Gemeindeinfo
Den Herausforderungen der Zukunft stellen
Zum Jahreswechsel 2000/2001
Liebe
Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Der
Millenniumswechsel liegt hinter uns, auch wenn wir ihn vielleicht ein Jahr zu früh
gefeiert haben. Denn streng genommen beginnt das 21. Jahrhundert bzw. das dritte
Jahrtausend erst mit dem Jahreswechsel 2000/2001, da unser Kalender kein Jahr
Null kennt.
Viele
große Worte sind zu diesem Jahrhundertereignis gefallen, viele Wünsche und
Hoffnungen waren mit diesem Wechsel verbunden. Ernüchternd stellen wir heute
fest, dass sich seither nichts Wesentliches geändert hat. Der neue Kalender hat
nur eine andere Jahreszahl mit sich gebracht. Die Herausforderungen, denen Staat
und Gesellschaft unterworfen sind – und das sind nicht wenige – sind
dieselben geblieben: Der enge finanzielle Spielraum, die Veränderungen in der
Alters- und Sozialstruktur, die Entwicklung des Arbeitsmarktes, die Auswirkungen
zunehmender Mobilität, der wachsende Ressourcenverbrauch, die immer lauter
werdende Forderung nach einer ganzheitlichen Systemperspektive, Probleme der
Globalisierung, ein auch im elften Jahr der Wiedervereinigung immer noch
bestehendes Ungleichgewicht zwischen alten und neuen Bundesländern, ein
aufkeimender Rechtsradikalismus, das Zusammenwachsen Europas, Krisenherde und
Katastrophen in aller Welt, um nur einige zu nennen.
Die
Gemeinden als Teil des Staates und der Gesellschaft stehen den gleichen
Herausforderungen gegenüber. Insoweit trifft der allgemeine Strukturwandel
sowie die Veränderung persönlicher Werte und Kompetenzen auch die Kommunen.
Daneben gibt es spezifische Herausforderungen, die sich speziell den Kommunen
stellen oder in besonderer Weise vor Ort sichtbar werden.
Die
Antwort auf die Frage, ob es uns gelungen ist, in unserer örtlichen
Gemeinschaft den Herausforderungen gerecht zu werden, hängt wohl von dem Maßstab
ab, den wir anlegen.
Sicher
haben wir im zu Ende gehenden Jahr nicht alles, was wir uns vorgenommen haben,
umsetzen können, weder im persönlichen Bereich noch im kommunalen Leben.
Trotzdem glaube ich als Bürgermeister feststellen zu können, dass das Jahr
2000 unserer Gemeinde eine ganze Menge bemerkenswerter und sehr erfreulicher
Fortschritte beschert hat.
Gelingen
konnte uns das nur bei einer verbesserten Wirtschafts- und Finanzlage. Noch ist
nicht alles Gold was glänzt, aber der an Sparsamkeit und Konsolidierung
orientierte Finanzkurs der Gemeinde lässt zunehmend wieder optimistische
Perspektiven zu. Die Kehrseite einer auf steigendem Niveau verfestigten
Steuerkraft ist ein davon beeinflusster Rückgang der Finanzzuweisungen des
Landes bei gleichzeitig steigenden Ausgleichszahlungen. Im Jahr 2001 wird die
Gemeinde 367.000 Mark Mindereinnahmen bei zusätzlich abzuführenden Umlagen von
215.000 Mark verkraften müssen. Dennoch werden wir aller Voraussicht im
kameralen Haushalt weiterhin auf Fremdkredite verzichten können. Allerdings
wird ein erwarteter Haushaltsausgleich nicht ohne eine kräftige Inanspruchnahme
der gebildeten Rücklagen möglich sein.
Jährlich
neu auf dem Prüfstand stehen die am Kostendeckungsprinzip orientierten Gebühren.
Nach Abbau der vorhandenen Verlustvorträge ist es uns erstmals in der neueren
Geschichte unserer Gemeinde möglich, die Wasserbezugsgebühr günstiger als
seither anzubieten. Sie kann im neuen Jahr um 10 Pfennig auf 1,70 DM/cbm
bezogenes Wasser reduziert werden.
Neu
kalkuliert werden mussten auch die Friedhofs- und Bestattungsgebühren.
Anzupassen waren die Beitragssätze bei der Wasserversorgung und
Abwasserbeseitigung.
Millionenschwere
Investitionen
Überaus
erfreulich ist der Bauverlauf der Schiller-Schule. Ein gutes Jahr nach Aufnahme
der millionenschweren Arbeiten zur Sanierung, Umbau und Erweiterung ist es
gelungen, den ersten Bauabschnitt termingerecht zum Schuljahresbeginn fertig zu
stellen. Schon am ersten Schultag am 11. September konnten der Erweiterungsbau,
wie auch bereits Teile des renovierten Altbaus in Gebrauch genommen werden. Über
100.000 Mark hat die Gemeinde zudem in eine neue EDV-Anlage investiert, um den
Schülern schon frühzeitig den Umgang mit den neuen Medien nahe zu bringen. Bis
zum Sommer 2001 soll das rundum erneuerte Schulgebäude vollständig
fertiggestellt sein. Mit der modernisierten technischen und räumlichen
Ausstattung des Schulhauses schaffen wir alle Voraussetzungen für eine
qualifizierte Bildung unserer Jugend.
Doch
damit nicht genug. Auch der 1976 erstellte Erweiterungsbau der Schiller-Schule
muss dringend saniert werden. Vorausgesetzt, die Planung kann im Jahresverlauf
2001 erstellt und die Finanzierung gesichert werden, ist ein Baubeginn 2002
durchaus realistisch.
Das
Schuljahr 2000/2001 brachte den Grundschulstufen der Schiller-Schule eine
bedeutende Neuerung – die verlässliche Grundschule. Sie ist ein wichtiges
bildungs- und familienpolitisches Vorhaben des Landes, das neben dem Ausbau des
Betreuungsangebotes, die Sicherung und Verbesserung der pädagogischen Qualität
des Unterrichts und des Lernens in der Grundschule zum Ziel hat.
Einen
großen Schritt vorangekommen sind wir auch bei der Erneuerung des Ortskerns. Da
die Landesförderung Ende des Jahres 2001 auslaufen wird, steht die Abwicklung
der noch geplanten Vorhaben unter erheblichem Zeitdruck.
Mit
dem überfälligen Rückkauf des Areals Hauptstr. 84 hat die Gemeinde ihre feste
Absicht bekräftigt, gewissermaßen als Höhepunkt und Abschluss einer gut ein
Jahrzehnt andauernden Entwicklung, diesen Bereich als letzte große Maßnahme
neu bebauen zu lassen. Ich bin zuversichtlich, dass die vielversprechenden
Investorengespräche in Kürze zu einem positiven Abschluss gebracht werden können.
Der Gebäudealtbestand ist zwischenzeitlich weitgehend abgerissen.
Umfassend
betreut und versorgt werden betagte Mitbürger in der neu erstellten Seniorenwohnanlage. Sie ist eine wertvolle
Bereicherung unseres sozialen Angebotes. Der dreigeschossige Neubau, direkt
neben der evangelischen Pfarrkirche gelegen, hat 24 Ein- und
Zweizimmerwohnungen. Das Haus ist schwellenfrei und damit behindertengerecht
ausgebaut. Ein Pflegedienst ist täglich präsent.
Eingriffe
in Ortsstruktur
Die
strukturelle Neuordnung der Grundstücke im Sanierungsbereich „Kattunisches
Eck“ ließ es zu, diesen Kernbereich für eine neue Bebauung zu erschließen.
Das Areal kann über den Kleinen Hertenweg oder eine neu gebaute Stichstraße über
die Hockenheimer Straße erreicht werden.
Anstelle
des ehemaligen Raiffeisen-Filialgebäudes in der Hauptstr. 68 wird derzeit ein
Wohn- und Geschäftshaus mit zwei Ladeneinheiten, einer Arztpraxis und sechs
Wohnungen errichtet. Längst ist der Rohbau erstellt und der Innenausbau zu
Gange, sodass mit einer baldigen Bezugfertigkeit gerechnet werden darf.
Der
Anblick des früheren Raiffeisen-Lagerhauses in der Schulstr. 4 wird schon bald
der Vergangenheit angehören. Es ist schon seit einigen Jahren ungenutzt. Der
Haus- und Gartenmarkt wurde dort im Frühjahr 1996 eingestellt. Das Gebäude
soll im Jahresverlauf 2001 vollständig abgebrochen werden und einer Zufahrt zur
Ringerschließung eines neu zu bebauenden Kernbereichs Platz machen.
Der
Bebauungsplan sieht dort den Ausbau einer ganzen Anzahl öffentlicher Stellflächen
vor. Die innerörtliche Stellplatzbilanz wird sich mit Abschluss der
Ortskernsanierung sehen lassen können. Zuletzt wurden 14 neue Parkplätze auf
dem Hausgrundstück Hockenheimer Str. 19 eingerichtet.
Konkret
geworden ist nach langem Anlauf in diesem Jahr endlich der Ausbau der Hauptstraße
zwischen der Einmündung Hockenheimer Straße und Garten-/Speyerer Straße. Er
hat über eine Million Mark verschlungen, wovon das Land einen wesentlichen
Anteil getragen hat. Im Monat November konnte der Straßenbau nach gut elf
Monaten Bauzeit abgeschlossen werden. Verändert hat sich der Straßenquerschnitt.
Wechselseitig angeordnete Längsparkbuchten ordnen nun den ruhenden Verkehr.
Beidseits
vorhanden sind ausreichende Gehwegflächen. Zwei neue Lichtsignalanlagen regeln
die Überquerung der vielbefahrenen Fahrbahn. Der umgestaltete Straßenabschnitt
wird von neuen Energiesparlampen ausgeleuchtet. Die gewonnenen Freiräume ließen
sogar die Anpflanzung von Straßenbäumen zu.
Auch
die Einmündungen der Seitenstraßen wurden in diesem Zusammenhang verändert.
Schließlich erhielten die Vorplätze der katholischen und evangelischen
Pfarrkirchen eine optisch ansprechendere, aber auch funktionellere Gestaltung.
Auf seine Realisierung wartet noch die Nachbildung eines historischen Brunnens
vor dem Anwesen Hauptstr. 114. Geprüft wird derzeit auch, ob die Platzverhältnisse
im Umfeld eine Unterstellmöglichkeit für die Fahrgäste der Nahverkehrslinie
zulassen.
Der
Straßenbau war ohnehin mit ein Schwerpunkt der in diesem Jahr getätigten
Investitionen, der mehr als eine Million Mark verschlungen hat. Denken Sie an
die Veränderungen der Ziegel-, Alten Friedhof-, Richard-Wagner- und
Schubertstraße, die mit rund 585.000 Mark zu veranschlagen waren; oder aber an
die Erneuerung der verlängerten Speyerer Straße oder des Kisselwiesenweges.
Allein die dauernde Unterhaltung der Ortsstraßen erfordert einen jährlichen
Aufwand von rund 150.000 Mark.
Im
kommenden Jahr dürfen die Anwohner der Beethoven- und Hebelstraße damit
rechnen, dass ihre Straße erneuert, Wasserleitungen und teilweise auch
Kanalhaltungen ersetzt werden.
Größere
Investitionen werden in naher Zukunft auch für die Freiwillige Feuerwehr
erforderlich. Das Dach des Gerätehauses ist dringend sanierungsbedürftig. Die
Raumkapazität des 1979 erstellten Gebäudes ist seit einiger Zeit nicht mehr
ausreichend und ein Anbau unumgänglich. Notwendig ist der Einbau einer
Abgasabzugsanlage. Das 25 Jahre alte Tanklöschfahrzeug muss unbedingt ersetzt
werden. Ob es gelingt, schon im Jahr 2001 all diese notwendigen, aber eben auch
kostenintensiven Vorhaben zu realisieren, ist von der Haushaltslage, der Zusage
von Fördermitteln des Landes und einer genehmigten Bauplanung abhängig.
Neue
Baugebiete
Ein
kontrolliertes, bedarfsgerechtes Wachstum der Gemeinde im Verwaltungsraum
Hockenheim stellt ein Flächennutzungsplan als so genannter vorbereitender
unverbindlicher Bauleitplan sicher. Das noch auf seine Rechtskraft wartende
fortgeschriebene Werk bestimmt die Bauflächen der vereinbarten
Verwaltungsgemeinschaft bis zum Jahr 2010. Die Gemeinden können
darauf aufbauend, vorausschauende Planungen einleiten und
Planfeststellungsverfahren für verbindliche Bebauungspläne in Gang setzen. Von
zehn Verfahren konnte Reilingen im Jahresverlauf deren zwei abschließen. Zum
einen handelt es sich um das Gewerbegebiet „Rott“. Dort sind die gut neun
Monate andauernden Tiefbauarbeiten zwischenzeitlich beendet. Das etwa 3,7 ha
umfassende Gewerbegelände ist seit 11. August baureif. Es bietet Platz für 20
neue Gewerbebetriebe. Zwischenzeitlich wurden dort bereits die ersten
Bauvorhaben verwirklicht.
Zur
weiteren Bedarfdeckung werde ich mich dafür einsetzen, dass die schon
vor längerem gemeinsam mit der Nachbargemeinde Neulußheim entwickelten
Vorstellungen für ein interkommunales Gewerbegebiet wieder aufgegriffen und
weiterverfolgt werden.
Aber
auch bei der Bereitstellung von Wohnbauflächen sind wir nicht untätig
geblieben. Durch ein Umlegungsverfahren konnten die Grundstücksflächen im
Planbereich „Nachtwaid“ in einer Größenordnung von 2,34 ha neu geordnet
werden. Das Gelände zwischen der Wilhelmstraße, Nachtwaidweg,
Kleintierzuchtanlage und Baugebiet „Holzrott“ wird zur Zeit erschlossen. Als
Erschließungsträger ist die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft Reilingen mbH
eingesetzt.
Im
Jahresverlauf 2001 werden dort die ersten Wohneinheiten in maximal
zweigeschossiger Doppel- und Reihenhausbauweise errichtet werden können. Nicht
finanzielle Erwägungen, sondern die anzutreffenden Bodenverhältnisse haben den
Ausschlag dafür gegeben, das ehemalige Gemeindegelände zweckmäßigerweise von
einem regionalen Bauträger bebauen zu lassen. Dadurch haben vor allem junge
Familien Gelegenheit, Wohneigentum in finanziell erträglichem Rahmen zu
erwerben.
Bei
der Ortsrandbebauung „Fröschau/Wörsch“ ist dagegen der Planfortschritt
unbefriedigend. Nach einem relativ zügig begonnenen Planfeststellungsverfahren
zum Jahresbeginn sind wir beim Auswerten der zahlreichen Stellungnahmen im
Rahmen einer verstärkten Bürgerbeteiligung noch nicht viel weiter. Um
feststellen zu können, ob die Anwohnerbedenken berechtigt sind, wurde
zwischenzeitlich ein Verkehrsgutachten und eine Lärmschutzberechnung in Auftrag
gegeben. Auch die Überlegungen zur möglichen Aufnahme in ein Förderprogramm
des Landes sind noch nicht zu Ende gedacht.
Ebenso
war ein zügiger Abschluss der zwischenzeitlich drei Jahre andauernden Planung für
ein neues Wohnbaugebiet in der Reilinger Holzrott erwartet worden. Ein überarbeiteter
Planentwurf hat zwar schon am 20. März den Gemeinderat passiert und
war auch im Frühjahr zur Einsicht offen gelegen. Die Rechtskraft des Planwerkes
für das 6,48 ha umfassende Neubaugebiet lässt jedoch nach wie vor auf sich
warten und wird jetzt wohl erst im kommenden Jahr festgestellt werden können.
Schon
einige Jahre Bestandskraft hat das Planwerk für ein Spiel-, Sport- und
Freizeitzentrum „Nachtwaid“. Ein noch nicht verwirklichter Bestandteil ist
der Bau einer Sportanlage, den wir bis zum Jahr 2002 angehen wollen. Erste
Vorstellungen sind bereits zu Papier gebracht.
Vornehmlich
der unverplante Innerortsbereich bereitet dem Gemeinderat zunehmend
Kopfzerbrechen, da sich die Beurteilung von Bauvorhaben ausschließlich am
vorhandenen Gebäudebestand orientieren darf. Das Baugesetzbuch lässt der
Gemeinde leider nur einen engen Spielraum, sein gesetzliches Einvernehmen zu
versagen. Daher wollen Gemeinderat und Verwaltung dieser Problematik mit einem
in Auftrag gegebenen Strukturkonzept begegnen. Es soll eine aktuelle
Bestandsaufnahme für den Innerortsbereich beinhalten und Entscheidungshilfen für
sukzessiv zu entwickelnde Bebauungspläne geben. Die Erkenntnisse des mit einem
Kostenaufwand von rund 45.000 Mark zu erstellenden Konzeptes werden im Frühjahr
2001 in einer Bürgerversammlung der Öffentlichkeit vorgestellt.
In
bereits verplanten Ortsbereichen vertraut der Gemeinderat in der Zwischenzeit
auf Satzungsregelungen, die für jede neu geschaffene Wohneinheit von über 50
qm Grundfläche zwei Stellplätze einfordern.
19
Jahre sind seit Einleitung des Flurbereinigungsverfahrens in den Gemarkungen
Altlußheim, Neulußheim und Reilingen vergangen. Der neue Rechtszustand konnte
in diesem Jahr mit Abschluss der Vermessungs- und Abmarkungsarbeiten auch in der
Natur endgültig festgelegt werden. Die so genannte Schlussfeststellung mit Auflösung
der Teilnehmergemeinschaft kann jedoch erst nach kompletter Berichtigung der
Grundbücher erfolgen.
Lebensgrundlagen
schützen
Auf
ein Leitbild für eine nachhaltige, soziale, ökonomische und ökologische
Entwicklung hat sich die UNO-Konferenz im Jahr 1992 verständigt. Zu dieser die
Ressourcen schonenden Vorgehensweise hat sich die Gemeinde Reilingen bekannt und
sich unter dem Motto „global denken – lokal handeln“ schon vor drei Jahren
dazu entschlossen, ein eigenes Aktionsprogramm für eine nachhaltige
Gemeindeentwicklung zu erstellen. Leider hält
sich dabei das wünschenswerte bürgerschaftliche Engagement in Grenzen. Bei der
Frage, wie die Gemeinde lebenswerter und zukunftsfähiger gestaltet werden kann,
sind die zwei gebildeten Arbeitskreise, die in regelmäßigen Abständen öffentlich
tagen, weitgehend auf sich allein gestellt. Eine stärkere Beteiligung unserer Bürgerinnen
und Bürger als Ausdruck von Bürgersinn und Bürgerverantwortung wäre sicher
sehr hilfreich und könnte dem Bemühen der Gemeinde neuen Schwung geben, den
Agenda-Prozess voranzutreiben.
Artikel
86 der baden-württembergischen Landesverfassung stellt die natürlichen
Lebensgrundlagen und die Landschaft unter den öffentlichen Schutz und die
Pflege des Staates und der Gemeinden. Diesen Verfassungsauftrag nimmt auch die
Gemeinde Reilingen ernst.
Die
Versorgung der Bevölkerung mit einwandfreiem Trinkwasser ist mittlerweile
unbestritten eine der wichtigsten Aufgaben des vorsorgenden Umweltschutzes. Ähnliches
lässt sich auch über die Abwasserbeseitigung sagen. So sind in Reilingen
zwischenzeitlich sämtliche Haushalte an die Kanalisation angeschlossen. Selbst
die landwirtschaftlichen Gehöfte am Herrenbuckel und Sandweg entsorgen
zwischenzeitlich ihr Abwasser in das örtliche Kanalnetz.
Lediglich
bei zwei Vereinsheimen waren Einzellösungen nicht vermeidbar. Den
Untersuchungsauftrag der so genannten Eigenkontroll- und
Fremdeinleiterverordnung hat Reilingen termingerecht erfüllt und die
Schadensbehebung innerhalb des Zehn-Jahres-Zeitraumes vorzeitig abschließen können.
Das 1993 verfilmte Kanalnetz war in den vergangenen Jahren sukzessive saniert
und instandgesetzt worden. Rund 470.000 Mark hat die Gemeinde seither hierfür
aufgewendet.
3,5
Mio. Mark investiert die Stadt Hockenheim in eine verbesserte Reinigungswirkung
seiner Kläranlage, die auch das Reilinger Abwasser aufnimmt. Der finanzielle
Anteil unserer Gemeinde liegt bei überschlägig einer halben Million Mark.
Die
Abfallbeseitigung ist Sache des Landkreises, der sich einer
Abfallverwertungsgesellschaft (AVR) bedient. Als freiwillige Aufgabe betreibt
die Gemeinde dennoch einen Häckselplatz. Er wurde mit einem Kostenaufwand von
rund 150.000 Mark befestigt und die Zufahrt neu geregelt.
Der
Rhein-Neckar-Kreis hat zwar zum Jahresende seine Zusage widerrufen, weiterhin
die Kosten für Kleinanlieferungen bis 0,5 cbm zu übernehmen. Dies wird jedoch
aller Voraussicht keine Konsequenzen für die Nutzungsgebühren der Gemeinde
haben, zumal sich der Kreis künftig an den nachgewiesenen fixen Kosten der
Gemeinde zum Betrieb des Häckselplatzes beteiligen will.
Der
Waldbewirtschaftung haben die Auswirkungen von Orkan „Lothar“ einen kräftigen
Strich durch die Rechnung gemacht. Der geplante Holzeinschlag musste im
Forstwirtschaftsjahr 2000 ausgesetzt werden. Die Aktivitäten waren auf
unbedingt notwendige Pflege-, Kultur- und Verkehrssicherungsmaßnahmen beschränkt.
Zum Schutz der Waldungen musste im Frühjahr der massiv aufgetretene Maikäfer
bekämpft werden. Glücklicherweise hielt sich in diesem Jahr die Population des
Eichenprozessionsspinners in Grenzen. Dem umfassenden Bodenschutz diente die
Kalkung von 700 Hektar Waldfläche im Staats- und Hubwald.
Der
Gemeindewald im „Reilinger Eck“ soll in das landesweite Schutzgebietssystem
„Natura 2000“ eingebunden und als Schonwald besonders unter Schutz gestellt
werden. Die Forstdirektion Freiburg wird das notwendige Verfahren
voraussichtlich noch in diesem Jahr einleiten.
Mit
einer Selbstverpflichtungserklärung hat die Gemeinde ein Pan-Europäisches-Forst-Zertifikat
beantragt. Sie hat sich damit als Waldbesitzer verpflichtet, die Leitlinien für
eine nachhaltige Waldbewirtschaftung einzuhalten.
Zunehmend
entdeckt der Tourismus auch unsere Gemeinde. Ganz sicher hat der Spargel etwas
damit zu tun. Die Badische Spargelstraße hat die anziehende Wirkung unserer
Region mit einem unvergleichlichen Angebot an kulturellen und historischen
Highlights, Erholungs- und Freizeiteinrichtungen eher noch verstärkt. Anfragen
aus aller Welt und steigende Besuchszahlen zur Spargelzeit machen deutlich, wie
wichtig zwischenzeitlich das weiße Gold für den Fremdenverkehr in unserer
Region geworden ist. Dass sich mit steigendem Bekanntheitsgrad auch die
Vermarktungschancen für den Spargel, trotz starkem Konkurrenzdruck deutlich
verbessert haben, versteht sich von selbst.
Um
auswärtigen Besuchern die Orientierung in unserer Gemeinde zu erleichtern,
haben wir ein innerörtliches Sammelleitsystem installiert. An rund zwei Dutzend
zentral gelegenen Standorten weisen über 140 in blau/gelb gehaltene Schilder
auf Gewerbebetriebe und öffentliche Einrichtungen hin.
Seit
gut einem Jahr untersucht die Straßenbauverwaltung, ob nun eine Verkehrsampel
oder der von Gemeinderat und Verwaltung favorisierte Verkehrskreisel
verwirklicht werden soll, um den Unfallschwerpunkt am südlichen Ortsausgang zu
entschärfen. Eine längere Vorlaufzeit war auch notwendig, bis das Land Anfang
Oktober die Griffigkeit der Fahrbahn der Landesstraße 599 am nördlichen
Ortsausgang verbessert hat.
Das
1996 zuletzt fortgeschriebene Verkehrskonzept der Gemeinde beinhaltet noch eine
ganze Anzahl von Einzelmaßnahmen, die noch umzusetzen sind. Eine neu erstellte
Prioritätenliste soll das gewährleisten.
Soweit
der Bund seine angekündigte Gesetzesinitiative wahr macht, werden im neuen Jahr
die 30 km/h-Zonenbereiche neu geordnet werden müssen. Dies hat voraussichtlich
Konsequenzen für die Haydnallee und die Speyerer Straße, die als
vorfahrtsberechtigte Straßen nicht mehr Bestandteil eines Zonenbereichs sein dürfen.
Umfassender
Reformprozess
Die
öffentliche Verwaltung befindet sich in einem umfassenden Reformprozess. Auf
allen Ebenen halten betriebswirtschaftliche Instrumente Einzug.
Unter
dem Stichwort „Neues Steuerungsmodell“ werden wir zum Jahresbeginn 2001 die
Budgetierung in weiteren Haushaltsbereichen einführen. Mehr Handlungsspielraum
erhalten die Verwaltungsmitarbeiter mit der Delegation des Anweisungswesens. Die
Kosten- und Leistungsrechnung wird das neue SAP-R3-Programm ab 2002 unterstützen.
Die
Informations- und Kommunikationstechnik des Rathauses ist seit 01. Juli auf dem
neuesten technischen Stand. 183.000 Mark wendete die Gemeinde auf, um das
Leistungsangebot der Verwaltung noch effektiver und kundenfreundlicher zu
machen. Der Ablauf eines auf fünf Jahre befristeten Leasingvertrages für die
alte EDV-Anlage erleichterte den notwendigen Wechsel.
An
das Verbundnetz der Gemeindeverwaltung ist jetzt auch der Bauhof angeschlossen,
sodass die dort erbrachten Leistungen direkt erfasst und abgerechnet werden können.
Auch die Hallenwarte der Fritz-Mannherz-Hallen dürfen im neuen Jahr mit
dieser technischen Neuerung rechnen.
Alle
Rathausbediensteten sind zwischenzeitlich über eine eigene E-Mail-Adresse
direkt erreichbar.
Mit
der Einführung eines Ratsinformationssystems wollen wir im neuen Jahr die
Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat neu organisieren.
Bei
der Verwaltungsarbeit eingesetzt werden neuerdings so genannte Pocket-PC´s.
Wundern Sie sich also nicht, wenn beispielsweise demnächst beim Ablesen des
Wasserverbrauches ein kleines elektronisches Gerät den seither üblichen
Schreibblock der Bauhofmitarbeiter ersetzt. Die erfassten Daten können
unmittelbar nach Abschluss der Aktion direkt in das EDV-Netz eingespeist werden
und ersparen die seither notwendige zeitaufwändige Erfassungsarbeit.
Mit
der Übernahme der Top-Level-Domain „reilingen“ ist unsere Verwaltung unter www.reilingen.de
leichter im Internet zu finden. Das Layout unserer Homepage wurde
bedienungsfreundlicher gestaltet und hat einen ansprechenderen Touch erhalten.
Weitere Formulare können am heimischen Monitor ausgefüllt und ausgedruckt
werden. Die Internetseiten der Gemeinde erfreuen sich seit dem Web-Release Mitte
des Jahres steigender Akzeptanz. Die bevorstehende Einführung der digitalen
Signatur eröffnet weitergehende Möglichkeiten, Dienstleistungen der Gemeinde
an online-Prozesse anzupassen. (sg.
E-Commerce)
Für
unsere Bürger sicher erfreulich ist der Umstand, dass das örtliche Grundbuch
weiterhin in Eigenregie geführt wird und damit ein Stück gewohnter Bürgernähe
erhalten bleibt. Den Zentralisierungsabsichten des Landes erteilte die
Ratsmehrheit eine eindeutige Absage, trotz einem erwarteten jährlichen Defizit
von wenigstens 72.000 Mark. Natürlich wird jetzt auch die Gemeinde die im Jahr
2001 anstehende Einführung des landesweiten Grundbuchs bewältigen müssen.
Allein für die EDV-Technik werden wenigstens 40.000 Mark zu veranschlagen sein.
Bei
all der Innovation zum verbesserten Verwaltungshandeln wurde auch der Außendienst
nicht vergessen. Sein Fuhrpark ist um eine Kehrmaschine angewachsen.
Unsere
Nachbarstadt Hockenheim wird zum 01. Januar 2001 Große Kreisstadt. Sie übernimmt
damit auch für unsere Gemeinde weitere Zuständigkeiten vom Rhein-Neckar-Kreis,
wie beispielsweise das Ausländerwesen. 25 Jahre nach Bildung der vereinbarten
Verwaltungsgemeinschaft bedeutet dies eine weitere Aufwertung unseres
Verwaltungsraumes und natürlich auch ein Mehr an Bürgernähe.
Gelebte
Solidarität
„Die
Demokratie lebt vom Ehrenamt“, hat schon der erste Bundespräsident einst
ebenso knapp wie deutlich formuliert. Freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeit
umfasst nahezu alle Bereiche unserer Gesellschaft und des Staates. Ohne das
breite ehrenamtliche Engagement wäre das vielfältige kulturelle Leben unserer
Gemeinde nicht nur ärmer, sondern wohl auch kaum realisierbar. Auch unsere örtliche
Gemeinschaft verfügt über eine große Anzahl solcher Aktivposten einer
freiheitlich demokratischen Grundordnung.
Für
ihr herausragendes bürgerschaftliches Engagement konnten Siegfried von Sagunski
und Friedrich Kief mit der Bürgermedaille der Gemeinde Reilingen ausgezeichnet
werden.
Träger
einer Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ist nun auch Peter Hartmann, der
sich für den Reilinger Vogel- und Tierpark eingesetzt hat.
Die
silberne Ehrennadel des Gemeindetages Baden-Württemberg erhielten Peter Schell
und Karl Bickle, die sich seit zwei Jahrzehnten im Gemeinderat für eine lebens-
und liebenswerte Heimatgemeinde einsetzen.
Den
Rahmen dieses Jahresrückblicks sprengen würde die Aufzählung all der Bürgerinnen
und Bürger, deren Verdienste Gemeinde und Kultur- und Sportgemeinschaft am jährlichen
Ehrungsabend gewürdigt haben. Blutspendern, verdienten Vorstandsmitgliedern und
Sportlern danke ich für ihre Bereitschaft zu motiviertem, uneigennützigem
Handeln zu Gunsten unserer Gemeinschaft.
Nicht
verkennen möchte ich, dass das Verhältnis eines zunehmenden Teils der Bevölkerung
zu ihrem Gemeinwesen in den letzten Jahren eher distanzierter geworden ist, dass
viele eher in Ruhe gelassen werden wollen. Möglicherweise haben wir selbst ein
Stück dazu beigetragen, dass mancher auch bequem und uninteressiert geworden
ist. Es muss daher unser aller Bemühen sein, wieder das Interesse zu wecken,
sich zu gemeinsamer Verantwortung zu bekennen und hierzu einen aktiven Beitrag
zu leisten. Ein Beitrag der Jugend könnte beispielsweise die Bildung eines
Jugendgemeinderates sein. Dies ist derzeit im Gespräch und wohl vom Ergebnis
einer Umfrage unter den 14 bis 18-jährigen Schülern und Auszubildenden abhängig.
Über
50 Vereine sorgten auch im Jahr 2000 wieder für einen prall gefüllten
Terminkalender. Zahlreiche Großveranstaltungen zogen Tausende von Besuchern an.
Zu den Höhepunkten des kulturellen Veranstaltungsangebotes zählt sicher das am
Palmsonntag aufgeführte Passionsspiel, das der evangelische Kirchenchor als älteste
Reilinger Vereinigung zum 125jährigen Bestehen initiierte.
Eine
tolle Resonanz hatte das 20. Straßenfest als Gemeinschaftsveranstaltung aller
Reilinger Vereine. Herausragend war auch die Leistungsschau des Bundes der
Selbständigen.
Klassische
Jubiläen feierten der Landfrauenverein (50.), der Reiterverein (75.), der
Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr (75.) und die Jugendfeuerwehr (25.).
Ein
viertel Jahrhundert zurück liegt die feierliche Einweihung der konfessionellen
Kindergärten St. Anna und Friedrich-Oberlin.
Auf
die entstandenen Bindungen mit unserer französischen Partnergemeinde Jargeau
konnten wir auch im Jahr 2000 bauen. Zahlreiche Kontakte und ein Jugendaustausch
förderten das gegenseitige Verständnis für eine gemeinsame europäische
Identität.
Dank
und Anerkennung
Zum
bevorstehenden Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel ist es mir ein besonderes
Anliegen, mich bei Ihnen allen für Ihr Interesse und Ihr Verständnis für auch
manchmal unangenehme Entscheidungen zu bedanken.
Mein
Dank gilt auch allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die in sozialen
Einrichtungen, in den Kirchengemeinden oder in Vereinen, in Feuerwehr,
Hilfsorganisationen und vielen weiteren bürgerschaftlichen Initiativen,
ehrenamtlich ihre Freizeit und ihre Persönlichkeit eingebracht haben. Sie alle
geben uns ein positives Beispiel für ein Stück gelebter Solidarität.
Ich
möchte mich schließlich bei allen bedanken, die in kommunalen Gremien, in der
Verwaltung oder aus eigener Initiative örtliche Aufgaben wahrgenommen haben und
für ihre Mitbürger da waren, wenn sie gebraucht wurden.
Die
bevorstehenden Feiertage sollen Ihnen viel Freude und Zeit dafür bringen, sich
wieder auf das Wesentliche zu besinnen und Kraft für das neue Jahr zu tanken.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein friedvolles Weihnachtsfest und ein
in jeder Hinsicht gutes, erfreuliches und damit auch zufriedenstellendes neues
Jahr.
Ihr
Walter
Klein
Bürgermeister
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