Genau
wie der Zeiger einer Uhr ständig nach vorne rückt, so rückt das Ende des
Jahres 1976 immer näher.
Ein
willkommener Anlass also, auf das ablaufende Jahr zurückzublicken.
Unsere
Gemeinde hatte sich im Jahr 1976 sehr viel vorgenommen, galt es doch, der
abgeflachten Konjunktur durch die Erschließung des Baugebietes Ortserweiterung
„Nord-West“ einen Aufwind zu geben, um für den örtlichen Handel und
Handwerk Schrittmacherdienste zu leisten, an dem sich auch die Nachbarschaft
beteiligt, wie es sich jetzt abzeichnet.
Der
Ausbau der Straßen wurde den Firmen Ritzhaupt KG, Wiesloch und Gerhard Hoffmann
GmbH, Reilingen, zu einem Gesamtpreis von 409.000,-- DM vergeben. Doch bevor mit
diesen Arbeiten begonnen wurde, herrschte bereits ein sehr reger Grundstücksverkehr,
so dass man zum jetzigen Zeitpunkt kaum noch einen Bauplatz erwerben kann.
Daraus ergibt sich, dass die Gemeinde in naher Zukunft ein überproportionales
Wachstum haben wird, ein Ausfluss der im Grundgesetz der Bundesrepublik
Deutschland garantierten Freizügigkeit. Soweit die einzelnen Bauherren Fertighäuser
erstellten, steht ihr Einzug unmittelbar bevor. Es wurde deshalb Vorsorge
getroffen, dass die Straßenbeleuchtungsanlagen fertiggestellt werden.
Mit
der Erweiterung der Friedrich-von-Schiller-Schule um sechs Schulräume wurden
die erforderlichen infrastrukturellen Maßnahmen rechtzeitig eingeleitet, so
dass am 16.08.1976 zum Schuljahresbeginn 1976/77 der Schulbetrieb in vollem
Umfang aufgenommen werden konnte. Um den Schulweg sicherer zu machen, hatten die
zuständigen Verkehrsbehörden ein Einsehen und genehmigten an der Wilhelmstraße
die Einrichtung eines Fußgängerüberweges.
Zur
Erzielung einer besseren Reinigungsleistung der Kläranlage beschloss der
Gemeinderat den zusätzlichen Einbau einer chemischen Reinigungsstufe, die seit
Mitte des Jahres in Betrieb ist und seitdem eine wesentlich bessere „Qualität“
des Abwassers erbringt.
Die
Kraichbachbrücke am Hertenweg musste erneuert werden, die von der Firma Stefan
Haag, hier, in Stahlbeton bei einer Länge von 12,40 m und einer Breite von 7,00
m bei beiderseitigem Schrammbord von 0,20 x 0,50 m ausgeführt wurde.
Mit
dem Bau der Neubaustrecke der Deutschen Bundesbahn Mannheim-Stuttgart hatte sich
der Gemeinderat zu beschäftigen, die unseren westlichen Gemarkungsbereich in
einer Länge von 1.700 m durchziehen wird. Man befasste sich hierbei besonders
mit den Bestimmungen des Umweltschutzes, denn wenn die Schnellbahn einmal gebaut
sein wird, muss die Umwelt mit ihr leben, so dass die nachfolgenden Generationen
kaum noch Chancen haben werden, Verbesserungen der Umweltverhältnisse zu
erreichen.
Unter
diesem Aspekt ist auch die Neutrassierung der L 599 zu sehen, die eine
Verbesserung der Verkehrsverhältnisse im Verwaltungsraum Hockenheim zum Ziele
hat. Wenn die Neubaustrecke ein gemeinsames Flurbereinigungsverfahren der
Gemeinden Altlußheim, Neulußheim und Reilingen zur Folge hat, darf die
Ostumgehung Reilingens der L 599 nicht daran scheitern, dass hierfür Mehrkosten
für die Anbindung an den Bundesautobahnzubringer der B 39 von rund 6 Millionen
DM entstehen. Hier muss vor allen Dingen berücksichtigt werden, dass auch die
beiden Lußheimer Gemeinden eine Verkehrsentlastung erfahren.
Die
Anlegung weiterer Grabflächen für Einzel- und Doppelgräber unterhalb der
Leichenhalle war ebenfalls ein Anliegen des Gemeinderates. Dazu war die
Abgrenzungshecke zwischen altem und neuem Friedhofsteil zu erneuern. Anstelle
von Grabeinfassungen in herkömmlichem Sinne werden in diesem Teilbereich
Waschbetonplatten verwendet werden.
Das
aufgestellte Modernisierungsprogramm zur Fortführung der Renovierung der
Gemeindehäuser konnte im laufenden Haushaltsjahr eingehalten werden, indem die
Häuser Zeppelinstr. 17/Wilhelmstr. 13 einen Umbau erfuhren; unter
Inanspruchnahme von Landeskreditbank-Darlehen in Höhe von je 40.000,-- DM.
Mehreren
Firmen konnte Gewerbegelände für eine Betriebserweiterung zur Verfügung
gestellt werden.
Nach
einem Rechtsstreit, der sich über mehr als 10 Jahre erstreckte, obsiegte die
Gemeinde, so dass für das Baugebiet „Kurze Lach“ die Kanalisierungsarbeiten
und das erforderliche Frischwasser verlegt werden konnten, um Anfang 1977 mit
dem Straßenbau zu beginnen.
Für
die vor 11 Jahren in Betrieb genommene Friedrich-von-Schiller-Schule war eine
teilweise Erneuerung der Isolierglasscheiben erforderlich, wofür erhebliche
Haushaltsmittel bereitzustellen waren. Für die Fritz-Mannherz-Halle beschloss
man den Einbau eines Windfanges.
Der
Umbau des Martin-Luther-Hauses der Evang. Kirchengemeinde, wie auch der Neubau
des Jugendheimes der Kath. Kirchengemeinde, erfuhren eine Bezuschussung, nachdem
dort Jugendgruppenräume geschaffen wurden, bzw. werden, die für die Jugend
eine bessere Freizeitgestaltung ermöglichen.
Im
nunmehr abgelaufenen Jahr konnten drei Vereine, nämlich der Musikverein
Harmonie, Obst- und Gartenbauverein sowie der Brieftaubenverein Luftpost ihr 50jähriges
Vereinsbestehen feiern. Eine sehr rege Vereinstätigkeit ist bei sämtlichen örtlichen
Vereinen festzustellen. Besonders hervorzuheben ist der am 21.02.1976 erfolgte
Aufstieg des Athletenvereins 1889 Reilingen gegen den Rivalen Baiernfurth in die
höchste Deutsche Ringerklasse, der damit den einzigen Vertreter Nordbadens
stellt und in der laufenden Saison einen achtbaren Tabellenplatz einnimmt. Nicht
unerwähnt bleiben darf die Teilnahme der Gardemädchen des Karnevalvereins Käskuche
an den Deutschen Meisterschaften in Karlsruhe.
Mit
der Einweihung des zweiten und dritten Tennisplatzes am 15.05.1976 setzte der
TVR neue Akzente.
Zur
Sicherstellung der Wasserversorgung im Zweckverband Wasserversorgung Südkreis
Mannheim ist zu registrieren, dass im Berichtsjahr die Arbeiten zum Bau des 3.
Wasserbehälters mit einem Fassungsvermögen von 2.400 m³ abgeschlossen werden
konnten mit einem Kostenaufwand von 1,3 Mio. DM. Wäre diese Initiative der
Mitglieder des Zweckverbandes nicht rechtzeitig erkannt worden, hätte man beim
diesjährigen Jahrhundertsommer sicherlich einen bösen Einbruch erlitten.
Die
vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft zwischen der Stadt Hockenheim und den
Gemeinden Altlußheim, Neulußheim und Reilingen steht nun an der Schwelle des
3. Jahres und erwies sich bislang als sehr nützlich. Wenn man von einer bürgernahen
Verwaltung sowohl der Baurechtsverwaltung als auch der Unteren Verwaltungsbehörde
sprechen kann, dann bestand sie hier bereits ihre Bewährungsprobe.
Wenn
man bei der hier bestehenden regen Bautätigkeit den Bürgern der oftmals
beschwerliche Weg nach Mannheim erspart blieb, ganz angesehen davon, dass die
Stadt Hockenheim durch die Übertragung der Aufgaben einer Unteren
Verwaltungsbehörde insofern eine Aufwertung erfuhr, als damit erhöhte
Finanzzuweisungen verbunden sind. Der Gemeinsame Ausschuss beschloss die
Aufstellung eines gemeinsamen Flächennutzungsplanes, der jeder Gemeinde eine
Weiterentwicklung zu garantieren hat.
Mit
der Einleitung des Bauleitplanverfahrens „Hägebüch II“ wurden neue Akzente
für eine Gewerbeansiedlung gesetzt, um zugleich auch die Möglichkeit zu haben,
störende Betrieb des alten Ortskerns dort unterzubringen.
Die
Einwohnerzahlentwicklung konnte bei nur 37 Geburten und 61 Sterbefällen durch
erhöhte Zuzüge in etwa konstant gehalten werden, wenngleich der Wohnbauflächenbedarf
des Regionalplanentwurfs für den Verwaltungsraum Hockenheim
entwicklungsbedrohend ist.
B l i c k a u f
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Die
Daseinsvorsorge wird im kommenden Jahr von jedem Bürger ihren Tribut fordern.
Das Landesabfallgesetz wird mit Ablauf des 30. Juni 1977 das Tor unserer Mülldeponie
schließen. Der in der Gemeinde anfallende Müll wird demzufolge ab der 2.
Jahreshälfte zur Südmüll-Umschlagstation Ketsch gefahren werden müssen, eine
Maßnahme, die die anderen Gemeinden in gleichem Maße treffen wird. Mit dem
Rhein-Neckar-Kreis wird man jedoch eine Vereinbarung treffen, die das Abladen
von sterilem Bauschutt und Erdaushub bei der Gemeinde ermöglichen wird.
Daraus
folgert, dass unsere Bürger künftig tiefer in Tasche werden greifen müssen.
Für
die Abwasserbeseitigung wird man die Gebühren ebenfalls nicht mehr halten können,
nachdem der Bau des Hauptsammlers „Süd“ den Gemeindehaushalt in erheblichem
Umfange strapazieren wird. Für den Schutz unserer Umwelt wird man deshalb noch
mehr als bisher tun müssen.
Auf
dem Bausektor wird sich auch im kommenden Jahr einiges tun. So ist an die
Erweiterung des Rathauses gedacht. Durch die 4. Änderung des Bebauungsplanes
„Ortserweiterung West“ werden
am Königsberger Ring weitere Grundstücke für eine Wohnbebauung geschaffen
werden.
Im
Zuge des Ausbaus „Hauptsammler Süd“ denkt man zugleich an eine Sanierung
der Schulstraße.
Das
Postamt wird schon in absehbarer Zeit in den Neubau an der Ecke Schubert-/Friedens-straße
verlegt werden.
Das
Fernmeldenetz der Gemeinde im alten Ortsbereich wird eine Verbesserung erfahren.
Die
Feuerwehr wird eine Umstellung auf Funkalarmierung erhalten.
Für
den öffentlichen Personennahverkehr muss eine Verbesserung erreicht werden. Die
Verwaltung ist zusammen mit dem Nahverkehrsausschuss der Gemeinde ernstlich bemüht,
hier eine wirksame Erleichterung für unsere Bürger zu schaffen.
Es
würde den Rahmen dieser Ausführungen sprengen, wenn ich Ihnen jetzt meine
Vorstellungen für die Entwicklung bis in die 80er Jahre detailliert vortragen
wollte, aber Sie können davon ausgehen, dass die bisherige positive Entwicklung
unserer Gemeinde konsequent fortgesetzt werden wird. Bei dem Umfang der
bestehenden Fakten darf ich trotzdem auf eine verständnisvolle weitere
Zusammenarbeit innerhalb unseres Gemeinwesens hoffen.
So ist es
mir aus Anlass des bevorstehenden Weihnachtsfestes und Jahreswechsels ein ganz
besonderes Anliegen, allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern der Gemeinde frohe
und erholsame Tage , einen guten Jahresausklang sowie einen guten Start für das
Jahr 1977 zu wünschen.