Ortsgeschichte

Die Geschichte von Wersau und die Anfänge von Reilingen
Wersau 1548

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Mit der Burg Wersau fing alles an
Teil 1

Mit einer unerwarteten Mitteilung überraschte Bürgermeister Walter Klein am Ende der öffentlichen Ratsitzung am 16. Juli 2007: "Die Gemeinde Reilingen hat das Gebäude und Gelände der ehemaligen Schlossmühle gekauft". Dieses Areal, auf dem früher die Burg Wersau stand, gilt als die historische Keimzelle der Gemeinde Reilingen. Das Schicksal unserer Spargelgemeinde und auch der ganzen Umgebung wurde von der Burg Wersau geprägt. Grund genug, um die Geschichte der Burg Wersau näher zu beleuchten.


Römische Zeit

Zur Entstehung Wersaus sind keine uns bekannten Quellen vorhanden, die eine eindeutige Datierung oder auch Zweckbestimmung dieser Anlage zulassen. Deswegen übernehmen wir größtenteils die geschichtswissenschaftlich geprägte Auffassung, die uns aufgrund der bekannten Quellenlage als wahrscheinlich erscheint.

Bereits vor der Zeitenwende wurde unsere Region von römischen Legionen erobert, aber erst während der Regierungszeit von Kaiser Tiberius (14 - 37 n. Chr.) siedelten die Römer verbündete Germanen vom Stamm der Neckarsueben im Gebiet östlich der Neckarmündung an, um eine Pufferzone zwischen dem Rhein, der Außengrenze des Römischen Reiches, und Germanien zu schaffen. Unter Kaiser Vespasian (69 – 79) schoben die Römer ihre Grenze in das rechtsrheinische Gebiet vor, das römische Weltreich etablierte sich und demonstrierte militärische Präsenz.

Die Römer versuchten, sich in allen Regionen vor Ein- und Überfällen zu schützen. Dabei entwickelten die Römer eine Befestigungskunst, die von anderen Völkern der damaligen Zeit unerreicht blieb. Zu diesem Verteidigungssystem zählten auch die ehemaligen Festungen Ladenburg, St. Leon, Kißlau, Weiher (bei Bruchsal), Altenbürg, Karlsdorf, Staffort, Hagsfeld und Kleinrüppur. Alle Anlagen waren durch Straßen miteinander verbunden.

Die Geschichtsforscher gehen davon aus, dass auch Wersau ursprünglich eine kleine befestigte Anlage, ein sogenannter Burgus, gewesen sein soll. Burgus ist eine von den Römern entlehnte germanische Bezeichnung für turmartige kleinere Kastelle am spätrömischen Limes.

Der Historiker F. J. Mone beschreibt 1845 in seiner "Urgeschichte des Badischen Landes" die Burg Wersau wie folgt: „Demnach könnte Wersau als römisches Bollwerk, nämlich als Tiefburg mit Mauer, Wassergraben und Brücke entstanden sein. Diese relativ kleine Befestigung wäre auf der Ostseite vom Kaltbach, auf der Süd- und Westseite vom Kraichbach umflossen und nur vom nördlichen Teil her über eine Brücke zu erreichen.“

Nachweisbar ist, dass die von Osten kommende römischen Heer- und Handelsstraße von Bad Wimpfen nach Speyer, Wersau direkt tangieren. Ein weiteres Indiz für eine römische Befestigung ist, dass Wersau im Bereich des Schnittpunkts der Bruhrainstraße und der Römerstraße von Walldorf - Wiesloch - Horrenberg - Waibstadt - Neckarelz – Neckarburgen lag und die Römer sehr oft befestigte Niederlassungen zum Schutz von Straßen und Straßenkreuzungen anlegten.

Das noch bis 1786 bestehende Mühlwehr wies einen Quadersteinbau mit den Seitenmaßen (pro Quader) von 48 auf 32 Schuh auf. Das Wehr hat wahrscheinlich auch eine Bedeutung im Grabensystem der ehemaligen Tiefburg. Diese Annahmen können allerdings nur durch intensive Grabungen bestätigt oder widerlegt werden, da bis heute nur unbedeutende Bodenfunde aus römischer Zeit dokumentiert sind. Festzuhalten bleibt, dass eine exakte, auf wissenschaftlich nachprüfbaren Fakten beruhende Arbeit, für die Entstehungszeit oder früheste Verwendungszwecke Wersaus bis heute aussteht.


Wersau im Mittelalter

Die Gemarkung Reilingens liegt im Grenzgebiet der beiden alten Königsforste Lußhardt und Schwetzinger Hardt. Die Lußhardt, also die Wälder, die sich bis zum fränkischen Königshof in Bruchsal erstreckten, war bereits 1056 durch König Heinrich III. dem Bistum Speyer geschenkt worden. Nur sieben Jahre später erweiterte Heinrich IV. den bischöflichen Waldbesitz um die heutige Schwetzinger Hardt.

Aus alten Dokumenten weiß man, dass bereits die Könige an der Kraichbach eine Burg besaßen, die "Walsrhawe" genannt wurde.

Die gut befestigte Burganlage hatte damals die Aufgabe, die umliegenden Wälder und die Verkehrswege zu sichern. Zum Herrschaftsbereich gehörten die Dörfer Reilingen und Hockenheim sowie für kurze Zeit auch Oftersheim und St. Leon. Da es an genauen Unterlagen aus dieser Zeit fehlt, gehen die Historiker heute davon aus, dass die Dörfer und die Burg mit der Schenkung der Wälder an die Speyerer Bischöfe kamen. Das Bistum setzte zur Verwaltung ein Ministerialengeschlecht ein, die Schenken von Wersau. Als Erster von ihnen wurde bereits um 1155 ein Dietrich als Schenk des Hochstifts - noch ohne den Bezug zu Wersau - genannt.

Fortsetzung folgt
( 30.07.2007 - 11:42)

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