntrasse im Hockenheimer Gartenschaupark. Und auf der Fußgänger- und Radfahrerbrücke hinüber zum Altwingertweg lehnen sich Betrachter neugierig über die Brüstung. "Isch do was bassierd?", ruft einer hinunter, bekommt aber als Antwort nur übereinstimmendes Kopfschütteln.

Die Bauarbeiten zur Vollendung einer zweiten Wasserleitung für die Rennstadt gehen weiter und sind in eine entscheidende Phase getreten. Obwohl es Samstag ist, geht es auf der Baustelle des Wasserzweckverbands für die Verwaltungsgemeinschaft Hockenheim hoch her. Über zwei Stunden hinweg kommen immer wieder Betonmischer angefahren, um den frisch hergestellten Baustoff in ein Pumpenfahrzeug zu füllen. Es ist ein Spezialbeton, der angeliefert wird: Unterwasserbeton.

"Wir werden heute Vormittag etwa 40 Kubikmeter Beton in die Baugrube einbringen", erläutert Projektplaner Georg Veltens dem zu diesem Zeitpunkt auf der Baustelle anwesenden Reilinger Bürgermeister Walter Klein, Vorsitzender des Wasserzweckverbands. Auch er blickt immer wieder fasziniert in die Grube, um das Aufsteigen der Blasen zu beobachten. "Um diese besondere Arbeit erledigen zu können, haben wir heute einen Berufstaucher im Einsatz", klärt sich das Blubbern im Wasser auf.

Es müsse unter Wasser eine Betonplatte von einem Meter Stärke hergestellt werden, um die Grube zum Grundwasser hin abzudichten. Erst dann sei es möglich, so Veltens weiter, dass mit den eigentlichen Arbeiten zur Unterquerung der Bahntrasse und der B 36 begonnen werden könne. Bereits Tage zuvor waren zehn Bodenanker tief ins Erdreich eingebracht worden - doch die hatten nicht gehalten. Eine erneute Bauverzögerung am schon pannenreichen Bauvorhaben war eingetreten (wir berichteten), die aber mit dem Einbringen von Bodenankern schnell überwunden werden konnte.

Betonanker ausreichend fest
Ein letzter Test am Freitagnachmittag hatte ergeben, dass die Bodenanker fest sitzen. "Dies ist auch zwingend notwendig, damit die mit den Ankerstäben verbundene Bodenplatte vom Druck des Grundwassers nicht nach oben gepresst werden kann", so der Fachingenieur zu unserer Zeitung.

Inzwischen ist im Wasser die schemenhafte Gestalt des Arbeitstauchers zu erkennen. Manfred Schweickert vom Mannheimer Tauchermeisterbetrieb Kesberg kommt für eine kurze Pause an die Oberfläche, um sich mit einem Spezialkorb aus dem Wasser hieven zu lassen. Bis zu sechs Stunden könne er normalerweise ununterbrochen unter Wasser arbeiten, erklärt der staatlich geprüfte Berufstaucher. Da er aber bereits einen zuvor entdeckten Riss in der Spundwand unter Wasser geschweißt hatte, waren jetzt ein paar Minuten zum Verschnaufen an frischer Luft angesagt.

Die Arbeit unter Wasser sei in diesem Fall sehr schwierig, denn die Sicht betrage in der Tiefe keine zwei Zentimeter, berichtet Schweickert den Umstehenden. "Da bleibt dir nichts anderes übrig, als blind zu arbeiten und sich auf den Orientierungs- und Tastsinn zu verlassen." Dies sei aber kein besonderes Problem, sondern Berufsalltag. "Dafür sind wir Arbeitstaucher schließlich da", unterstreicht Taucheinsatzleiter Marcus Zimmermann die Normalität ihres Auftrags in Hockenheim.

Dennoch gelte es, äußerst konzentriert an die Arbeit zu gehen - unter Wasser, aber auch am Grubenrand. Da die Sicherheit des Tauchers im Vordergrund steht, bleibt der zweite Froschmann immer oben, kontrolliert die Ausrüstung des tauchenden Kollegen vor dessen nächstem Tauchgang, überwacht die lebensnotwendige Sauerstoffleitung und hat ständig Kontakt zu ihm über eine Sprechfunkverbindung. Für einen möglichen Notfall liegt ein zweiter Taucheranzug griffbereit, um sofort reagieren zu können. "Bei so einer speziellen Aufgabe ist die Zusammenarbeit aller am Bau beteiligten Kräfte unerlässlich", erklärt Fachingenieur Martin Brand.

Inzwischen hat sich der Arbeitstaucher wieder ins erdfarbene Wasser absenken lassen, der Steuermann der riesigen Betonpumpe lässt den Pumpenarm mit dem etwa zehn Zentimeter breiten Schlauch in die Gruppe sinken. Der Taucher greift zu, um fünf Meter tiefer mit den Betonierarbeiten für die Bodenplatte zu beginnen.

In drei Tagen "dicht"
In den kommenden zwei Stunden wird sich an der Grube nicht viel mehr ereignen, die eigentliche Arbeit läuft jetzt unter Wasser ab. In drei Tagen wird der Unterwasserbeton soweit fest sein, dass kein Grundwasser mehr nachdrücken kann, nach 28 Tagen wird er vollkommen durchhärtet sein.

Da ein Vertreter der Betonprüfstelle noch vor Ort die Qualität des gelieferten Betons untersucht hatte, kann auch davon ausgegangen werden, dass bereits am kommenden Montag mit den eigentlichen Arbeiten zum Bohren der etwa 80 Zentimeter breiten Röhre hinüber zur Zielgrube im Altwingertweg begonnen werden kann. Zuvor aber muss noch das Wasser aus der Grube gepumpt werden, und die Spundwände und die Ränder der Bodenplätte sind auf vollkommene Dichtheit zu überprüfen.

Bürgermeister Walter Klein jedenfalls ist froh, dass es jetzt endlich mit den Bauarbeiten weitergeht und zeigt sich mit den Fachingenieuren zuversichtlich, dass dann endlich der Bau der zweiten Wasserförderleitung nach Hockenheim erfolgreich abgeschlossen werden kann.
Otmar A. Geiger aus SZ, Fotos og
( 04.06.2007 - 11:56)

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Der Taucher wird in einem Spezialkorb aus dem Wasser gehievtDer Taucher wird in einem Spezialkorb aus dem Wasser gehievt

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