Geschichte
Jahresberichte
Das
Gemeindegeschehen im Jahr 1977
Original
Kurzfassung
- Das Gemeindegeschehen im
Jahr 1977
Weichen für die Zukunft galt es im Jahr 1977 zu stellen.
In Auftrag gegeben wurde die Herstellung der Stichwege im Baugebiet Nord-West,
der Straßenbau „Kurze Lach“ und Kanalbauarbeiten zur Sanierung der unteren
Hauptstraße, wofür insgesamt 451.000,-- Mark aufzuwenden waren. 197.000,--
Mark kostete der Straßenbau im Gewerbegebiet „Hägebüch II“.
Baufreigabe
für das Wohnbaugebiet „Kurze Lach“ war schon im Frühjahr. Bauplatzzuwachs
gab es auch am Königsberger Ring. Rechtskräftig wurde der Bebauungsplan „Hägebüch
II“ im Dezember.
An
kostengünstiges Auffüllmaterial für den Straßenbau kam die Gemeinde durch
einen Sandabbau in Anteilung I/7 des Gemeindewaldes.
In
die Schubladen wanderten die Pläne zur Erweiterung oder gar Neubau des
Rathauses, da der Gemeinde dringendere Probleme ins Haus stehen. Provisorisch
behalf sich die Verwaltung mit internen Arbeitsverlagerung und einer Renovierung
der Arbeitsräume.
In
Zukunft werden die Reilinger Abwässer in die Großkläranlage Hockenheim übergeleitet.
Beschlossen
hat der Gemeinderat, im Hof des Riegler-Hauses ein Feuerwehrgerätehaus zu
errichten. Die freiwillige Feuerwehr wird jetzt per Funk alarmiert.
Die
politische Gemeinde beteiligt sich an den Renovierungskosten der evangelischen
Kirche und beim Neubau des katholischen Jugendhauses „Don Bosco“, das am 16.
Oktober eingeweiht werden konnte.
Mit
Ablauf des Monats August wurde die gemeindeeigene Mülldeponie am Bohnenbuckel
stillgelegt. Die Abfälle entsorgt jetzt der Rhein-Neckar-Kreis. Seit September
wird der Abfall zur Umladestation Ketsch gebracht. Die Abfallbeseitigung
verteuert sich ab 01. Oktober auf 11,50 Mark/monatlich für die große Tonne und
DM 8,20 Mark für den 120 Liter Eimer.
Die
Bundespost wechselte ihren Standort von der Hauptstraße in die Schubertstraße.
Erhebliche Haushaltsmittel wendete die Gemeinde für einen ergänzenden
Linienbetrieb per Taxi nach Hockenheim auf.
Dies
wurde aber offensichtlich von den Bürgern nur wenig honoriert.
Der
Hausfrauenbund feierte sein 25jähriges Bestehen, der MGV 1902 sein 75jähriges
Jubiläum und der Sängerbund seinen 80. Geburtstag. Einen 6. Platz bei den
Ringer-Weltmeisterschaften in Goetheborg errang Reilingens Spitzenringer,
deutscher Meister und wahrscheinlicher Olympiateilnehmer in Moskau, Erich Klaus.
Fußball-Militärweltmeister Kurt Eigl ist erster Träger der großen Reilinger
Goldmedaille.
Nicht
die erhoffte Resonanz hatte das 22. Fest der Dorfgemeinschaft in der Reithalle,
weshalb man sich über eine Neukonzeption Gedanken machen will.
Mit
der Eröffnung einer Altentagesstätte in Gemeinderegime im Franz-Riegler-Haus
konnte eine Lücke in der Altenarbeit geschlossen werden.
Als
Problembereiche und Vorhaben des Folgejahres 1978 wurden genannt:
Die
Überleitung der Abwässer zur Hockenheimer Kläranlage, umfangreiche Kanalbaumaßnahmen
mit einem Volumen bis zu 8 Mio. Mark, die Erschließung von Gewerbegelände und
der Bau eines Feuerwehrgerätehauses.
Amtierender
Bürgermeister war im Jahr 1977 Hermann Kief. Die Einwohnerzahl zum Jahresende
lag bei 5.700 Einwohnern, 190 mehr als im Vorjahr.
Originalbericht verfasst von Bürgermeister Hermann Kief
Liebe
Mitbürgerin, lieber Mitbürger!
Das
für unsere Gemeinde nicht unbedeutende Jahr 1977 neigt sich seinem Ende zu.
Sicherlich sind Ihnen die "Höhen und Tiefen noch in sehr guter Erinnerung,
durch welche unsere örtliche Gemeinschaft zu gehen hatte. Wir haben Ihnen durch
das Ortsblatt auch in diesem Jahr einen optischen Überblick über die
Ereignisse während der vergangenen zwölf Monate zur Verfügung gestellt. Zum
Jahresabschluss nutzen wir die sich bietende Gelegenheit; die wesentlichsten
Geschehnisse noch einmal Revue passieren zulassen und das
"Geschaffene" kritisch zu betrachten.
Einwohnerzahl
steigend
Der
Einwohnerspiegel unserer Gemeinde zeigt einen steigenden Aufwärtstrend Nach dem
Stande vom 3.1,12. 1976 lebten hier 5.510 Einwohner, davon 301 Ausländer. Die
Fertigstellung zahlreicher Gebäude im Baugebiet Nord-West brachte einen beträchtlichen
Einwohnerzuwachs, so dass zum 15. 12, 1977 bereits eine Zahl von 5.682 EW
erreicht werden konnte und damit zu rechnen ist, dass bis zum Jahresende die
Gemeinde etwa 5700 Einwohner beherbergen dürfte. Beim Einwohnermeldeamt waren
249 Wegzüge und 423 Zuzüge bis 15. 12, zu registrieren. Bis zu diesem
Zeitpunkt galt es 49 Geburten und 57 Sterbefälle zu verzeichnen.
Auf
dem Bausektor wurden erneut Weichen für die Zukunft gestellt. Hier lagen
Arbeitsvergaben für den Bau der Stichwege im Baugebiet "Nord-West" im
Wert von 112. 000 DM und für den Straßenbau im Baugebiet "Kurze
Lach" von 169. 000 DM , jeweils an die Firma Gerhard Hoffmann. Reilingen.
vor. Für Kanalbauarbeiten zur Sanierung der unteren Hauptstraße bis zum
Anschluss an den künftigen Hauptsammler Süd durch die Fa. Seiler, Sandhausen,
waren rund 170, 000 DM aufzuwenden. Durch eine andere Trassenführung des
Hauptsammlers Süd konnten erhebliche Einsparungen vorgenommen werden. Auf der
Strecke blieb dafür in diesem Zusammenhang das Projekt "Sanierung
Schulstraße", da sich eine Kanalführung durch diesen Straßenzug erübrigte.
In Abt. I/7 des Gemeindewaldes betrieb man einen Sandabbau, um Auffüllmaterial
vornehmlich für den Straßenbau der Siemensstraße und innerhalb des
Neubaugebiets . "Kurze Lach" preisgünstig zur Verfügung zu haben.
Die, Straßenbauarbeiten im 1. Teilbereich des Baugebiets "Hägebüch
II" erhielt die Firma G. Hoffmann hier zugesprochen. Kostenaufwand 197. 000
DM. Für dieses Gebiet und auch im Bereich der "Kurzen Lach" konnte
die' Straßenbeleuchtung fertiggestellt werden. Im Rathaus, der SchillerSchule
und an den gemeindeeigenen Gebäuden Speyerer Straße 42 und 44, sowie der
Hauptstraße 25 waren kostenintensive Renovierungsarbeiten erforderlich. Zur
Verbesserung des Fernmeldenetzes war der Aufbruch verschiedener Gehwege
notwendig. Die Arbeiten konnten zwischenzeitlich abgeschlossen werden. Der vorläufige
Abschluss von Erschließungsmaßnahmen im Baugebiet "Kurze Lach" ermöglichte
schon im Frühjahr die Baufreigabe der reizvoll gelegenen Bauplätze. Ein
Bauplatzzuwachs war auch am Königsberger Ring zu verzeichnen. Durch
Neuaufteilung gewann man einige baureife Grundstücke, die bereits an Bauwillige
veräußert sind und mit deren Verbauung sicherlich im nächsten Jahr gerechnet
werden darf. Relativ kurz, bezogen auf das Genehmigungsverfahren
"Nord-West" , war das Bauleitplanverfahren zur Schaffung von weiterem
Gewerbegelände. Die örtliche Entwicklungsplanung sah hierfür den Bereich der
Gewanne Krautstücker, Hägebüch und Nachtwald (Teile ) vor. Das Planwerk
erlangte in der vergangenen Woche Rechtskraft, Die Baulandumlegung und Erschließung
erfolgt nach Bedarf, mit Wahrscheinlichkeit in Abschnitten.
In
die Schubladen wanderte der Gedanke zur Erweiterung oder gar Neubau eines
Rathauses , da der Gemeinde dringendere Probleme ins Haus stehen und sich die
augenblickliche Raummissere durch interne Umschichtung und Renovierung der
Arbeitsräume lösen ließ.
Eine
eigenständige Kläranlage
wird
es in unserer Gemeinde nicht mehr lange geben. Der Grundsatzbeschluss, die Abwässer
in der Zukunft in die Großkläranlage Hockenheim überzuleiten, faßte unser
Gemeinderat in seiner letzten Gemeinderatssitzung im alten Jahr. Wenige Gründe
sprechen dagegen; viele , vor allem finanzielle Aspekte, die wir schon mehrfach
im Amtsblatt darlegten, sprechen für einen derartigen Beschluss.
Eine
Erleichterung für die Landwirtschaft bringt die in diesem Jahr fertiggestellte
verbreiterte Einfahrt des Hertenwegs in die Hockenheimer Straße . Vorteile
bieten sich dadurch auch für Autobesitzer, für die neue Parkplätze zur Verfügung
stehen.
Feuerwehrgerätehaus
wird gebaut
Der
Gemeinderat beschloss den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses, das im Hofe der
Franz-Riegler-Schule erstellt werden soll. Die Feuerwehr konnte im Laufe des
Jahres mit einer stillen Alarmierung über Funk ausgestattet werden, so dass im
Brandfall lediglich die Rufnummer 110 zu wählen ist und ein ungestörtes
Arbeiten ermöglicht wird.
Der
Renovierung der Evang. Kirche kamen ebenso Zuschüsse zuteil, wie dem Neubau des
Kath. Jugendheimes "Don Bosco", das am 16. 10. eingeweiht werden
konnte.
Einen
neuen Gemeindepfarrer erhielt die evang. Kirchengemeinde, Pfrv. Epperlein löste
Pfarrer Welker bzw. Pfrv. Wolff ab, die sich seit Oktober d.Js. anderen Aufgaben
widmen.
Abfallbeseitigung
verteuert
Mit
dem Rhein-Neckar-Kreis schloss die Gemeinde eine Vereinbarung ab hinsichtlich
des Einsammelns und Beförderns der Abfälle, nachdem die gemeindeeigene Mülldeponie
am Bohnenbuckel mit Ablauf des Monats August 77 stillzulegen war. Dies hatte zur
Folge, dass für die Abfallbeseitigung künftig nur noch Großmülltonnen und
Container im gesamten Gemarkungsbereich Verwendung finden. Seit September wird
der anfallende Abfall zur 7 km entfernt bei Ketsch gelegenen Müllumladestation
verfrachtet. Die Gebührenhaushalte für die Bereiche Abfallbeseitigung,
Abwasser, Hundehaltung und im Bestattungswesen waren den zwischenzeitlich geänderten
Verhältnissen anzupassen.
Zwei
Ministerbesuche jeweils am Anfang und Ende des Jahres galten unserer Gemeinde.
Landwirtschaftsminister Weiser hielt sich anlässlich einer Versammlung des
Landesverbandes badischer Tabakvereine in der Fritz-Mannherz-Halle in Reilingen
auf. Wirtschaftsminister Eberle war zu Gesprächen in Sachen "Neuverlegung
B 39 " nach Reilingen gekommen. Die Hoffnungen der Gemeinde konnte er
insofern erfüllen, als er zusicherte, sich für die Gemeinde zu verwenden. In
erster Linie geht es dabei um die Ausweisung des Geländebedarfs im Rahmen des
Flurbereinigungsverfahrens " Schnellbahntrasse MaStgt ", und um eine
bessere Einstufung der Straßenplanung auf Dringlichkeitsstufe I b .
Die
Bundespost ist seit Anfang des Jahres auch nicht mehr an ihrer alten Stelle in
der Hauptstraße zu finden. Sie hat sich ein neues Domizil in der Schubertstraße
geschaffen. Dort ist ein moderner Flachdachbau . entstanden, der den Wünschen
der Postkunden voll gerecht wird.
Für
die Verbesserung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs wendet der Gemeinderat
seit April erhebliche Haushaltsmittel auf, was von unseren Bürgern bislang nur
wenig honoriert wurde. Per Gemeinderatsbeschluss sind deshalb zum 1.12. die Spätkurse
um 20. 00 und 21. 00 Uhr wieder entfallen.
Reges
Vereinsleben
Unsere
Gemeinde hatte eigentlich schon immer ein reges Vereinsleben aufzuweisen. Der
Hausfrauenbund konnte am 4. Mai sein 25 jähriges Bestehen feiern. Vom 17. 20.
Juni. beging der MGV 1902 sein 75 jähriges Vereinsjubiläum. Mit 94 Vereinen
und über 5. 000 Sängerinnen und Sängern war dies das größte Fest aller
Zeiten und zugleich eine wahre Demonstration für den Chorgesang. Der MGV Sängerbund
1897 feierte am 29. Oktober sein 80 jähriges Vereinsjubiläum. Mit der
Verpflichtung des Schubertbundes Essen zu seinem Jubiläumskonzert traf der
Verein voll ins Schwarze, was über 1. 000 Zuhörer mit ihrem Besuch
honorierten. Dem verstorbenen Gardeminister Rudi Maier galt ein vom Reilinger KV
organisiertes Gardetanzturnier in Kirrlach, Es wurde ein totaler Erfolg für den
KVR. 26 Karnevälsgesellschaften hatten ihre besten Tanzgarden in die
Rheintalhalle geschickt. Einen 6. Platz bei den Ringer-Weltmeisterschaften in Göteborg
errang Reilingens Spitzenringer und wahrscheinlicher Olympiateilnehmer in Moskau
Erich Klaus. Also ein weiterer großer Erfolg nach dem deutschen
Meistertitel,
den er bereits im Frühjahr errang. Nicht die gewünschte und erhoffte Resonanz
hatte das 22. Fest der Dorfgemeinschaft. Offensichtlich Grund genug, sich über
eine mögliche Neugestaltung des Festes der Dorfgemeinschaft Gedanken zu machen.
Der mangelnden Motivation allein dürfte das finanzielle Fiasko sicherlich nicht
zuzuschreiben sein.
Notarztzentrale
verlegt
Die
Verlegung der seit 5 Jahren gut funktionierenden Notarztzentrale von Hockenheim
nach Schwetzingen zum 1. Oktober löste bei unserer Bevölkerung Bestürzung
aus. Ob die im Verbund mit den Nachbargemeinden ausgehandelte Lösung hält, was
von der kassenärztlichen Vereinigung zugesichert wird, bleibt abzuwarten.
Mit
der Eröffnung der gemeindlichen Altentagesstätte in der Franz-Riegler-Schule
konnte eine Lücke in der Altenarbeit unserer Gemeinde geschlossen werden.
Zur
Dezimierung der Arbeitslosenzahl machte die Gemeinde von der Möglichkeit von
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Gebrauch, die bislang gut angelaufen sind.
Der
Bürgerpark konnte eine andere Begrünung erhalten, wie auch der Ehrenfriedhof
neu gestaltet werden konnte.
Ein
Gemeinderatswechsel machte die Neuverpflichtung von Herrn Willibald Wilmers
erforderlich. Aus dem Gemeinderat schied GR Bernhard Krämer aus.
Vorschau
auf 1978
An
der Schwelle des Neuen Jahres stehen wir oftmals vor der Frage, was es uns wohl
alles bringen wird. Eine kleine Vorausschau auf Probleme und Vorhaben des Jahres
78 , die uns schon jetzt bekannt sind, geben wir Ihnen in der Folge.
Hier
ist in erster Linie der Umweltschutz zu nennen, der bis zum Jahre 1980 seinen
Tribut von uns allen fordern wird. Gilt es doch, bis zu diesem Zeitpunkt unser
Abwasser der Hockenheimer Kläranlage zuzuleiten, weil unsere Kläranlage
hoffnungslos überlastet ist und die chemische Reinigungsstufe nur für eine
kurze Übergangszeit genehmigt wurde. Bei den umfangreichen Kanalbaumaßnahmen,
die in naher Zukunft durchzuführen sind, werden ganz beträchtliche Geldsummen
erforderlich sein, wovon man leider hinterher nichts mehr sehen kann. Ein
kleiner Trost für uns, dass es anderen Gemeinden genau so ergeht.
Erfreulicherweise konnte zum Jahresschluss noch der Bebauungsplan Hägebüch II
genehmigt werden. Mit der Geländeumlegung zur Schaffung eines Gewerbegebiets
kann im kommenden Jahr begonnen werden. Für den Bereich Ortserweiterung
Nord-West ist der Ausbau der Gehwege vorgesehen. Als nächstes größeres
Bauwerk wäre das Feuerwehrgerätehaus zu nennen, wofür Land und Kreis
Beihilfemittel zu mehr als einem Viertel des Gesamtaufwandes in Aussicht stellen
konnten. Diese Kapitalanlage kommt letztlich den Hausbesitzern zu Gute, die mit
viel Mühe und erheblichem Aufwand ein Eigenheim erstellen konnten, da, nur
durch eine gut ausgebildete und ebenso gut ausgerüstete Feuerwehr gesichert
werden kann.
So
bleibt mir nur noch allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein besinnliches
Weihnachtsfest, einen guten Jahresausklang und ein erbauliches Jahr 1978 zu wünschen.
Ihr
Hermann
Kief
(Bürgermeister)
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